Giengener Köpfe (122)

Bereicherung statt Belastung: Warum sich Michael Maier aus Giengen im Ehrenamt engagiert

Elternbeiratsvorsitzender, Bewerbungstrainer, Kassenprüfer: Der Giengener Michael Maier sieht Engagement im Ehrenamt als festen Teil seiner Freizeitbeschäftigung - und er wünscht sich, dass mehr Leute das so sehen. Wie sich der 54-Jährige engagiert und warum er den Aufwand als Bereicherung empfindet.

Zu Beginn jedes Schuljahrs stellt sich an den Schulen die Frage, wer sich als Elternbeirat aufstellen oder sich sogar zum Elternbeiratsvorsitzenden wählen lässt. Die Suche ist oft mühsam. Manche Mütter und Väter haben zu viel um die Ohren, andere trauen sich das Amt nicht zu und wieder andere wollen der Aufgabe durch Schweigen entkommen. All das war für den Giengener Michael Maier nie ein Thema. 15 Jahre lang, die gesamte Schulzeit seiner Söhne Fabian und Valentin, war er zuerst Elternbeiratsvorsitzender an der Giengener Bergschule und dann bis 2021 am Margarete-Steiff-Gymnasium (MSG). Als Bereicherung - nicht als zeitliche Belastung - empfand der 54-Jährige nicht nur diese Zeit, sondern so empfindet er auch generell das Ehrenamt.

"Ich möchte der jüngeren Generation etwas hinterlassen", beschreibt Maier seine Motivation und fügt hinzu, er wolle auch der Stadt Giengen dafür, dass er dort wohnt und die Infrastruktur nutzt, etwas zurückgeben. So engagiert sich Maier auch im Giengener Gewerbe- und Handelsverein (GHV), wo er seit 2009 als Kassenprüfer tätig ist. Dem MSG ist er auch nach dem Abitur seiner Söhne erhalten geblieben. Seit 25 Jahren tut er das auch, indem er während der Projektwoche im Oktober als Bewerbungstrainer ans MSG kommt.

Durch die BW-Bank zum Bewerbungstrainer

Ohne seinen Arbeitgeber wäre es dazu vermutlich nie gekommen. Maier arbeitet in Vollzeit als Filialdirektor bei der BW-Bank in Aalen, leitete aber 1999 noch die Giengener Filiale. Aus der Öffentlichkeitsarbeit der Bank heraus, entstand damals die Idee, in den Projektwochen am MSG im Oktober ein Bewerbungstraining anzubieten. "Ich will meine Moderationsfähigkeiten einbringen", erklärt Maier.

Dass Schüler in der neunten oder zehnten Klasse lernen müssen, wie sie eine schriftliche Bewerbung schreiben, ist im Lehrplan vorgesehen. Wie das geschieht, hat sich über Maiers bisher 25 Jahre als Bewerbungstrainer jedoch stark verändert. "Am Anfang haben wir uns auf dem Overheadprojektor schriftliche Bewerbungen angeschaut, jetzt zeige ich mithilfe eines Filmes, wie eine Onlinebewerbung aussehen sollte", erzählt Maier. Zudem arbeitet er mit anonymisierten Bewerbungen aus seinem Berufsalltag und Übungen.

"Ich habe schon das Gefühl, dass die Schüler das Training als willkommene Abwechslung zum Schulalltag empfinden", sagt Maier, und weiter: "Es machen gerade die Schüler sehr gut mit, die sich laut den Lehrkräften sonst weniger beteiligen." Er habe an jeweils zwei bis drei Vormittagen insgesamt schon mit über 1.500 Schülern zu tun gehabt und dabei zumeist positive Erfahrungen gemacht. "Es gab schon auch Klassen, die mich genervt haben. Ich habe auf jeden Fall Respekt vor den Lehrerinnen und Lehrern", so der Bewerbungstrainer.

Mehr Mut zum Ehrenamt

Maiers Wunsch ist, dass sich mehr Menschen im Ehrenamt engagieren. Denn das würde unter anderem auch durch besondere Momente belohnt werden. So empfand er etwa eine nette Begegnung mit Schülern in der Giengener Fußgängerzone nach einem Bewerbungstraining oder die Übergabe kleiner Stoffteddys an die Absolventen beim Abiball als "mega Bestätigung" und "schöne Augenblicke".

Er findet zudem: "Der zeitliche Aufwand ist oft viel kleiner als man denkt." Als Elternbeiratsvorsitzender habe er für die regulären Aufgaben zwei Stunden alle vier Wochen gebraucht. Hinzu seien noch Projekte und etwa ein Stammtisch mit der Schulleitung gekommen. Die Arbeit als Kassenprüfer beim GHV habe ebenfalls nicht viel Zeit in Anspruch genommen und als Bewerbungstrainer hielt sich der Aufwand zur Vorbereitung auch in Grenzen. Natürlich weiß Maier: "Ehrenamtliche in Sportvereinen zum Beispiel haben viel mehr zu tun." Doch gerade wegen seiner Erfahrungen sagt er: "Ich will andere ermutigen, ein Ehrenamt zu übernehmen. Zu helfen und zu vermitteln, ist etwas Tolles."

Mit goldener Ehrennadel belohnt

Beim Neujahrsempfang der Stadt Giengen 2023 bekam Michael Maier für sein vielseitiges Engagement die goldene Ehrennadel von Oberbürgermeister Dieter Henle verliehen. "Das war schon eine große Ehre und auch Belohnung", freut sich Maier, und ergänzt: "Die Auszeichnungen sind vielleicht auch Ansporn für andere, sich zu engagieren."

Der 54-Jährige ist in Steinheim aufgewachsen und kam nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann nach Giengen, wo er jetzt mit seiner Frau lebt.

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