Darum geht es der Stadt Giengen auch im nächsten Jahr finanzell gut
Es bleibt, wie es ist: Trotz zahlreicher Herausforderungen und erheblicher Kostensteigerungen in mehreren Bereichen steht die Stadt Giengen auch 2024 finanziell stabil da – ohne einen Griff aufs Sparbuch. Wie es ist, soll es auch bleiben. Über 2024 hinaus plant die Stadt einen positiven Haushalt mit Überschüssen.
In nackten Zahlen ausgedrückt: Die Erträge in Höhe von 58,42 Millionen Euro übersteigen die Aufwendungen um fast 402.000 Euro. 2025 wird Stand heute mit einem Überschuss von 1,261 Millionen Euro gerechnet, 2026 mit einem Plus von 441.000 Euro.
„Die zentrale Botschaft dieser Zahlen lautet: Die Stadt Giengen geht verantwortungsbewusst mit den ihr anvertrauten Mitteln um“, so Oberbürgermeister Dieter Henle am Donnerstagabend im Gemeinderat, dem er den städtischen Etat für 2024 vorstellte.
Zehn Millionen Euro sind für Investitionen eingeplant
Zehn Millionen Euro bleiben der Planung zufolge im kommenden Jahr für Investitionen, die hauptsächlich für die Bereiche Infrastruktur, Mobilität sowie Bildung und Betreuung vorgesehen sind.
Die Stadt wartet wie die vergangenen Jahre mit Zahlen auf, die in Krisenzeiten neugierig machen. Warum gelingt es der Kommune, sich finanziell so gut darzustellen, während andere Städte und Gemeinden finanziell auf Kante genäht sind?
„Da spielen mehrere Faktoren in das Gesamtwerk hinein“, so Giengens Kämmerer Dr. Martin Brütsch. Einerseits plane man vorsichtig und in den einzelnen Bereichen eher restriktiv, also sparsam. Zudem würden bei den Erträgen die Grenzen ausgeschöpft.
Bei einigen Unternehmen lief es besser als gedacht
Obendrein sei man in den vergangenen Jahren, also in der Corona-Zeit, eher pessimistisch unterwegs gewesen. „Bei einigen Unternehmen ist es dann doch besser gelaufen als gedacht, weshalb die Gewerbesteuer mehr einbringt als veranschlagt“, so Brütsch. 5,8 Millionen Euro sind für 2024 veranschlagt. Im vergangenen Jahr waren es 5,5 Millionen Euro. Man werde aber eher bei 6,2 Millionen Euro landen.
Oberbürgermeister Dieter Henle zufolge macht der Einwohnerzuwachs, den Giengen erfahren hat, einen Unterschied: Derzeit stehe man bei fast 20.500 Einwohnerinnen und Einwohnern – was ein sattes Plus ausmacht zu Jahren, in denen Giengen deutlich unter die 20.000er-Marke gefallen war. Mehr Einwohner, gekoppelt mit Verkauf von Baugrund und Schaffung von Arbeitsplätzen, sorgten für mehr Steuereinnahmen und Zuweisungen. Des Weiteren gelinge es, einen hohen Anteil an Zuschüssen zu verzeichnen.
In der Summe führe das zu Haushalten, die es ermöglichten, zu agieren – trotz der Tatsache, dass Lösungen gefunden werden müssten, die nicht leicht zu erzielen seien. OB Henle sprach in seiner Rede von Krisen: der Klimakrise, der Konfrontation mit Autokraten und Rädelsführern, von Kriminellen, die die Notlage von Flüchtenden ausnutzten und von einem aktuellen Rechtsruck, der aufrütteln müsse.
„Wir sind alle verantwortlich, wir müssen an den nötigen Lösungen mitarbeiten, Fortschritte erzielen, gute Beispiele liefern und damit überzeugen“, so der Rathauschef, der weiter ausführte: „Ich bin überzeugt, dass gute Beispiele, die Offenheit für andere, die Bereitschaft, Gutes voneinander zu lernen und dabei gemeinsam zu profitieren, einen langen, aber den einzigen Weg in eine sinnvolle und menschliche Zukunft bilden. Und ich meine, dass auch Kommunen wie unsere hier gefordert sind und wahrgenommen werden.“
Nach dem Motto „Mut zur Gestaltung“ für 2023 stehe 2024 unter der Prämisse: „Gute Beispiele“.
Die Stadt liefere sie nachweislich. „Wo es – noch – nicht so ist, bringt uns der erklärte Wille dazu gezielt voran. Gute Beispiele und Teilhabe schaffen das Fundament für neue Ideen und Erkenntnisse“, sagte Henle.
Bei Baugebieten soll es ebenso vorangehen wie bei der Umsetzung des Radkonzepts
Gute Beispiele sollen demnach die Weiterentwicklung von Baugebieten sowie die Innenentwicklung liefern, um unterschiedliche Wohnformen zu unterschiedlichen Preisen zu ermöglichen. Beispielhaft weitergehen soll es auch im Industriepark an der Autobahn. Im Januar 2024 werde die Jet-Wasserstofftankstelle in Betrieb gehen, Würth werde im zweiten Quartal eröffnen.
Mit gutem Beispiel wolle man weiter auf dem Weg zur Klimaneutralität vorangehen, ebenso bei der Umsetzung des Radverkehrskonzeptes, beim Breitbandausbau, bei der Sanierung von Spielplätzen wie bei der Verbesserung der kinderärztlichen Versorgung. Ein „Herzensthema“ bleibe die Innenstadt, wo man im Bereich Lamm, Müller oder Dienstleistungszentrum „Schönes“ erwarten könne.
„Wir stehen gut da“, so das Fazit des Oberbürgermeisters. Die Liquidität werde Ende 2024 15,6 Millionen Euro betragen. Die Pro-Kopf-Verschuldung sinkt auf 585 Euro. Ein wichtiges Signal sei die Stabilität bei den Steuersätzen: Sie bleiben unangetastet. „Wir wissen, was unsere Privathaushalte und Unternehmen in der Energiekrise, bei gestiegenen Zinsen und noch hoher Inflation zu stemmen haben“, so der Oberbürgermeister
Digitale Verwaltung: Stadt stockt auf
„Wir werden 2024 bei der Umsetzung der digitalen Verwaltung verstärkt aufs Gaspedal treten. Grundlage ist die Neuausrichtung der Bereiche Digitalisierung und IT“, sagte Oberbürgermeister Dieter Henle bei der Einbringung des Etats für das kommende Jahr. Ab Januar 2024 werde die IT ein eigenes Sachgebiet in der Verwaltung bekommen.
„Hier stocken wir personell und organisatorisch auf. Es gibt eine Sachgebietsleiterin und eine Sachbearbeiterin“, so der OB. Es soll eine Digitalisierungsstrategie erarbeitet werden sowie eine elektronische Akte eingeführt werden.
Der Stellenplan für 2024 enthält knapp 223 Planstellen, ein Plus von fast 15 Stellen gegenüber 2023. Die Kosten für das Personal sind im Etat mit 14,25 Millionen Euro angesetzt.
Das Plus bei den Stellen resultiert beispielsweise aus der Übernahme von Stellen aus dem Hort der Jakob-Herbrandt-Schule, aus einer Zunahme im Bereich Betreuung, Klimaschutz, Mobilität, Spielflächenplanung oder der Umsetzung der Sportentwicklungsplanung. Mehr Personal soll es auch im Bauhof, in der Gärtnerei oder im Ordnungsamt geben.