In Heidenheim schreckte dieser Tage die Nachricht auf, dass der Ausbau des Glasfasernetzes durch die Firma Breitbandversorgung Deutschland, kurz BVV, womöglich in weite Ferne gerückt ist. Das im hessischen Dreieich ansässige Unternehmen will unter dem Produktnamen „Toni“ auch in Giengen ein Breitbandnetz aufbauen. In der Firmenzentrale wie auch im Giengener Rathaus legt man nun Wert auf die Feststellung, dass sich die Lage ganz anders darstelle als in Heidenheim.
In Giengen, heißt es in einer Pressemitteilung von Oberbürgermeister Dieter Henle, hätten sich „prozentual gesehen wesentlich mehr Interessierte gemeldet“ als in Heidenheim. Olaf Urban-Rühmeier, Pressesprecher von BBV, konkretisiert auf Nachfrage, dass „Interessierte“ auch gleichbedeutend seien mit abgeschlossenen Verträgen.
Glasfaserausbau in Giengen ist „wirtschaftlich tragfähig“
Wie hoch der Anteil der Giengener Haushalte ist, die sich für ein schnelles „Toni“-Internet entschieden haben, soll jedoch nicht publik werden. „Entscheidend ist, dass der eigenwirtschaftliche Ausbau in der Gesamtbetrachtung wirtschaftlich tragfähig ist“, teilt Urban-Rühmeier mit. Dieses Ziel sei in Giengen erreicht worden.
Diese Aussage des Unternehmenssprechers unterscheidet sich in der Tat von einer zuletzt in Heidenheim gemachten. Zwar hielt man sich auch dort bedeckt über den prozentualen Anteil der Heidenheimerinnen und Heidenheimer, die einen Breitbandanschluss von BBV gebucht haben, Urban-Rühmeiher teilte damals aber mit, in der Kreisstadt reiche das Interesse für den eigenwirtschaftlichen Ausbau noch nicht aus.
Starttermin für die Bauarbeiten steht noch nicht fest
Ein genauer Starttermin für den Beginn der Bauarbeiten in Giengen lässt sich aus diesen Auskünften nicht ableiten. Die Planungsphase laufe bereits, heißt es seitens BBV. Auch stünden zunächst Vorarbeiten wie der Kauf bereits bestehender Infrastruktur an, zudem müssten verschiedene Genehmigungen eingeholt werden. „Diese Vorarbeiten sind umfangreich und werden noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen“, so der BBV-Sprecher.
Laut städtischer Pressemitteilung stehe man „kurz vor dem Verkauf des Leerrohrnetzes“ an die BBV. Hierzu will sich das Netz-Unternehmen nicht äußern. Man habe im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens der Stadt Giengen ein Angebot abgegeben, nun wolle man der Entscheidung der Stadt nicht vorgreifen, so Urban-Rühmeier.
„Toni“-Laden in der Marktstraße wegen Krankheit geschlossen
Zumindest einzelne Giengenerinnen und Giengener, die einen „Toni“-Vertrag unterzeichnet haben, zeigten sich bereits unzufrieden, weil bei BBV niemand zu erreichen war. Auch der Shop in der Markstraße ist seit längerem geschlossen. Das allerdings hat offenbar nichts mit einem Rückzug von BBV zu tun, vielmehr hat OB Henle in Erfahrung gebracht, dass ein längerer Krankheitsfall zur Schließung geführt habe. Dies gilt demnach auch für den Heidenheimer Shop, der im Januar ebenfalls wegen Krankheit geschlossen war.
Wer im Falle des Ausbaus in Giengen die notwendigen Leitungen verlegen wird, ist noch nicht klar. BBV arbeite neben deutschlandweit tätigen Firmen auch mit regionalen oder lokalen Anbietern zusammen. Man sei „immer interessiert“, auch regionale Unternehmen als Partner zu gewinnen, die Entscheidung sei aber von entsprechenden Angeboten abhängig. Derzeit seien für Giengen noch keine Firmen ausgewählt.
25 Millionen Euro fürs Glasfasernetz
Der Kooperationsvertrag zwischen der Stadt Giengen und BBV wurde im Oktober 2022 geschlossen. Das Unternehmen sprach damals von einem Investitionsvolumen von 25 Millionen Euro. Nach damaliger Zusage sollte das Glasfasernetz für Giengen und seine Teilorte Ende 2024 fertiggestellt sein. In Vorbereitung eines Breitbandnetzes hat die Stadt schon vor Jahren damit begonnen, bei anstehenden Tiefbauarbeiten gleich Leerrohre für einen späteren Glasfasereinbau zu verlegen.