Stadtentwicklungskonzept

Giengen plant Zukunft: Bürger-Spaziergang bringt Visionen für eine grünere und nachhaltigere Stadt

Stadtspaziergang in Giengen: Bürger und Verwaltung arbeiten gemeinsam an einem nachhaltigen Stadtentwicklungskonzept für eine grünere und besser vernetzte Stadt.

Ein Stadtspaziergang durch Giengen, bei herrlichem Sommerwetter – das klingt nicht nach der schlechtesten Idee. Am Dienstagabend war das für mehrere Dutzend Bürgerinnen und Bürger, Verwaltungsmitarbeitende und Oberbürgermeister Dieter Henle im Kern zwar Arbeit – aber eine, die offensichtlich beflügelte und einige bemerkenswerte Ergebnisse mit sich brachte.

Der Spaziergang fand nicht aus Lust und Laune statt, vielmehr war er Bestandteil der Vorbereitungen für ein Stadtentwicklungskonzept, das Giengen als Leitschnur für die Zukunft dienen soll. Bricht man die Anmerkungen und Anregungen der Spaziergänger auf die Vision einer Stadt herunter, dann würde Giengen zu einer Art Klein-Freiburg werden: grüner, nachhaltiger, ausgestattet mit einem engeren ÖPNV-Netz und einer besseren Verknüpfung von Kundinnen und Kunden, Dienstleistungen und tragfähigen Geschäftsideen.

Es sei wichtig, die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen „bestmöglich zu berücksichtigen“, sagte OB Henle in der Begrüßung. Die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger seien im Zweifel weder der Stadtverwaltung noch den Planenden bekannt.

Projektleiterin Sophia Ungerer bezeichnete die Bürger als „Experten des Alltags“, deren Wissen in die Entwicklung einer Strategie für die künftige Entwicklung einfließen soll. Ungerer ist Mitarbeiterin der Wüstenrot Haus- und Städtebau GmbH, die Giengen auf dem Weg zum Stadtentwicklungskonzept unterstützt.

Im Schatten der Linden auf dem Margarete-Steiff-Platz warben etliche der Spaziergänger für mehr Grün und vor allem mehr Bäume in der Innenstadt, um natürliche Kühlung, bessere Luft und vor allem Schatten an sonnigen Tagen zu gewinnen. Der Platz selbst wurde als möglicher Standort für den Wochenmarkt ins Gespräch gebracht. Henle sprach aber auch von der „Vision“, im künftigen Sanierungsgebiet „Burgwiesen“ könnte es Fuß-und Radwege direkt durchs Steiff-Gelände geben, um so eine fast direkte Achse zwischen Innenstadt und Bahnhof zu schaffen.

Der Giengener Bahnhof schreckt viele ab

Der Bahnhof selbst hat nach Meinung der Spaziergänger noch viel Nachholbedarf, um attraktiver zu werden. Mit regelrechtem Unverständnis reagierten Bahn-Nutzende darauf, dass praktisch alle Züge über Gleis 2 fahren, das nur wenig Witterungsschutz bietet und von der Innenstadt nur über Treppen oder einen als unzuverlässig empfundenen Aufzug erreichbar ist. Die Unterführung wird wegen Nässe und Gerüchen als unangenehm wahrgenommen. Aus Richtung Südstadt sind die Gleise gar nicht barrierefrei zu erreichen. Um Treppen zu vermeiden, bleibt nur der Umweg über die Straßenbrücke. Besser abgestimmte Takte für Bus und Bahn und vor allem eine intensivere Anbindung der Teilorte an den öffentlichen Personenverkehr konnte das Wüstenrot-Team auf die Wunschliste schreiben.

Beim kurzen Spazierstopp an der Kneipp-Anlage am Brenzufer gab es viele Komplimente für Giengen und Umgebung: Die Lage Giengens zwischen Wäldern und Natur wurde genannt, ebenso der Schießberg, das Anlägle oder der innerstädtische Radweg an der Brenz. Auf dieser Aufenthaltsqualität würden manche gerne aufbauen. So lautete ein Vorschlag, den Fußweg von der Bahnhofstraße zur Bruckersberg zu ertüchtigen, damit noch mehr Bewohner des wachsenden Wohngebiets den kürzeren Weg in die Stadt nutzen könnten. Auch der Wunsch, das alte Burgtheater wieder zum Kino zu machen und „ein bisschen Subkultur außenrum“ anzusiedeln, war zu hören.

Ein Plus an Angeboten wünschte man sich auch für den Wochenmarkt. Die Auswahl sei gerade an Samstagen schlicht zu gering, hieß es. Hier erinnerte Henle daran, dass vorhandene Angebote auch genutzt werden müssten. Eine Bewohnerin erkannte, dass seit dem Umzug der Müller-Filiale uns Sundgaucenter deutlich weniger Menschen die Marktstraße besuchten. Beklagt wurden auch uneinheitliche Öffnungszeiten von Geschäften oder Zeiten, die es Berufstätigen erschwerten, nach der Arbeit noch einzukaufen.

Die nächsten Schritte auf dem Weg zum Stadtentwicklungskonzept sind eine Bürgerwerkstatt, die Ende September stattfinden soll sowie eine Jugendbeteiligung.

Anregungen auch online möglich

Zur Vorbereitung des Stadtentwicklungskonzepts gehört auch eine Online-Befragung der Bürgerinnen und Bürger, die auf der Seite stadtentwicklungsmanager-im-dialog.de/giengen-stadtentwicklung zu finden ist. Dort sind bereits mehr als 100 Anregungen und Kritikpunkte versammelt.

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