In der Giengener Blaulichtszene haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten offenbar Gerüchte verdichtet, Stadt und Land planten ein Blaulichtzentrum. Eine gänzlich neue Idee wäre es immerhin nicht, die Einheiten von Landespolizei, Freiwilliger Feuerwehr und Rotem Kreuz örtlich zusammenzufassen. In Gerstetten sind DRK und Polizei schon unter einem Dach, in unmittelbarer Nachbarschaft soll ein neues Feuerwehrgerätehaus entstehen. Auch andernorts in Baden-Württemberg sind Blaulichtzentren schon gebaut oder in Planung.
Jetzt also Giengen? Wie oft bei Gerüchten sei „ein Körnchen Wahrheit“ dran, sagt Dr. Stefan Horrer auf HZ-Anfrage. Es gehe jedoch „viel zu weit“, von einem geplanten Zentrum zu sprechen: „Wir sind noch weit von einer Planung entfernt“, so der Leiter des in Schwäbisch Gmünd ansässigen Amts für Vermögen und Bau der baden-württembergischen Hochbauverwaltung. Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle sagt, man sei „in einer sehr frühen Sondierungsphase“. Man prüfe „ergebnisoffen“, ein mögliches Bauvorhaben ist noch nicht in der mittelfristigen Planung der Stadt enthalten, sprich: Auf Jahre hinaus ist noch kein Geld dafür eingeplant.
Feuerwehr Giengen braucht mehr Platz
Dass es zumindest bei zwei Blaulichtorganisationen Bedarfe gibt, die solche Überlegungen attraktiv machen könnten, ist jedoch unbestritten: Der Freiwilligen Feuerwehr, die seit Jahren wachsende Aufgaben verzeichnet, geht im vor 50 Jahren gebauten Gerätehaus der Platz aus, vor allem die Lagerflächen für Material und Gerätschaften sind ausgereizt.
Daher hat die Stadt bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um zu ermitteln, wie mehr Raum für die Feuerwehr geschaffen werden könnte. Zudem, so Henle, plant die Stadt eine Sanierung des Bauhofs, verbunden mit einem Umbau der Büro-, Umkleide- und Sozialräume. Da Feuerwehr und Bauhof Nachbarn sind, wolle man Synergien durch gemeinsame Nutzung von Waschhalle, Werkstätten und Grundstücken prüfen.
Giengens Polizeirevier ist nicht mehr zeitgemäß
Das Polizeirevier Giengen wiederum ist seit 1977 an der Schwagestraße untergebracht. Das Gebäude sei zwar funktional, aber „nicht mehr modern“, sagt Horrer. Die Landespolizei habe daher eine sogenannte „Bedarfsanmeldung“ für eine zeitgemäße Unterbringung vorgelegt. Diese werde von Vermögen und Bau nun im ersten Schritt geprüft. Sollte der Bedarf plausibel sein, so Horrer, werde man diese Erkenntnisse an die Stuttgarter Zentrale der Hochbauverwaltung weiterleiten. Der dann nächste Schritt könnte eine Machbarkeitsstudie sein, in der mögliche Varianten zur Unterbringung geprüft würden. Diese Studie wäre die Grundlage für die Entscheidung des Landes.
Laut OB Henle könnte für die Polizei ein derzeit brachliegendes Grundstück gegenüber der Feuerwache und neben dem Stützpunkt der Straßenmeisterei in Frage kommen, das ohnehin dem Land gehöre. „Wir sondieren aktuell, ob es eine Option wäre, hier ein neues Polizeirevier und zusätzliche Räumlichkeiten für die Feuerwehr unterzubringen“, so Henle. Da sich in unmittelbarer Nachbarschaft auch die 2012 und 2013 erweiterte Rettungswache des DRK befindet, würde laut OB tatsächlich ein „erweitertes Blaulichtzentrum“ entstehen.
1977: Umzug ins ehemalige Gasthaus
Zumindest mit Blick auf die Polizei könnte sich in Giengen eine Diskussion wiederholen, die vor einigen Jahrzehnten schon einmal geführt wurde: Ab 1971 suchte die Polizei nach neuen Räumen für ihr Giengener Revier. Damals waren die Gesetzeshüter seit 1953 im ehemaligen Forsthaus an der Ecke Planiestraße und Obertorstraße untergebracht – beengt und in einem Gebäude, das baulich zu wünschen übrigließ.
Diskutiert wurden Anfang der 1970er-Jahre diverse Varianten, unter anderem Neubauten an mehreren Standorten im Bereich der Schwage. Aus Gründen der Verkehrsanbindung erschien dieses Stadtviertel als ideal geeignet, zumal das Revier Giengen schon damals auch für die Gerstetter Alb zuständig war und entsprechend schnell die Stadtgrenzen verlassen können musste.
Ein Neubau wurde es damals jedoch nicht: Im September 1977 zog das Polizeirevier in das umgebaute frühere Gasthaus „Burghof“ an der Schwagestraße.