Das soll der neue Arzt-Manager aus dem Rathaus für Giengen erreichen
Die Stadt und ihre Ärzteversorgung: Das Thema treibt die Bürgerinnen und Bürger um, die keinen Arzt finden. Das Thema beschäftigt auch die Verwaltung, die stark daran interessiert ist, die medizinische Versorgung zu verbessern. Im Gemeinderat waren Arztsitze, Praxen und mehr nicht erst einmal Thema. Im Zuge der Einbringung des Etats der Stadt für das kommende Jahr hatte die Fraktion Unabhängige/Grüne zuletzt beantragt, man möge einen Arzt-Manager einstellen, der sich auf die Suche macht nach Ärztinnen und Ärzten, die bereit sind, sich in Giengen niederzulassen - ähnlich, wie das der Flächenmanager erfolgreich vornimmt.
Abgestimmt wird über den Haushalt für 2024 bei der nächsten Sitzung am 14. Dezember. Doch schon jetzt ist klar: Es wird einen Arzt-Manager geben. Und es handelt sich dabei um die gleiche Person wie beim Flächenmanager: Günther Schmidt. Dieser sei bereit, sich in das Thema einzuarbeiten und sich fortzubilden.
Ist die Versorgung Aufgabe der Stadt oder nicht?
So zu verfahren, war im Rat am Donnerstagabend Konsens. Eine Diskussion gab es dennoch. Diese hatte ihren Ursprung in einer Formulierung in der Stellungnahme der Verwaltung: "Die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in Giengen ist primär nicht Aufgabe einer Stadt. Darüber hinaus hat eine Stadt auch keine unmittelbare Einflussmöglichkeit auf die Ansiedlung beziehungsweise auf den Verbleib von medizinischen Fachkräften in Giengen. Nichtsdestotrotz ist es für die Stadt Giengen von großem Interesse, eine gute medizinische Versorgung als wesentlichen Standortfaktor im Rahmen der Daseinsvorsorge zu haben. Insofern ist die Stadt natürlich bereit, an geeigneten Lösungsansätzen im Interesse einer guten medizinischen Versorgung für Giengen mitzuwirken", ist da zu lesen.
Dr. Erwin Kleemann (Unabhängige/Grüne) störte sich am ersten Satz, in dem es um die Aufgabe beziehungsweise Nicht-Aufgabe der Kommune geht. "Auf diesen Standpunkt kann man sich natürlich stellen. Das wird aber bei den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt nicht gut ankommen." Für Kleemann war es auch nicht ersichtlich, warum die Stadt dem neuen Manager einen externen Berater an die Seite stellen wolle.
Denn in der Stellungnahme des Rathauses steht auch: "Die Einstellung eines Arztmanagers bzw. einer Arztmanagerin hört sich zunächst gut an. Entscheidend ist jedoch, welches Anforderungsprofil eine Person erfüllen muss und welcher Stellenanteil erforderlich ist, um diese Aufgabe erfolgreich wahrnehmen zu können. Die hochkomplexen Marktregularien der Kassenärztlichen Vereinigungen, die für eine Kommune infrage kommenden Lösungen und die sich daraus abzuleitenden Möglichkeiten und Maßnahmen sind vielen kommunal Handelnden kaum oder nicht ausreichend bekannt.
Deshalb ist die Schaffung von weiteren personellen Ressourcen beziehungsweise der Einsatz von
vorhandenem Personal durch Aufgabenumverteilung – sozusagen als städtischer Kümmerer – nur zielführend, wenn zusätzlich auf eine Beratung durch spezialisierte Partner zurückgegriffen wird, deren Kernthemen die Bewältigung des Haus- und Fachärztemangels und die Stärkung des ambulant-medizinischen Sektors im ländlichen Raum sind und die entsprechende Referenzen vorweisen können."
Stadtrat Dr. Kleemann: "Regeln sind nicht komplex"
Kleemann wiederum war der Ansicht: "Die Regeln der Kassenärztlichen Vereinigungen sind nicht hochkomplex. Es handelt sich auch nicht um Geheimwissen. Man braucht aber jemanden, der sich in der Verwaltung ernsthaft damit beschäftigt. Deshalb fordern wir den Arztmanager". Er sei gerne bereit, diesen bei der Einarbeitung der Thematik zu unterstützen. "Ein externer Berater ist hierfür nicht nötig. Das ist herausgeworfenes Geld", so der Stadtrat. Die Tätigkeit sei vielmehr reine Fleißarbeit.
Ganz ablassen von der Beratung durch einen externen Partner wollte Oberbürgermeister Dieter Henle aber dennoch nicht: 30.000 Euro sollen eingestellt werden. Es sei wichtig, jemanden an der Seite zu haben, der das komplexe Geschehen verstehe. Unterstützung bekam das Stadtoberhaupt von Jörg Bayer (CDU): Man habe 30.000 Euro schon an anderen Stellen ausgegeben. Dieser Mittel-Einsatz sei in Ordnung. "Wir müssen was tun", so Bayer. Das sei man den Patienten in Giengen schuldig, die beispielsweise auf Wartelisten stünden. Wilhelm Oszfolk (SPD) dazu: "Wir haben zu wenig Ärzte und müssen uns drum kümmern, das sind wir den Bürgerinnen und Bürgern schuldig."
Olaf Holzer (CDU) wiederum meinte, warum man nicht die Chance nutzen wolle, wenn sich Stadtrat Dr. Kleemann anbiete, zu helfen. Die Entscheidung, ob mit oder ohne Experte von außen wird in knapp zwei Wochen fallen. Unterm Strich bleibt: Giengen wird einen Kümmerer fürs medizinische Fach bekommen.
Kinderarzt-Sitz für Giengen wohl möglich
Wie die Unabhängigen/Grünen in ihrer Stellungnahme zum Etat-Entwurf der Stadt für 2024 ausführten, sei der Kreis Heidenheim nicht mehr für Kinderärzte gesperrt. Laut Kassenärztlicher Vereinigung sei derzeit deshalb ein halber Sitz frei. Ab 2024 komme ein voller Sitz durch eine Nachbesetzung hinzu. Was bedeutet, dass dann 1,5 Sitze im Landkreis zu besetzen wären. Es könnte sich demnach ein Kinderarzt in Giengen niederlassen.
Das Gebäude, in dem die ehemalige Kindearztpraxis an der Heidenheimer Straße untergebracht war, hätte die Stadt erworben. Nach Ansicht der Fraktion böte sich die Möglichkeit, die Praxisräume wieder nutzbar zu machen und diese Ärzten mietfrei zu überlassen, bis der Neubau an der Marktstraße (Dienstleistungszentrum) fertig gestellt sei.