Das Gesicht der Giengener Innenstadt wird sich in naher Zukunft deutlich verändern, der ortsansässige Gewerbe- und Handelsverein hält mit dieser positiven Entwicklung Schritt. Im 158. Jahr ihres Bestehens nimmt die Dachorganisation der Giengener Geschäftsleute Kurs auf eine dreistellige Mitgliederzahl. Innerhalb eines Jahres schlossen sich weitere sechs Betriebe dem GHV an, der damit aktuell einen Mitgliederstand von 95 aufweist.
Das war bei weitem nicht die einzige erfreuliche Mitteilung bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Freitagabend im Lobinger-Parkhotel. Vorsitzender Thomas Nock betonte, dass man seit mindestens 15 Jahren den Mitgliedsbeitrag nicht erhöht habe – trotz Steigerung der Kosten. „Wir können gut mit Geld umgehen“, betonte Nock. Im Vergleich zu Nachbarorten sei der Beitrag zudem ausgesprochen günstig.
Sommerfest, Entenrennen und Kürbis-Schnitzen
Der wiedergewählte Vorsitzende versprach, man werde mit dem Engagement nicht nachlassen: „Uns treiben nicht monetäre Gründe an, sondern wir glauben an die Gemeinschaft.“ Mehr denn je sei es in der heutigen Zeit erforderlich, an Werten und Traditionen festzuhalten. „Der Mikrokosmos Giengen liegt uns am Herzen. Wir wollen, dass unsere Stadt liebens- und lebenswert bleibt“, sagte Nock unter Beifall der Mitglieder.
Wir können gut mit Geld umgehen.
Thomas Nock, Vorsitzender.
Bewährtes soll auch 2025 fortgeführt werden, wobei man ständig nach neuen Ideen suche und Verbesserungen anstrebe. So soll das zuletzt etwas an Zuspruch leidende Sommerfest mit dem Angebot einer Stadtführung aufgewertet werden, ebenso der traditionelle verkaufsoffene Feiertag am 3. Oktober, bei dem unter anderem zum Kürbis-Schnitzen eingeladen wird.
Auch das Entenrennen in der Brenz steht wieder auf dem Terminplan (12. Juli). Der stellvertretende Vorsitzende Klaus Schlumpberger betonte aber, man werde künftig noch stärker das Thema Sicherheit ins Auge fassen. Im vergangenen Jahr war der Pegel der Brenz einige Zentimeter höher als sonst, was vor allem die helfenden Taucher vor Herausforderungen stellte. In ähnlichen Fällen werde man sich künftig nicht scheuen, die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen abzusagen, so Schlumpberger.
Reichsstadttaler gelten als Sammlerstücke
Auch 2024 sei es gelungen, die Einnahmen und Ausgaben im operativen Geschäft ausgeglichen zu gestalten, sodass weder eine Beitragserhöhung noch eine Rücklagen-Entnahme erforderlich wurde, berichtete Thomas Hessenauer. Der Kassierer bezeichnete die Giengener Gutscheine als Erfolgsgeschichte. Die vor Jahren als Sonderprägung in den Umlauf gebrachten Reichsstadttaler gelten zwar als offizielles Zahlungsmittel in Giengen, würden von ihren Besitzerinnen und Besitzern aber vielfach als Sammlerstücke einbehalten. Deshalb seien zurzeit noch Reichsstadttaler im Wert von 11.625 Euro im Umlauf, die nicht eingelöst wurden.
Von zahlreichen positiven Entwicklungen konnte auch Oberbürgermeister Dieter Henle berichten. Das Brauhaus Barfüßer, das im Mai Richtfest feiern wird, werde ein Magnet für Giengen sein, von dem die gesamte Innenstadt profitieren werde, zeigte sich der OB überzeugt. Positiv sei auch, dass die Zahl der Parkplätze auf dem Rathausparkplatz erhalten bleibe. Henle versprach den innerstädtischen Geschäftsleuten zudem, dass während des Baus des neuen Dienstleistungszentrums ein Durchkommen auf der Marktstraße garantiert sei.
Im Zuge der umfangreichen innerstädtischen Maßnahmen zieht offenbar auch die private Investitionsbereitschaft weiter an. Henle sprach von drei neuen Geschäften, die seit Februar eröffnet hätten. Erfreuliches gibt’s auch von außerhalb des Stadtzentrums zu berichten. Nach Informationen des Oberbürgermeisters werde Edeka seinen neuen Markt in der Südstadt im Sommer eröffnen, die Bauarbeiten sollen Ende März beginnen. Und im Giengener Industriepark an der A 7 habe man ein weiteres Grundstück verkauft. An wen, wollte Henle noch nicht verraten.
In der Diskussionsrunde wurde unter anderem gebeten, den katastrophalen Zustand der Riedstraße im Auge zu behalten. Die Drogeriemarkt-Kette Müller sei nach wie vor daran interessiert, ihre Planungen für das Areal in der Marktstraße zu verwirklichen, versicherte Henle auf Anfrage. Allerdings würden im Augenblick Auflagen des Landesdenkmalamts den Prozess verlangsamen. Angeregt wurde überdies, der Stadt Giengen als Image-Beinamen die Bezeichnung „Freie Reichsstadt Giengen“ zu verpassen.
So wurde beim GHV gewählt
Die vier Vorstandsmitglieder Thomas Nock (Vorsitzender), Klaus Schlumpberger (stellvertretender Vorsitzender), Thomas Hessenauer (Schatzmeister) und Ute Brandner (Schriftführerin) wurden einstimmig wiedergewählt. Ebenso ohne Gegenstimme bekamen die Ausschussmitglieder Horst Hunger, Teresia Winter, Andreas Herdtle und Florian Schermayer weiterhin das Vertrauen ausgesprochen. Gedacht wurde des kürzlich verstorbenen Prof. Dr. Jörg Knoblauch, der von 1993 bis 1998 GHV-Vorsitzender war.