Leserbrief

Fehlentscheidung des Heidenheimer Kreistags droht

Leserbrief zum Beitrag „Giengener Rehaklinik droht das Aus“ (Ausgabe vom 5. Dezember):

Fehlentscheidung des Heidenheimer Kreistags droht

Wieder einmal steht die Reha-Klinik in Giengen vor dem Aus. Schon vor Jahren wurde der Weiterbetrieb der Einrichtung in Frage gestellt. Der Aufsichtsrat hat dies auch damals mit derselben Begründung empfohlen: Die Einrichtung sei defizitär. Aufgrund massiver Proteste unter anderem des Betriebsrats und weiterer Institutionen wurde dies abgewendet.

Schon mit Inbetriebnahme der Einrichtung war klar, dass sie nicht wirtschaftlich zu betreiben ist, was auch nie Ziel und Zweck einer solchen Einrichtung sein sollte. Sinn der Reha-Klinik soll sein, Menschen, die aus dem Krankenhaus entlassen werden, wieder so weit herzustellen, dass sie sich einigermaßen selbstständig versorgen können, sei es zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung.

Wenn nun argumentiert wird, dass die Rehabilitation auch in anderen Landkreisen möglich wäre, so haben diejenigen, die dies fordern, einiges nicht verstanden oder sie sehen nur den wirtschaftlichen Aspekt. Es genügt nämlich nicht, die betroffenen Personen in irgendeiner Einrichtung unterzubringen. Wichtig ist auch, dass dies wohnortnah erfolgt, um Angehörigen die Möglichkeit zu bieten, Ehemann, Ehefrau, Partner, Oma oder Opa zu besuchen, da die Patienten oft über Wochen in der Einrichtung verbringen müssen. Unbestritten dürfte wohl sein, dass dies maßgeblich zur Genesung des Patienten beiträgt.

Der Gemeinderat in Niederstotzingen hat den Beschluss gefasst, ein Netzwerk zu installieren, um die Stadt generationengerecht weiterzuentwickeln. Er nimmt dafür 132.000 Euro in die Hand, zwar zunächst nur für zwei Jahre, aber immerhin, während der Kreistag die Schließung der Reha-Klinik im Blickfeld hat. Sie bezweckt im Grunde nichts anderes, als älteren Menschen und deren Angehörigen Hilfestellung zu geben für ein selbstbestimmtes Leben nach einem Schicksalsschlag.

Die Kosten für diese Maßnahme sind dem Landkreis und einigen Kreisräten offensichtlich zu hoch. Wieder einmal wird versucht, bei den Schwächsten in unserer Gesellschaft zu sparen, indem eine Einrichtung geschlossen werden soll, die sozialpolitisch und gesellschaftlich ihre Berechtigung hat. Der Kreistag sollte im Interesse der Bevölkerung den Punkt in seiner nächsten Sitzung von der Tagesordnung nehmen.

Schon einmal hat ein Kreistag eine schwerwiegende Fehlentscheidung des Geldes wegen getroffen, nämlich die Schließung der Kindertagesstätte am Klinikum. Und was passiert aktuell? Eine Kindertagesstätte wird wieder am Klinikum etabliert, die eigentlich nie ihre Berechtigung verloren hat. Kreistag, Klinikleitung, Betriebsrat und die Stadt Giengen sollten sich zusammensetzen, um eine Lösung für den Erhalt der Reha-Klinik zu erreichen.
Manfred Müller, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender im Ruhestand, Giengen

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