Ohne Zweifel: der Neujahrsempfang bietet gleich zu Beginn des Jahres einen, wenn nicht den gesellschaftlichen Höhepunkt der Stadt. Am Sonntagabend war das Interesse besonders groß - es mussten bis kurz vor Beginn noch weitere Stühle aufgestellt werden.
Zweieinhalb Stunden umfasste das Programm aus Musik, Sport, Ehrungen und Ansprache - ehe es ans Buffet ging und es Möglichkeiten zum Austausch gab. 150 Minuten nur dasitzen kann lange sein. Der Empfang war jedoch durch die gegebene Abwechslung kurzweilig. Zentraler Punkt neben den Ehrungen war auch diesmal die Ansprache von Oberbürgermeister Dieter Henle.
In einer kompakten Rede stimmte das Stadtoberhaupt die Besucherinnen und Besucher, darunter auch Vertreter der Partnerstädte Le Pré St. Gervais und Zeulenroda, auf die nächsten Monate ein. Henle sprach darüber, wie er sich das Zusammenleben vorstellt: bewusst, offen für alle, einvernehmlich statt konfrontativ. "Auch die Kommunikation in einer Stadt kann ein gutes Beispiel für friedvolles und dabei konstruktives Miteinander sein, für gemeinsames Wachsen und konkrete Ergebnisse. Wir leben sie genau so", sagte der Rathaus-Chef, der auf Vorhaben in unterschiedlichen Bereichen einging: auf Bau- und Spielplätze, auf das angedachte Sanierungsgebiet Burgwiesen, auf die Entwicklung im Giengener Industriepark, auf die Stadtfinanzen und noch mehr.
Natürlich, und das nahm eine zentrale Rolle in der Rede ein, ließ Henle die Entwicklung in der Innenstadt nicht außen vor. "Große Schritte gehen in diesem Jahr die Projekte unseres Investors Eberhard Riedmüller voran – ob Barfüßer, Steakhouse/Burger-Grill oder Grabenschule. Im Hinblick auf das Müller-Areal werden architektonische Machbarkeitsstudien und ein Wirtschaftlichkeitsgutachten für die denkmalgeschützte Marktstraße 30 abgeschlossen. Und in Sachen Dienstleistungszentrum läuft ab übernächster Woche die EU-weite Ausschreibung in einem zweistufigen Investorenauswahlverfahren", erklärte der Oberbürgermeister. Beim Dienstleistungszentrum und damit dem geplanten Neubau schräg gegenüber des Rathauses seien bereits mehrere Investoren als Interessenten auf die Stadt zugekommen. Der Neubau soll, so Henle, ab 2025 bis 2027 realisiert werden – ein Architektenwettbewerb sei unabdingbar – mit dem Ziel eines "besonders gut gelungenen Gebäudes, passend zur historischen Stadtstruktur, in ökologischer, CO₂-neutraler Bauweise".
Europäer im Alltag - das sind wir.
Laurent Baron, Bürgermeister der Partnerstadt Lé Pre St. Gervais
Der Verantwortung, die mit dem Umbau der Marktstraße einhergehe, sei man sich bewusst: "Es gibt nicht wenige Menschen in unserer Bürgerschaft, die sich fragen, ob das wirklich alles gleichzeitig sein muss? Wie viel Veränderung es für unsere Stadt bedeutet? Und ob wir in der Hand haben, was da passiert? Ich kann diese Sorgen sehr gut nachvollziehen."
Es brauche viel Vertrauen in die Kompetenz der Handelnden, es brauche Gemeinschaft in den Prozessen, es brauche den Mut, das eigene Vorstellungsvermögen zu öffnen für Gedanken, die man selbst so nicht entwickeln würde. Obendrein brauche es die Entschlossenheit, nicht auf Dauer Baustellen zu wollen, sondern eine zweifellos anstrengende Vielfach-Bauzeit, "die wir alle in Giengen gemeinsam mit dem Innenstadthandel tragen – die Augen auf das gerichtet, was in absehbarer Zeit daraus erwächst".
Henle appellierte: "Begleiten Sie uns in den vielfältigen Beteiligungsprozessen und tragen Sie den Gedanken mit – den Gedanken, unsere Innenstadt unter Bewahrung ihrer historischen Aspekte neu, attraktiv und im Sinne unserer Bedürfnisse von heute und morgen zu gestalten. Gemeinsam."
Programm bot Abwechslung
Das Programm des Neujahrsempfangs war das Produkt von Auftritten des Musikvereins Burgberg, der Sport- und Kulturgemeinschaft Giengen, des Gemeinschaftschors "Mir ond Mir" von Liederlust Sachsenhausen und Sängerbund Hürben. Den Blumenschmuck setzte Maria-Konold Pauli in Szene.