Nach der griechischen Sage ließ sich der Gordische Knoten erst lösen, als er von einem beherzten König mit dem Schwert durchschlagen wurde. Der Giengener Gemeinderat löst jetzt ganz ähnlich die Verknotungen um die Burgberger Straßenbenennungen, indem er einfach alles so belässt, wie es ist. Auf den ersten Blick mag das „Weiter so!“ bestechend erscheinen. Tatsächlich aber überlässt die Giengener Ratsmehrheit unbequeme Entscheidungen einfach den Enkeln, übrigens nicht zum ersten Mal.
Erst vor wenigen Wochen berichtete der „Spiegel“ über den Giengener NS-Problemfall Erich Ehrlinger, dessen Aufarbeitung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben worden ist. Und jetzt? Soeben möchte der Bundespräsident, um den grassierenden Rechtsextremismus abzuwehren, ein Bündnis für die Demokratie. Auch die beiden Kirchen fordern gemeinsam, niemanden zu wählen, der die Grundwerte unseres Zusammenlebens infrage stellt.
Da mutet es seltsam an, dass gerade im Fall Udet zwar niemand dessen antidemokratische Haltung bestreitet, daraus aber keine Konsequenz gezogen wird. Oder will man durch Anbringung eines Informationstäfelchens oder gar eines QR-Codes so tun als ob? Unter solchen Voraussetzungen erinnert die Burgberger Entscheidung fatal an Asterix: Eine unbeugsame Stadt auf der Ostalb beharrt im Kampf gegen den Zeitgeist auf fragwürdigen Entscheidungen von früher, vermutlich angesichts der entsprechenden Neudefinition von Prof. Heinemann im festen Glauben, wie auch die Gallier „Widerstand“ zu leisten.
Dr. Wolfgang Proske, Gerstetten