Ein besonderes Atelier für Liebhaber antiker Schätze: Seit fast vier Jahren bietet Helmut Schmidt im Eselsburger Atelier in Burgberg restaurierte Möbel und Antiquitäten an. Was einst als Hobby begann, ist heute sein Nebenberuf. Seine Tätigkeit begeistert sowohl Studierende als auch erfahrene Sammler. Die Heidenheimer Zeitung begleitete den Inhaber beim Restaurieren – ein Ort, an dem Vergangenheit lebendig wird.
Von der Leidenschaft über Platzmangel zum erfolgreichen Geschäft
Vor fast vier Jahren zog Helmut Schmidt mit seinem Antiquitäteninventar nach Burgberg, da seine bisherige Wohnung zu klein wurde. Schon zuvor hatte er Möbel gekauft, restauriert und weiterverkauft, da er immer wieder schöne Stücke entdeckte, für die er keinen Platz fand. Den Namen „Eselsburger Atelier“ trägt das Geschäft aufgrund der Wurzeln des Hobby-Sammlers, der aus Eselsburg stammt und 2016 gemeinsam mit seiner Schwester dort das Atelier zunächst online eröffnete. „Es entwickelte sich so peu à peu“, erklärt Schmidt. Heute wird sein Geschäft gut angenommen, besonders über das Internet. Kunden aus ganz Deutschland schicken ihre Antiquitäten zur Restaurierung, und die Abwicklung erfolgt oft telefonisch. Trotz des Erfolgs bleibt Schmidt realistisch: Eine hauptberufliche Ausrichtung sei derzeit nicht geplant.
Der Antiquitätenmarkt befinde sich im Wandel, da viele Händler aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Schmidt sieht, dass die Zusammenarbeit zwischen Händlern allerdings eine vielversprechende Möglichkeit ist: „Oft handelt man untereinander oder besorgt spezielle Stücke für Kunden. Diese enge Zusammenarbeit ermöglicht es, gezielt auf individuelle Wünsche einzugehen und einander zu unterstützen, wenn ein Stück bei einem anderen besser zur Geltung kommt oder schneller verkauft werden kann“, so Schmidt.
Leidenschaft für das Sammeln und Restaurieren
Der Sammler erklärt, dass er zum kleinen Preis und auch zu höheren Summen alles kaufe, was er sich gut vorstellen könne. Als Jäger und Sammler durchstöbere er oft Dachböden und alte Haushalte auf der Suche nach verborgenen Schätzen. „Solche Entdeckungen machen das Sammeln besonders“, sagt er und verweist auf einen Silberbecher mit dem Wappen der hannoverischen Herzogsfamilie, den er kürzlich gefunden habe. Besonders beliebt seien bei ihm Möbel aus der Biedermeier- und Louis-Seize-Zeit, während er Barock als „ziemlich speziell“ bezeichnet. Zu viel Restaurierung vermeide er häufiger, da es nicht nur günstiger, sondern auch authentischer sei.
Er betont, dass er bei der Restaurierung ausschließlich Schellack und traditionelle Techniken einsetze, ohne moderne Maschinen zu verwenden. „Das bewahrt die Authentizität“, so der Sammler. Neben Möbeln handle er auch viel mit Silber, vorwiegend in der Vorweihnachtszeit. Besonders faszinierend seien für ihn Möbel mit Geheimfächern, die oft persönliche Erinnerungen verbergen. „Solche Funde machen den Reiz dieser Arbeit aus.“
Sorgfalt und Leidenschaft: der Weg zur restaurierten Antiquität
Der Inhaber des Ateliers erläutert, dass für die Restaurierung eines Möbelstücks in der Regel etwa zehn Lackschichten notwendig seien, bei Hochglanz sogar bis zu fünfzehn. Dabei lasse man kleine, unauffällige Schäden oft bewusst bestehen, um den ursprünglichen Charme des Stücks zu bewahren. Furnierschäden würden sorgfältig mit passenden Materialien ergänzt. Der Restaurierungsprozess folge einem klaren Ablauf: Zuerst bringe man das Möbel in die Werkstatt, dokumentiere die Schäden und bespreche mit dem Kunden den gewünschten Restaurationsaufwand. „Es erfordert viele Telefonate, um jedes Detail abzustimmen“, erklärt der Experte.
Der eigentliche Prozess beginne mit dem Entfernen des alten Lacks und ende mit dem aufwendigen Polieren. Alte Lacke, insbesondere Schellack, seien äußerst widerstandsfähig und unempfindlich gegenüber Temperaturschwankungen, allerdings könne Feuchtigkeit problematisch werden. Das Polieren erfolge mit einem immer wieder verwendbaren Leinenballen. „Man löst Schellackblätter in Alkohol und trägt die Mischung vorsichtig auf“, beschreibt er. Dabei sei es wichtig, ständig in Bewegung zu bleiben, um Flecken zu vermeiden. „Polieren ist irgendwann wie meditieren – man kann dabei über alles nachdenken“, fügt Schmidt hinzu. Der Aufwand lohne sich jedoch: Am Ende entsteht nicht nur ein restauriertes Möbelstück, sondern ein einzigartiges Kunstwerk, das Geschichte erzählt und für kommende Generationen bewahrt wird.
Weihnachtliche Stimmung im Eselsburger Atelier
Das Atelier ist immer freitags von 14.30 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis Uhr geöffnet.
Am Samstag, dem 30.11.24, findet von 10 bis 18 Uhr der Adventszauber statt – ein besonderes Highlight in der festlich dekorierten Atmosphäre des Ateliers. Besucher können bei vorweihnachtlicher Stimmung stöbern. Während des Stöberns werden Glühwein und Punsch kostenlos angeboten.