AfD-Kandidat liegt derzeit vorn

Dieses Schicksal ereilte Bürgermeister Nils Hammerschmidt bei der Wahl in Giengens Partnerstadt Zeulenroda

In Giengens Partnerstadt Zeulenroda in Thüringen verpasste Nils Hammerschmidt als Amtsinhaber die Stichwahl bei den Kommunalwahlen. Er wird nicht mehr lange Bürgermeister sein. Seine Amtszeit war keine einfache. Ein Boulevard-Blatt nannte ihn gar „Raffke aus dem Rathaus“.

Zusammen mit seiner Frau Yvette war Nils Hammerschmidt aus Giengens Partnerstadt in Thüringen, Zeulenroda-Triebes, zuletzt beim Neujahrsempfang der Stadt Anfang des Jahres zu Gast. Dabei richtete er Grußworte an die Giengener Bürgerinnen und Bürger in der voll besetzten Walter-Schmid-Halle.

Beim nächsten Besuch Hammerschmidts könnte er, abhängig vom Zeitpunkt, nicht mehr Amtsperson in der thüringischen Stadt im Landkreis Greiz sein. Denn: Bei den Kommunalwahlen, die am vergangenen Sonntag in Thüringen stattfanden, bekam Hammerschmidt als Amtsinhaber nicht genügend Stimmen, um in die Stichwahl einzuziehen. Heißt: in wenigen Wochen wird er sein Büro im Rathaus räumen müssen.

Kandidat der AfD erhielt bei Bürgermeisterwahl die meisten Stimmen

Hammerschmidt kam bei der Wahl, bei der auch über die hauptamtlichen Bürgermeisterposten abgestimmt wurde, lediglich auf 14,8 Prozent der Stimmen und landete nur auf Platz vier. Vorläufiger Sieger im Rennen um den Spitzenposten im Rathaus Zeulenroda-Triebes ist Andreas Stiller von der AfD, auf den 20,1 Prozent der abgegebenen Stimmen entfielen. Er geht am 9. Juni gegen Heike Bergmann (18 Prozent), die einer Wählervereinigung angehört, in die Stichwahl. Zeulenroda bildet dabei eine Ausnahme: Nur dort geht ein Vertreter der AfD mit mehr Stimmen im ersten Wahlgang in die Stichwahl als die Kontrahenten. Nils Hammerschmidt hat sich bezüglich der Stichwahl gegenüber der Ostthüringer Zeitung klar positioniert: Er hoffe, dass Heike Bergmann den Stuhl des Bürgermeisters nach der Stichwahl besetzen werde. Und nicht die AfD, die mit „viel Lügen und Unwahrheiten“ aufgewartet habe.

Amtszeit Hammerschmidt geprägt von Angriffen und Vorwürfen wie Untreue und Betrug

Vom Wahlergebnis und seinem persönlichen Abschneiden, so berichtet es eine Beobachterin der Kommunalpolitik in Giengens Partnerstadt, sei Hammerschmidt zwar enttäuscht gewesen. Letztlich habe er aber damit gerechnet. Denn: es war bislang keine einfache Zeit für Hammerschmidt als Bürgermeister in der Karpfenpfeiferstadt. Hammerschmidt erreichte als parteiloser Kandidat bei den Kommunalwahlen im April 2018 im ersten Wahlgang 33 Prozent der Stimmen und setzte sich auch in der Stichwahl deutlich gegen einen CDU-Bewerber durch.

Die Christdemokraten, für die Hammerschmidt einst sogar kandidiert hatte, aber auch, oder vor allem die AfD, setzen dem Rathauschef nach dessen Wahl zu. Kritik an Hammerschmidt gab es unter anderem wegen hoher Sanierungskosten für das seit Monaten geschlossene Spaßbad Waikiki, der als zu kostspielig empfundenen Sanierung des Bürgermeister-Büros, sowie an der Abrechnung von Dienstfahrten. Hammerschmidt wurden unter anderem Betrug und Untreue vorgeworfen.

Die AfD im Stadtrat hatte einen Abwahlantrag gestellt, der aber im Juli des vergangenen Jahres keine Mehrheit fand. Die Vorwürfe wurden von der Kommunalaufsicht geprüft und stellte unseren Informationen zufolge kein rechtlich relevantes Fehlverhalten fest. Schlagzeilen machte Hammerschmidt dennoch. Ein Boulevard-Blatt nannte ihn etwa den „Raffke aus dem Rathaus“.

Das alles dürfte bei den Wählerinnen und Wählern hängen geblieben sein. Heißt: In Giengen wird man bei offiziellen Anlässen andere Vertreter aus Zeulenroda begrüßen dürfen oder müssen.

Giengens OB Henle: „Haben gut zusammengearbeitet“

Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle, hat, so teilt er auf Nachfrage mit, Hammerschmidt die „besten Wünsche für seine Zukunft und meinen Dank in einem persönlichen Brief mitgeteilt“. Zur Wahl in Zeulenroda sagt Henle: „Man hat eine Wiederwahl als Amtsinhaber nicht immer selbst in der Hand. Das ist Teil des politischen Lebens; die Entscheidung liegt bei den Bürgerinnen und Bürgern. In Zeiten der Unsicherheit gibt es dort sicherlich eine Neigung, auf Neues zu setzen – in der Zuversicht, irgendetwas zu verbessern. Ich selbst kann nur sagen, dass wir in den vergangenen fünf Jahren in der partnerschaftlichen Verbundenheit unserer Städte sehr gut mit Nils Hammerschmidt zusammengearbeitet haben. Wir hoffen in Giengen, die guten Beziehungen zu unserer Partnerstadt Zeulenroda-Triebes so positiv fortsetzen zu können. Für meinen Kollegen ist dies sicher ein bitteres Ergebnis.“

Giengens Partnerstadt in Thüringen

Zeulenroda liegt etwa 20 Kilometer südlich von Gera in Thüringen. Im Februar 2006 fusionierte die Stadt mit dem benachbarten Triebes. Die Doppelstadt hat etwa 16.300 Einwohner.

Die Wiedervereinigung mit Leben zu erfüllen, war der gemeinsame Gedanke von Giengen und Zeulenroda bei ihrer am 13. Oktober 1990 vereinbarten Städteverbindung.

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