Auf diese 19 Dächer der Stadt Giengen sollen Solaranlagen drauf
Die Stadt Giengen will eigenem Bekunden zufolge den Klimawandel und den Weg zur Klimaneutralität ernst nehmen. Abgesehen davon wurde die Kommune vom Land verpflichtet, bis Ende des Jahres 2023 einen kommunalen Wärmeplan zu erarbeiten. Giengen war sehr früh dran und konnte als eine der ersten Großen Kreisstädte die Planung bereits 2022 abschließen.
Eine Aufgabe aus der Wärmeplanung, aber auch darüber hinaus, besteht darin, Potenziale zur Energieeinsparung sowie Quellen erneuerbarer Energien zu finden. Dazu zählt Photovoltaik (PV) auf Dächern. Die Stadtverwaltung hatte deswegen ihre kommunale Dienstleistungsgesellschaft beauftragt, eine Erstbewertung über die Belegung der städtischen Dachflächen mit PV durchzuführen.
62 städtische Gebäude in Giengen kommen infrage
Von 72 städtischen Gebäuden blieben 62 übrig, die für ein solches Vorgehen infrage kommen. Ausschlusskriterien, so erklärte Jannik Klatt von der Dienstleistungsgesellschaft, von Gebäuden stellten dabei ein geplanter Abriss oder Verkauf des Gebäudes sowie eine bestehende, vollständige Belegung dar. Auch denkmalgeschützte Gebäude seien vorerst ausgeschlossen gewesen. Positiv würde sich ein hoher Strombedarf aufgrund seines Einflusses auf die Wirtschaftlichkeit auswirken sowie eine unlängst erfolgte Dachsanierung oder ein Neubau des Gebäudes.
In Abstimmung mit dem Eigenbetrieb Gebäudemanagement wurden die folgenden 18 Gebäude für eine vertiefende Betrachtung ausgewählt: Grundschule Burgberg, Gymnasium, Realschule, vier Pavillons der Bühlschule, die Kindergärten Schwage, St. Martin, St. Peter, Lederstraße und Hürben, die Schwagehalle, die Bühlhalle, die Maria-von-Linden-Halle, die Feuerwache Giengen, der Bauhof sowie das Dorfhaus Sachsenhausen.
Für sie wurde eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vorgenommen. Ein Ergebnis: Für alle untersuchten Gebäude sei mit einer entsprechenden Anlagenauslegung ein wirtschaftlicher Betrieb möglich. Aufgrund des höheren Strompreises gegenüber der Einspeisevergütung sei bei der Teileinspeisung der Anteil des im Gebäude selbst genutzten Stroms ausschlaggebend für die Wirtschaftlichkeit. Für alle Gebäude sei daher die Teileinspeisung das wirtschaftlichere Modell gegenüber der Volleinspeisung. Es wurde erklärt, dass sich die Investitionen in weniger als zehn Jahren amortisiert hätten.
Nächster Schritt ist eine vertiefende Untersuchung
Im nächsten Schritt gelte es, die Objekte einer vertiefenden Untersuchung der Objekte hinsichtlich ihrer baulichen und statischen Tauglichkeit zu unterziehen. Erst danach könne eine Entscheidung für die Belegung getroffen werden. Zudem bedürfe es der Ausarbeitung eines Geschäfts- und Betreibermodells für die Anlagen.
"Wir müssen das machen, das ist wirtschaftlich phänomenal", sagte Stadtrat Dr. Erwin Kleemann (Unabhängige/Grüne) im Anschluss an die Präsentation. Sein Fraktionskollege Martin Hörsch meinte, es sei ein schönes Zeichen für die Bevölkerung, dass man sich auch um andere Wege kümmere, nachdem man zuletzt Kritik einstecken haben müssen wegen der Freiflächen PV-Anlagen beim Industriepark. Auf die Frage Hörschs erklärte Kett von der Digitalgesellschaft, dass die Einspeisevergütung auf 20 Jahre festgeschrieben sei.
Gaby Streicher (SPD) sprach von einer Vorbildfunktion, welche die Stadt einnehmen müsse. Gegenüber privaten Amortisationszeiten seien die genannten traumhaft. "Das rechnet sich für uns und kommt dem Klima zugute", so die SPD-Fraktionsvorsitzende.
Olaf Holzer erkundigte sich über die Lebensdauer von Batteriespeichern. Diese, so die Antwort, würde etwa 15 Jahre betragen. Bürgermeister Alexander Fuchs erklärte jedoch, man wolle ohne Batteriespeicher starten, da das wirtschaftlicher sei: Schulen beispielsweise würden die Energie direkt am Tag verbrauchen, nachts jedoch kaum Bedarf haben. Wilhlem Oszfolk regte an, auch die Grundschule Hohenmemmingen auf die Liste zu setzen. Das wird auch so kommen. Aus den 18 werden 19 auf der Liste. "Wir sind damit noch nicht fertig. Ziel ist es, alle Flächen zu belegen", so Fuchs.
Auf die Frage von Martin Unseld (Unabhängige/Grüne) nach der Lebensdauer der Module sagte Bürgermeister Fuchs, man könne von mindestens 20 Jahren ausgehen, in denen die Anlagen zu 100 Prozent Leistung bringen. Danach nehme sie sukzessive ab. Das bedeute aber auch, dass man nach der Amortisation zwölf Jahre Gewinn mache.
Mehr als 30.000 Quadratmeter könnten belegt werden
Die Gesamtfläche der Dächer auf städtischen Gebäuden beträgt nach Auskunft der Verwaltung mindestens 47.500 Quadratmeter. Nach Ausschluss nicht geeigneter Gebäude und unter Berücksichtigung geeigneter Dachflächen (ohne Verbauung) verbleibt eine belegbare Gesamtfläche von 31.500 Quadratmeter auf den 62 geeigneten Gebäuden. Die Belegung der Flächen mit PV würde etwa 3 Millionen Euro kosten.