Leserbrief

Giengen hofft vergeblich auf ein Wunder

Leserbrief zur Schließung der Rehaklinik in Giengen:

Unwillkürlich denke ich an die Proteste der Bauern. Innerhalb weniger Tage hat die große Politik umgeschwenkt und getroffene Entscheidungen zurückgenommen. Auf so ein Wunder können wir im Landkreis Heidenheim wohl nicht hoffen. Die betroffene Gruppe, Senioren und Hochbetagte, hat leider weder Power noch Equipment, um sich lautstark bemerkbar zu machen.

Der mit knapp 100 Millionen Euro Sozialausgaben belastete Landkreis Heidenheim sieht sich von Krankenkassen und Land im Stich gelassen und kapituliert aus wirtschaftlichen Gründen. Erst einmal – kurzfristig – Erleichterung, aber was kommt danach? Wurde betriebswirtschaftlich weitergedacht, oder enden hier die Überlegungen und Berechnungen? Wohin also künftig mit frisch operierten, entlassfähigen, geriatrischen Patienten im Klinikum Heidenheim?

Eine Operation ist nur sinnvoll und erfolgreich, wenn die Nachsorge gewährleistet ist. Die Reha Giengen gibt es nicht mehr, Aalen hat schon jetzt Aufnahmestopp für Patienten aus anderen Landkreisen, Reha- und Kurzzeitplätze sind rar und die Versorgung durch Angehörige oft nicht möglich. Jeder Patient, der nicht entlassen werden kann, belastet Klinikum und Landkreis finanziell, weil nach Fallpauschalen abgerechnet wird und nicht nach Pflegetagen. Ist es nicht naiv anzunehmen, dass die anderen geriatrischen Rehakliniken auf Patienten aus dem Klinikum Heidenheim warten? Oder soll die bittere Wahrheit, dass es für viele keine Reha mehr geben wird, bewusst der Öffentlichkeit vorenthalten werden?

Vielleicht tut sich für Einzelne nach Wochen ein Türchen auf, aber da haben sich Pflegebedürftigkeit und Immobilität schon manifestiert. Die Probleme werden mit der Schließung der Rehaklinik nicht kleiner, sondern größer. Und jeder Pflegebedürftige ist ein persönliches Schicksal, aber auch ein Kostenfaktor.
Barbara Schmissrauter, Hermaringen