An Neujahr wird in Giengen eine Ortsgruppe der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) gegründet. Die Gruppe wird fast 8800 Gläubige der katholischen, evangelischen und neuapostolischen Kirchengemeinden vereinen. Die Gründungsfeier findet im katholischen Heilig-Geist-Zentrum statt.
Eine erdrutschartige Entwicklung im Hinblick auf die Ökumene ist die Gründung freilich nicht. Zusammenarbeit über die verschiedenen Konfessionen hinweg gibt es in Giengen schon lange: Man arbeitet bei der jährlichen Vesperkirche zusammen, feiert gemeinsam den Neujahrsgottesdienst und tauscht sich in der Vortragsreihe „Gottesthemen“ aus. Durch die Gründung der ACK-Gruppe bekommt die Zusammenarbeit eine Art organisatorischer Basis. Vertreter der Gemeinden werden sich regelmäßig austauschen und fungieren gleichzeitig als konfessionsübergreifende Ansprechpartner.
Christen in Giengen: das Gemeinsame stärken
Pfarrer Dr. Joachim Kummer von der evangelischen Kirchengemeinde erwartet, dass die bestehende Zusammenarbeit der drei Gemeinden „Rahmen und Form“ bekommt: „Man ist dann strukturiert im Gespräch und kann die Aktivitäten weiterführen.“ Kummer streitet nicht ab, dass es in den Konfessionen durchaus unterschiedliche Ansichten und Auslegungen gibt, aber auch hier könnte die ACK-Gruppe neue Impulse setzen: „Der Glaube an Christus ist das wirklich Verbindende, da lässt sich vieles gemeinsam machen.“
„Wir teilen uns denselben Glauben mit verschiedenen Facetten“, sagt Dr. Gregor Polifke als gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde. Man wolle über die ACK vor Ort auch zeigen, dass „wir in Vielfalt einen Glauben haben und miteinander reden, ohne die Traditionen über den Haufen zu werfen“. Die neue Gruppe werde auch gegenüber der bürgerlichen Gemeinde als Ansprechpartner dienen, wenn es um das Zusammenleben in der Stadt geht. Pfarrer Matthias Michaelis fügt hinzu, dass die ACK-Arbeit auf allen Seiten stark vom Ehrenamt getragen werde.
„Jeder kann aus seiner Konfessionshöhle heraustreten“, sagt Gemeindevorsteher Jens Richter von der neuapostolischen Gemeinde Giengen. Richter erwartet von der neuen Gruppe besseres Verständnis und Akzeptanz für den Glauben der anderen. „Da wachsen wir in ein besseres Miteinander hinein“, glaubt der Priester. Es sei sinnvoll, die bestehende Ökumene in eine formalere Form zu bringen und zu sehen, was sich daraus entwickeln wird. Die Mitglieder der neuapostolischen Gemeinde stellen mit rund 180 Köpfen zwar den kleinsten Teil der Gruppe, sie seien aber sehr aktiv, sagt Richter.
Ein Vortrag führte zur Gründung der Ortsgruppe
Auf Gläubige bezogen, wird die katholische Kirchengemeinde mit ihren rund 4800 Menschen den größten Anteil stellen, gefolgt von knapp 3800 Protestanten.
Der Impuls zur Gründung entstand bereits aus einer ökumenischen Veranstaltung heraus. Vor gut zwei Jahren war Prof. Albrecht Haizmann zu einem Vortrag bei den „Gottesthemen“ eingeladen. Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Baden-Württemberg hinterließ offenbar so starken Eindruck in Giengen, dass er im Nachgang zu einem Gespräch in den katholischen Kirchengemeinderat eingeladen wurde, an dem auch Vertreterinnen und Vertreter der beiden anderen Gemeinden teilnahmen. Im Anschluss wurde ein Vorbereitungsgremium gegründet und eine Satzung für die Ortsgruppe erarbeitet. Diese schließt auch die Aufnahme weiterer christlicher Gemeinden nicht aus. Auf Landesebene gibt es gut zwei Dutzend Mitgliedskirchen der ACK.
Feierliche Gründung an Neujahr
Der ökumenische Neujahrsgottesdienst findet am 1. Januar 2025 ab 11 Uhr in der katholischen Heilig-Geist-Kirche in Giengen statt. Der Gottesdienst wird gemeinsam von allen drei Gemeinden gestaltet. Im Anschluss soll im Heilig-Geist-Zentrum durch die Unterzeichnung der Satzungsurkunden durch Gemeindevertreter die Gründung der ACK-Ortsgruppe gefeiert werden.