„Die Badende“ ist fertig und wartet darauf, von Mitarbeitenden der Stadt abgeholt und nach Giengen gebracht zu werden. Was auch in den kommenden Wochen passieren wird, denn dann soll auch die Wildbadquelle am unteren Ende der Marktstraße neu gestaltet sein. „Wir beginnen in den nächsten Tagen mit den Arbeiten und werden wahrscheinlich bis Ende September fertig sein“, sagt Helmut Schönberger vom städtischen Tiefbauamt.
Die natürliche Quelle war früher, mindestens ab dem frühen 16. Jahrhundert, Badeanstalt, die bis 1906 betrieben wurde. Heute ist die Quelle mit einem Glashäuschen überbaut. Eben das soll weichen und die Quelle freundlicher gestaltet werden. Ein Pflanzbeet soll angelegt und eine runde Sitzbank geschaffen werden. Die Verwaltung verspricht sich dadurch mehr Aufenthaltsqualität. Der Ort soll sich, so die Vorstellung von Oberbürgermeister Dieter Henle, für kurzfristiges Ausruhen eignen, aber weniger „für promillelastige Gruppen, wie wir sie zuletzt dort beobachtet hatten“.
Mit dem Aufstellen von Pollern neben der Quelle hat die Stadt nichts am Hut. „Das ist ein Vorhaben auf Privatgrund“, so Schönberger.
Wer sich nach Fertigstellung an der Quelle niederlässt oder auch die Marktstraße Richtung Passage beziehungsweise Rathaus entlanggeht, wird sich bald auch an einer Skulptur erfreuen können, die, wie eingangs erwähnt, eine – passend zur Wildbadquelle – badende Frau darstellt.
Mehrheit im Gemeinderat sprach sich gegen die Skulptur aus
Eigentlich war die Skulptur von der Mehrheit der Stadträtinnen und Stadträte abgelehnt worden. Hauptargument: zu teuer. Es gebe Wichtigeres, für das die Stadtfinanzen ausgegeben werden sollten. Im Gespräch waren geschätzte Ausgaben für die Skulptur in Höhe von 50.000 Euro gewesen.
Dass die Skulptur dann doch in Auftrag gegeben wurde, liegt daran, dass für die Finanzierung Sponsoren gefunden wurden. Die Hauptkosten tragen offensichtlich Eberhard Riedmüller (Barfüßer/Lamm-Areal) und die Adldinger-Gruppe (Andreas Adldinger/Marktstraße 64/Gründerbahnhof). 5000 Euro fließen zudem von der Kulturstiftung Giengen.
Erschaffer der Skulptur ist Professor Karl Ulrich Nuss. Er ist Bildhauer und in Giengen wahrlich kein Unbekannter, hat er doch die Panscher am Brunnen ebenso geschaffen wie die Teddy-Figur vor dem Steiff-Museum.
Der 81-Jährige, der in Strümpfelbach im Rems-Murr-Kreis lebt, erklärt am Telefon, er habe zunächst Zeichnungen angefertigt und sich dabei auf Pläne verlassen. Er habe die Entwürfe nach Giengen geschickt, wo diese begutachtet worden seien. Der Künstler deutet im Gespräch an, dass er eine Vorlage im Kopf gehabt habe, weitere Ausführungen macht er aber nicht.
Offenbar musste er aber seinen Entwurf abändern. In Giengen jedenfalls wird darüber gesprochen, dass diskutiert wurde, ob die „Badende“ Brust zeigen darf oder nicht. Hinsichtlich dieses Details und des generellen Aussehens der Skulptur ist also noch ein wenig Geduld gefragt.
Die Plastik des Professors ist etwas über lebensgroß
Klar ist: Die Bronzeplastik ist etwas über lebensgroß. „Das muss so sein, damit sie in der Öffentlichkeit lebensgroß wirkt“, sagt Professor Nuss. Gefertigt hatte er die Skulptur in Ton. Für den Guss wurde dann ein Wachspositiv erstellt.
„Mit dem Panscherbrunnen haben wir einen Auftakt von Professor Nuss und den Schlusspunkt setzt die ‚Badende‘ an der Wildbadquelle“, sagt Oberbürgermeister Dieter Henle zum Anfang und zum Ende der Marktstraße.
Badebetrieb blieb auf Mai bis September beschränkt
Das Wildbad war Eigentum der Stadt und wurde jeweils an einen Bader oder Chirurgen verliehen. Die Badeordnung legte der Rat selbst fest und ergänzte sie immer wieder. Der Badebetrieb blieb auf die Monate Mai bis September beschränkt. Lange vor dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Bad häufig auch
von Fremden besucht. In örtlichen und überörtlichen Bäderschriften ist das Giengener Bad bekannt gemacht worden. In den Schriften wurde aufgezeigt, bei welchen Leiden eine Badekur Heilung bringen
könne.