Wo man in Gerstetten Wärme einsparen und Wärmenetze bauen kann
Die Themen Heizen ist in aller Munde und die Unsicherheit mitunter groß. Die Gemeinde Gerstetten möchte die Bürger damit nicht allein lassen. Am Dienstagabend entschied der Gemeinderat, in Zusammenarbeit mit der Hochschule Aalen einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen. Was der vorsieht, erläuterte Verena Täumer von der Beratungsstelle für kommunale Wärmeplanung Ostwürttemberg, die an der Hochschule angesiedelt ist.
Zunächst erläuterte Täumer die Notwendigkeit für die Wärmewende: „Die chronologische Darstellung der Temperaturverläufe zeigt, dass kühle Phasen seit Ende der 90er Jahre abgenommen haben und mittlerweile eigentlich weltweit nicht mehr vorkommen.“ Es gebe zwei klimapolitische Optionen. „Wir machen weiter wie bisher, dann werden wir die Erderwärmung drastisch steigern. Oder man verfolgt ein anderes Ziel.“ Das Ziel der Bundesregierung in Bezug auf Wärme sei klar: Bis 2030 soll 50 Prozent klimaneutrale Wärme genutzt werden. Aktuell liege man bei 17 Prozent.
Die Gebäude in Gerstetten werden unter die Lupe genommen
Ein kommunaler Wärmeplan soll die Grundlage bilden, um eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen, also ein Fahrplan dazu, so Täumer weiter. Zunächst wird es darum gehen, den Bestand zu analysieren. Dafür sollen unter anderem sämtliche öffentliche Gebäude in der Gemeinde unter die Lupe genommen werden, was Gebäudetypen, Baujahr und Energieverbrauch angeht. „Die Wärmewende erfordert zunächst eine drastische Reduzierung des Wärmebedarfs der Gebäude“, so Täumer. Also werden im nächsten Schritt Potenziale zur Energieeinsparung für Raum- und Prozesswärme sowie Warmwasser in den Sektoren Haushalte, Gewerbe-Handel-Dienstleistungen, Industrie und öffentlichen Liegenschaften ermittelt.
Wo sind Wärmenetze in Gerstetten sinnvoll?
Trotz aller Einsparungen wird man natürlich auch künftig erhebliche Mengen an Energie für die Wärmeversorgung brauchen. „Diese soll nach und nach möglichst vollständig aus unterschiedlichen erneuerbaren Energien und Abwärme gedeckt werden, um den Gebäudebestand klimaneutral zu machen“, so Täumer. Gelingen soll das etwa durch die Ermittlung von geeigneten Gebieten in der Gemeinde für Wärmenetze. Herauskommen soll am Ende eine Wärmewendestrategie mit mindestens fünf individuellen Handlungsvorschlägen. „Jede Kommune entwickelt mit dem Wärmeplan ihren eigenen Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung.“
Die großen Kreisstädte müssen den Regierungspräsidien bis zum 31. Dezember einen Wärmeplan vorlegen. „Für uns ist es nicht verpflichtend, aber wir sind gut beraten, im Sinne der Bürger auch einen Plan voranzubringen“, so Ortsbaumeister Bernd Müller. Zumal er vom Umweltministerium gefördert wird. Die Kosten auf die Erstellung des Wärmeplans werden auf rund 92.000 Euro geschätzt. Eine Förderung in Höhe von 60.000 Euro wird gewährt. „Somit kann mit der Maßnahme begonnen werden.“ Im ersten Schritt wäre es laut Müller sinnvoll, das Potenzial für Wärmenetze zwischen Kindergarten, Schule und Halle in jedem Ortsteil zu prüfen. Hier seien durchweg nicht die neuesten Heizanlagen in Betrieb. Müller rechnet mit einem Jahr für die Erstellung des gesamten Wärmeplans.
Ortsbaumeister Müller: "Ohne Plan geht es nicht"
Georg Jäger dauert das zu lange. „Planungssicherheit hat für die Leute oberste Priorität. Sie müssen wissen, ob und wo was kommt. Jetzt bekommt man staatliche Subventionen, deshalb überlegen die Leute jetzt, ob es sich lohnt in eine neue Heizung zu investieren.“ Anders als Glasfaser könne man Wärmeleitungen nicht irgendwo und ohne Plan einbauen, so Müller dazu. „Da sind die Kosten viel höher. Ohne einen Plan geht es bei der Nahwärmeversorgung nicht.“ Werner Häcker sprach sich auch für Eile, aber doch auch für eine konkrete Wärmeplanung aus. Man sollte jedes Gebäude, sowohl den Altbestand als auch Häuser in Neubaugebieten, in den Blick nehmen. „Es ist wichtig, dass wir den Leuten eine Perspektive aufzeigen, damit sie sehen: Es geht etwas voran.“