Rückblick auf 2024

Freiwillige Feuerwehr Giengen trotzt Herausforderungen: neue Mitglieder, Ehrungen und zukunftsweisende Investitionen

Die Freiwillige Feuerwehr Giengen blickt auf ein arbeitsreiches Jahr mit 187 Einsätzen zurück. Neueintritte und Ehrungen zeigen den starken Zusammenhalt. Verstärkt will man sich auch um die seelische Gesundheit der Aktiven kümmern.

Dass die Teilnehmenden an der Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Giengen am Freitagabend ordentlich Sitzfleisch benötigten, hatte einen durchaus erfreulichen Grund: Hinter den Wehrleuten liegt zwar ein arbeitsreiches Jahr, das Personal steht aber fest hinter seiner Aufgabe. Folglich gab es in der Burgberger Maria-von-Linden-Halle zahlreiche Neueintritte, Beförderungen und Ehrungen zu würdigen. Sogar zwei Ehrenmitglieder wurden ernannt.

2024 sei ein kräftezehrendes Jahr für die Giengener Gesamtwehr gewesen, sagte Kommandant Jürgen Vogt in seinem Bericht. Zu 187 Einsätzen wurden die zum überwiegenden Teil ehrenamtlich tätigen Helfer gerufen. 2023 hatte die Feuerwehr mit 283 Einsätzen noch mehr zu tun gehabt, dennoch lag das vergangene Jahr deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.

187 Mal wurde die Feuerwehr Giengen 2024 alarmiert

In 30 Fällen hatten sie 2024 Brände zu löschen, davon waren drei Großbrände zu bekämpfen. 79 Mal lautete das Einsatzstichwort „Technische Hilfe“, was Herausforderungen in der Bandbreite von der Beseitigung umgestürzter Bäume bis hin zur aufwändigen Menschenrettung nach Verkehrsunfällen mit sich bringt. Im Schnitt knapp alle zwei Wochen, insgesamt 22 Mal, wurde die Giengener Feuerwehr zur Überlandhilfe gerufen. In der Regel benötigen dabei Feuerwehren benachbarter Kommunen Unterstützung durch die Drehleiter. Hinzu kamen 48 Fehlalarme.

Die Giengener Feuerwache ist seit Herbst mit dem neuen Logo der Stadt versehen. Dennis Straub

Am eindrücklichsten dürften den Aktiven zwei Einsätze des vergangenen Jahres in Erinnerung geblieben sein. Am 27. September kam es in der Rechbergkurve vor dem Ortseingang Giengen zu einem schweren Unfall, bei dem zwei junge Männer noch an der Unfallstelle verstarben. Nur wenige Wochen später waren bei einem nächtlichen Wohnhausbrand in Hohenmemmingen bis zu 120 Kräfte gefordert. Weil die ersten Helfer der örtlichen Feuerwehrabteilung bereits sechs Minuten nach dem Alarm am Unglücksort waren, gelang es ihnen, die Bewohnerin zu retten.

Neuer Fachberater für die Seelsorge

Weil solche Einsätze auch an gut ausgebildeten Ehrenamtlichen nicht spurlos vorbeigehen, hat die Giengener Feuerwehr die Position des Fachberaters Seelsorge geschaffen. Mathias Michaelis, Pfarrer der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde, wurde aus diesem Grunde am Freitag in die Reihen der Feuerwehr aufgenommen. Insgesamt ist der Personalstand der Aktiven auf 177 gestiegen (Vorjahr 168). „Wir brauchen das, um die Last auf mehr Schultern zu verteilen“, sagte Kommandant Vogt.

Im laufenden Jahr werden die Abteilungen Giengen und Burgberg je ein neues Löschfahrzeug erhalten, ein neuer Einsatzleitwagen soll 2026 ausgeliefert werden. Seit 2012, so Vogt, stehe bereits die Ertüchtigung der Gerätehäuser mit einer Notstromversorgung auf der Aufgabenliste, dieses Jahr soll sie umgesetzt werden, damit bei einem Stromausfall die Arbeit der Feuerwehr ungehindert weitergehen kann. Geplant ist für 2025 auch eine Machbarkeitsstudie für den Ausbau des Giengener Gerätehauses. Wie bereits berichtet, ist ein Neubau des Hohenmemminger Feuerwehrhauses ebenso in der Planung wie ein Anbau ans Gerätehaus in Burgberg.

