Das Grundstück mit einer Fläche von 1390 Quadratmetern bietet viel Platz für ein großes Haus. Und an einem Garten mangelt es auch nicht. Selbst drei Hunde können sich dort, bis zur nächsten Gassi-Runde, richtig austoben. Doch was macht man mit dem Rest, mit knapp 500 Quadratmetern, die noch übrig sind? Denn: Mit so viel Garten wusste Susanne Huber aus Sachsenhausen nicht wirklich was anzufangen.
Teilen und Verkaufen kam für die 59-Jährige allerdings nicht infrage. „Das war mir zu riskant. Man weiß ja nie, was einem dann vor die Nase gebaut wird“. Trotzdem wollte sie diesen Teil des Grundstücks, der bis zu diesem Zeitpunkt von einem wild gewachsenen Wald bedeckt war, umgestalten und lukrativer nutzen. So steht jetzt an besagter Stelle ein schwarzes Tiny House mit Carport und Wallbox für E-Autos sowie ein Fahrradschuppen.
Ein Grundstück, aufgeteilt in zwei einzelne
Ursprünglich wohnte Susanne Huber in Erding bei München und zog vor drei Jahren nach Sachsenhausen. Von Beginn hegte sie den Gedanken, dass sie ein Tiny House zur Vermietung auf dem großen Grundstück haben wolle. „Am Übergang zwischen Rasen und Wald ließ ich einen Zaun anbringen, damit meine Hunde dort nicht hinkommen. Dadurch ist das Grundstück bereits gut von meinem privaten Bereich abgetrennt und die Besucherinnen und Besucher haben nicht das Gefühl, bei mir im Garten zu sein“, sagt Huber, die als technische Angestellte bei der Süddeutschen Zeitung arbeitet. Mittlerweile hat sie die Gesamtfläche offiziell teilen lassen und das Tiny House steht auf einem Grund von 420 Quadratmetern. Beide Grundstücke sind nach wie vor in ihrem Besitz.
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Wie Hubers Lebensgefährte Uwe Seltmann erzählt, handle es sich bei dem Haus um ein Passivhaus. Das heißt, durch die gute Isolierung und die luftdichten und dicken Wände würde es kaum Energie verbrauchen. „Das Haus wird mit der kontrollierten Wohnraumlüftung beheizt. Die verbrauchte warme Luft, die von innen wieder hinausgeht, erwärmt in einem Wärmetauscher die kalte frische Luft, die von außen hereinkommt. Dadurch vergeudet man keine warme Luft und erzeugt kaum Energie durch Heizen“, sagt der 64-Jährige, der als Investor in Stuttgart tätig ist. Das System kommt aus Dänemark und heißt Genvex.
Die Qual der Wahl führt nach Rumänien
Aber Tiny House ist nicht gleich Tiny House: Denn auch hier gibt es ein vielseitiges Angebot. Die 36 Quadratmeter Wohnfläche, die jetzt in Sachsenhausen stehen, kommen aus Rumänien. „Anfangs waren wir in Fellbach, wo wir uns verschiedene Häuser anschauen konnten, aber da hat uns nichts überzeugt. Durch Instagram bin ich zufällig auf die rumänische Firma gestoßen und wir waren sofort Feuer und Flamme“, erzählt Huber. Damit sie jedoch nicht „die Katze im Sack“ kaufen, sind die beiden im Mai 2024 nach Rumänien gereist, um sich die Firma „Biobuilds“ und die Häuser vor Ort anzuschauen.
Insgesamt gebe es drei verschiedene Größen der Häuser. Sie haben sich für das Mittlere entschieden. „Die Firma achtet auch sehr auf eine klimafreundliche und umweltschonende Herstellung. Das war mir besonders wichtig, da es nur wenig bringt, wenn das Haus einen grünen Fußabdruck hat, die Herstellung allerdings nicht.“ Das Haus in Sachsenhausen sei das erste Tiny House in Deutschland, das von dieser Firma kommt.
Flambiert und zu Holzkohle verarbeitet
Übersehen kann man das Haus nicht, denn es ist komplett schwarz. Die Fassade besteht ursprünglich aus Holz. Dieses wurde allerdings komplett flambiert und dadurch zu Holzkohle umgewandelt. „Das ist eine japanische Technik namens Yakisugi. Über die gesamte Fassade kam schließlich noch eine Schutzschicht, damit das Holz nicht durch Bakterien angegriffen wird, kein Schimmel entsteht und man nicht dreckig wird“, sagt Uwe Seltmann.
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Jetzt die Frage: Ist es unkomplizierter und einfacher, ein Tiny House in den Garten zu stellen als ein herkömmliches Haus zu bauen? „Im Prinzip ist es mit dem gleichen Aufwand und Behördengängen wie bei einem klassischen Haus verbunden, nur dass hierbei das Haus am Ende einfach aufgestellt wird.“ Außerdem erzählt sie: „Man benötigt einen Architekten, Statiker, Tiefbauer, es müssen Anschlüsse verlegt und die Gartenanlage muss gestaltet werden. Auch sind immer wieder neue Dinge gekommen, die wir beachten mussten, die wir bei der Planung nicht auf dem Schirm hatten, aber ich hatte gute Unterstützung und Hilfe.“
Für die Fertigstellung sollen eine Terrasse und eine Fasssauna hinter das Tiny House kommen. Rasen und ein Hochbeet werden noch angelegt. Und wo liegt das Projekt Tiny House finanziell? „Nur für das Haus habe ich circa 100.000 Euro gezahlt. Mit allem drumherum bin ich bei etwa 70.000 Euro zusätzlich“, sagt Huber. Das sei ein normaler Preis für solche Häuser. Hätte sie es jedoch in Deutschland anstatt Rumänien gekauft, wäre es dennoch teurer geworden.
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Airbnb, Booking.com und FeWo.direkt
Für Susanne Huber kommt eine dauerhafte Vermietung nicht infrage. Die maximale Aufenthaltsdauer soll nicht länger als vier bis fünf Wochen sein. „Ich möchte, dass möglichst viele das Angebot nutzen können“, sagt Huber. Finden kann man ihr Haus bei den Onlinediensten Airbnb, Booking.com und Fewo.dirket. Solange die Außenanlagen nicht fertig sind, liegt der Preis pro Nacht aktuell bei 100 Euro. Wenn alles fertig ist, würde sie den Preis etwas anheben.