Wildbadquelle

An einer badenden Frau scheiden sich im Giengener Rat die Geister

Wieviel darf eine Skulptur kosten? Oder: braucht man in der Unteren Marktstraße in Giengen bei der Umgestaltung der Wildbadquelle überhaupt eine? Antworten gab es auf die Fragen im Giengener Gemeinderatsausschuss. Einen Beschluss aber nicht.

An einer badenden Frau scheiden sich im Giengener Rat die Geister

Heute erinnert nur noch eine Glaseinhausung an einen Ort, an dem Stadtgeschichte geschrieben wurde: Die Wildbadquelle liegt in der Unteren Marktstraße, dort westlich vor Hausnummer 88. Sie ist eine natürliche Quelle und diente früher als Badestätte für die Giengener Einwohnerinnen und Einwohner. Sie wurde über mehrere Jahrhunderte betrieben. Der erste Eintrag in der Giengener Chronik zum Wildbad ist auf 1534 datiert. "Die Wildbad soll repariert werden" ist das zu lesen. Betrieben wurde das Bad bis 1906, dazu gab es auch eine Wirtschaft, in der Bäder erworben werden konnten.

Quelle wurde vor vier Jahrzehnten wieder freigelegt

In den 1980er-Jahren wurde die Quelle wieder freigelegt und mit einem Glashäuschen überbaut. "Aufgrund der fast verebbten Quellschüttung und der regelmäßigen Beschädigungen soll das Quellhäuschen abgebaut werden", sagte Helmut Schönberger in der Sitzung des Gemeinderatsausschusses für Umwelt, Planung und Technik am Donnerstag. Im Zuge der Sanierung der Unteren Marktstraße hat die Verwaltung vor, auch die Wildbadquelle freundlicher zu gestalten. Planungsaufgabe sei es gewesen, eine freundlichere Gestaltung der Wildbadquelle zu schaffen, die weiterhin zum Verweilen einlädt. Dafür wurde vorgeschlagen, die Quelle mit einem Schacht zu überbauen, deren Abdeckung in einem Pflanzbeet liegt. Umschlossen werden soll dies mit einer runden Sitzbank aus Sichtbetonelementen und Robinienholzauflagen.

"In einer Aussparung der Sitzbank ist ein künstlerisches Element vorgesehen", so Schönberger. Vom beauftragten Planungsbüro wurde die Skulptur „Badende“ vorgeschlagen. Alternativ könne ein Kunstwettbewerb ausgelobt werden. Als geschichtliche Informationsquelle sei eine mit Info-Text und QR-Code bedruckte Metallstele geplant.

Die Gesamtkostenschätzung betrage inklusive Nebenkosten 140.000 Euro. Der Kunstwettbewerb in Höhe von 10.000 Euro sei jedoch hierin noch nicht enthalten. Für die Umsetzung seien im Etat für dieses Jahr Mittel in Höhe von 150.000 Euro vorgesehen. Darin inbegriffen: 50.000 Euro für die Skulptur.

Lob für Konzept, Kritik an Kunst

Ob, wann und wie die Planung umgesetzt wird, ist offen. Zur Ausführung wurde keine Entscheidung getroffen. Die Meinungen waren unterschiedlicher Natur. Nicht hinsichtlich der Erneuerung an besagter Stelle. Dr. Erwin Kleemann (Unabhängige/Grüne), Gaby Streicher (SPD) oder Ute Goppelt (SPD) lobten Konzept und die Idee, eine Skulptur aufzustellen. Es wurde auch angeregt, den Schöpfer der Panscherbrunnen-Figur anzufragen. Jörg Bayer, Elisabeth Diemer-Bosch, Franz Holzer (alle CDU) oder auch Monika Albrecht-Groß (SPD) wollten das Geld für die Skulptur nicht ausgeben. Die Rede war von "viel zu viel" oder auch "ein Relief reicht". Rainer Baisch (Unabhängige/Grüne), selbst Befürworter der Skulpturen-Lösung, beantragte, den Tagesordnungspunkt in den Gemeinderat zu verlegen. dafür fand sich eine Mehrheit. Die Beratung dort wird im November über die Bühne gehen.

Rat legte die Badeordnung fest

Das Wildbad vor der Mauer war, so ist es in einem Beitrag im Giengener Jahrbuch 1992 festgehalten, Eigentum der Stadt und wurde jeweils an einen Bader oder Chirurgen verliehen. Die bade-Ordnung legte der rat selbst fest und ergänzte sie immer wieder. Der badebetreib blieb auf die Monate Mai bis September beschränkt.

Das Quellwasser wurde in eine Rinne geschöpft und ins Badhaus geleitet, im Kessel heiß gemacht und zum Sitzbad zubereitet.

Lange vor dem 30-jährigen Krieg wurde das Bad häufig auch von Fremden besucht worden. In örtlichen und überortlichen Bäderschriften ist das Giengener Bad bekannt gemacht worden. Es wurde aufgezeigt, bei welchen Leiden eine Badekur Heilung bringen kann.

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