Zahlreiche Ehrungen, Beförderungen und Verabschiedungen gab es bei der Hauptversammlung: (v.l.) Kommandant Jürgen Vogt, Ordnungsamtsleiter Uwe Wannenwetsch, Oliver Knöpfle, Andreas Ostertag, Paul Eberhardt und Oberbürgermeister Dieter Henle. Martin Rösler

Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle verband in seiner Ansprache den Katastrophenschutz vor Ort mit der Weltpolitik. In einer Zeit, in der der Klimaschutz aus dem Fokus zu geraten droht, hält es Henle für unabdingbar, mit einer motivierten und gut ausgerüsteten Feuerwehr für alle denkbaren Unglücke vorbereitet zu sein. Eine steigende Zahl großer Photovoltaikanlagen und seit vergangenem Jahr auch eine Wasserstofftankstelle im Industriepark an der A7 erweiterten das Spektrum denkbarer Notlagen ständig. Technische Herausforderungen könnten die Aktiven zwar trainieren, Henle hob aber noch einen weiteren Aspekt hervor: „Sie können sich in andere hineinversetzen, Empathie zählt zu den wesentlichen Werten der Feuerwehr“, rief er der Versammlung zu.

Sicherheit hat in Giengen oberste Priorität

Zugleich sicherte Henle den Feuerwehrabteilungen die Unterstützung von Stadtverwaltung und Gemeinderat zu. Beim Thema Sicherheit werde es „keine Kompromisse“ geben.

Kreisbrandmeister Michael Zimmermann betonte, das ehrenamtliche Engagement entscheide über Erfolg oder Misserfolg an der Einsatzstelle. Moderne Technik sei zwar wichtig, ohne gut ausgebildete Feuerwehrleute mit handwerklichem Geschick, die auch tagsüber verfügbar seien, sei die Technik jedoch wenig wert. Zugleich erwarte die Bevölkerung eine Wehr auf dem Niveau einer Berufsfeuerwehr, könne aber nur eine Freiwillige Feuerwehr bezahlen.

In manchen Debatten würden demokratische Grundprinzipien derzeit in den Hintergrund gedrängt, stellte Hans-Frieder Eberhardt als Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes fest. Vor diesem Hintergrund gelte es, für die demokratische Grundordnung einzustehen. Zugleich warb Eberhardt für aktives Engagement im Feuerwehrverband.

Ehrungen und Verabschiedungen

Im Rahmen der Hauptversammlung zeichnete der Kreisfeuerwehrverband den früheren Kommandanten der Ziegler-Werkfeuerwehr, Josef Szaszur, und den stark in der aufgelösten Steiff-Werkfeuerwehr engagierten Manfred Wiedenmann mit dem Ehrenkreuz des Verbandes in Silber aus. Das Ehrenkreuz erhielt außerdem Christian Denk. Als letzter Kommandant der Steiff-Wehr wurde Mike Löpenhaus mit dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber geehrt. Völlig überrascht war offensichtlich der Ordnungsamtsleiter der Stadt Giengen, Uwe Wannenwetsch, dem für seine Verdienste um das Feuerwehrwesen die Ehrenmedaille des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg in Silber verliehen wurde.

Zu Ehrenmitgliedern wurden ernannt Oberlöschmeister Oliver Knöpfle, der 44 Jahre aktiven Dienst geleistet hatte, sowie Hauptlöschmeister Andreas Ostertag nach 43 Jahren. Beide wurden gemeinsam mit Paul Eberhardt, der „guten Seele der Abteilung Hürben“, verabschiedet.

Daniel Ratter wurde für zehnjährige Tätigkeit als Dirigent des Spielmannszugs und zugleich für 20-jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet. Frank Ratter erhielt die Ehrung für 50-jährige Mitgliedschaft im Spielmannszug.