Kommentar

Blut und Stammzellen: Warum gibt es nicht mehr Spender?

Berichte in der vergangenen Woche über eine Kochenmarkspende und eine Aktion des Deutschen Roten Kreuzes haben Marc Hosinner von der Redaktionsleitung der HZ zum Nachdenken gebracht.

Zwei Texte in der vergangenen Woche haben mich zum Nachdenken gebracht: In einem ging es um einen jungen Mann aus Giengen, der sich bei einem Rockfestival für eine Knochenmarkspende hat registrieren lassen. Wenige Wochen später bekam er einen Anruf, es gebe ein „Match“ und er können spenden. Das hat er getan und einer Frau in Italien womöglich das Leben gerettet. Ein weiterer Text hatte das Blutspenden in den Sommermonaten zum Inhalt, welchem auch in dieser Jahreszeit besondere Bedeutung zukommt.

Nur drei Prozent der Menschen in Deutschland spenden Blut

Anderen helfen durch eine Gabe aus dem eigenen Körper in Form von Blut oder Knochenmark. Wie das Deutsche Rote Kreuz informiert, sind lediglich drei Prozent der Bevölkerung in Deutschland Blutspender. Das hätte ich nicht gedacht und vermutet, es seien deutlich mehr. Denn: die Hürden sind eigentlich niedrig. Blutspender oder Blutspenderinnen müssen mindestens 18 Jahre alt sein, mehr als 50 Kilogramm wiegen und sich fit und gesund fühlen. Das sollte doch auf mehr als die besagten drei Prozent zutreffen.

Ich muss gestehen: übers Blutspenden habe ich nachgedacht, den Schritt aber nicht vollzogen. Begründen kann ich das nicht, zumal es Familienmitglieder gibt, die fleißig Blutspenden und dabei keinerlei Probleme haben.

In anderen Ländern gilt: Nur wer widerspricht, spendet nicht

Überhaupt nicht auf dem Schirm hatte ich die Registrierung für eine Knochenmarkspende. Mit rund 7 Millionen Einträgen hat die 1991 gegründete Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) die umfangreichste Spenderdatenbank in Deutschland. Sich registrieren zu lassen, ist denkbar einfach. Die Chance, einen genetischen Zwilling zu finden, dem bei Leukämie geholfen werden kann, ist gering, kann aber, wie der Fall des 21-jährigen Giengeners gezeigt hat, eintreten. Und dann kann man immer noch entscheiden, ob man Knochenmark abgeben möchte.

Sowohl beim Blut als auch bei der Stammzellen-Registrierung bin ich auf bestem Weg, tätig zu werden. Wo ich allerdings noch an Grenzen stoße, ist die Entscheidung, ob ich Organspender sein möchte. Wahrscheinlich müsste es für mich in Deutschland so laufen wie in vielen anderen europäischen Ländern: Nur wer widerspricht, spendet nicht.