In Giengen kämpft man gegen die hartnäckigen „Hotspots“. Ein „Hotspot“ ist in diesem Fall ein Bereich, in dem sich besonders viel Abfall ansammelt. Trotz regelmäßiger Müllabfuhr tauchten die Müllhaufen immer wieder auf – bis die Stadt 2020 eine ungewöhnliche Idee hatte: den Job des Mülldetektivs. Mit einem scharfen Blick und cleveren Strategien soll der Detektiv für mehr Sauberkeit sorgen und den Bürgern das richtige Entsorgungsverhalten näherbringen.
Müllberge im Visier: Wie alles begann
Wilde Müllablagerungen sind ein bekanntes Problem und auch Giengen blieb davon nicht verschont. Besonders an bestimmten „Hotspots“ türmten sich regelmäßig Abfallberge, vor allem gelbe Säcke. In der Haushaltsberatung von 2019 wurde daher ein Antrag gestellt, der 2020 zur Einführung des „Mülldetektivs“ führte. Das Ziel war klar: Die rund 15 Problemstellen sollten nachhaltig sauber gehalten werden, da dort Müll oft schon wenige Tage nach der Abfuhr wieder auftauchte.
Vielen Bürgern war offenbar nicht klar, wann die Müllabfuhr tatsächlich erfolgt. Sie stellten ihre Abfälle zu früh oder an den falschen Stellen ab. Der Mülldetektiv wurde eingesetzt, um diese „müllreichen Ecken“ besser zu überwachen und das Problem langfristig zu lösen, so Dennis Incalcaterra.
Ein Job mit Verantwortung
Dennis Incalcaterra übernahm als erster Mülldetektiv die Aufgabe neben seiner Haupttätigkeit im Ordnungsamt. Er entwickelte Strategien zur Müllüberwachung, die er täglich in der Praxis umsetzt. Sein typischer Arbeitstag besteht, neben seinem Beruf im Gemeindevollzugsdienst, aus der Überwachung der bekannten Hotspots, dem Befragen von Nachbarn und der Kontrolle, ob Müll korrekt entsorgt wird. Besonders in größeren Wohnanlagen ist diese Kontrolle wichtig, da hier oft Verstöße auftreten.
Dabei kontrolliert der Mülldetektiv gezielt, wann und wie die gelben Säcke oder anderer Müll herausgestellt werden. Mit der Zeit hat Incalcaterra ein Gespür für solche Verstöße entwickelt. Über Altpapier sagt er, dass er bei der Kontrolle immer eine Erfolgsquote von 99,9 Prozent erziele.
Mit scharfem Blick und guter Ausrüstung
Neben der Überwachung setze der Mülldetektiv auch auf Aufklärung. Informationsmaterialien in verschiedenen Sprachen helfen dabei, Missverständnisse zu klären und das richtige Verhalten zu fördern. Gummihandschuhe gehören ebenso zur Ausrüstung wie ein gutes Gespür für Problembereiche. Mit einem scharfen Auge und einem Sinn für Details habe der Mülldetektiv schon viele Verstöße aufgedeckt.
Ein wesentlicher Teil seiner Arbeit bestehe auch darin, mit den Anwohnern zu sprechen. Besonders in größeren Wohnkomplexen führe er gezielte Befragungen durch, um Hinweise auf Fehlentsorgungen zu erhalten. Diese Gespräche seien oft der Schlüssel zum Erfolg.
Auf Spurensuche nach Verstößen
Wenn ein Verstoß festgestellt wird, dokumentiere der Mülldetektiv die Situation und melde sie dem Landratsamt. Dies führe zu einem Bußgeldverfahren. Bereits die Anhörung wirke oft abschreckend auf die Betroffenen. Die meisten reagieren peinlich berührt und ändern ihr Verhalten, um zukünftige Strafen zu vermeiden.
Besonders häufig handle es sich um Menschen mit Sprachbarrieren, die die Regeln nicht genau kennen. In diesen Fällen würden Broschüren in verschiedenen Sprachen helfen, das richtige Verhalten zu vermitteln. Häufig gäbe es dadurch Verständnis und eine Verhaltensänderung, so Incalcaterra.
Erfolge und Konsequenzen
Der größte Erfolg zeige sich im Bereich Sperrmüll. Während es 2020 noch rund 50 Fälle von illegal entsorgtem Sperrmüll gab, seien es heute nur noch 5 bis 6 Fälle. Das entspreche einem Rückgang von 80 bis 90 Prozent. Laut Uwe Wannenwetsch, Ordnungsamtsleiter Giengen, sei das ein klarer Erfolg. Dennoch bleibe das Problem bestehen. Trotz intensiver Überwachung und Aufklärung werden weiterhin Verstöße festgestellt. Der Mülldetektiv werde also auch in Zukunft gebraucht, um die Gemeinde sauber zu halten. „Die Maßnahmen wirken – aber wir haben noch einiges zu tun“, so Wannenwetsch.
Neben den ernsten Fällen gibt es auch kuriose Erlebnisse. Einmal wurde ein privater Kleidercontainer entdeckt, der statt Kleidung Müll enthielt. Bei der Kontrolle fand der Mülldetektiv Mehlsäcke und Semmelbrösel mit Sonderpreiszetteln. Nachforschungen ergaben, dass ein Laden diese Lebensmittel einem bedürftigen Mann geschenkt hatte. Der Mann, der sich nicht sicher war, was er damit tun sollte, hatte sie in den Container geworfen, weil er dachte, es sei eine Sammelstelle für Bedürftige.
Wie entsorgt man den Müll richtig?
Gelbe Säcke: Verpackungen aus Kunststoff und Metall, erst am Abend vor Abholung herausstellen.
Restmüll: Nicht recyclebare Abfälle, keine Schadstoffe oder Sperrmüll
Altpapier: sauberes Papier und Kartons, unbeschichtetes Papier
Sperrmüll: frühzeitig anmelden, erst kurz vor Abholung bereitstellen
Glascontainer: nach Farben sortieren, keine Deckel oder Porzellan
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