Wer ein Geschäft gründen will, steht vor zahllosen Aufgabe: Eine vielversprechende Idee muss es sein, man braucht Fachwissen, vielleicht oder Maschinen, dazu Arbeitskraft und nicht zuletzt einen Ort, um sein Angebot zu präsentieren. Beim letzten Schritt versucht die Stadt Giengen zu helfen, zumindest im engeren Bereich der Kernstadt. Das städtische Förderprogramm „Giengen zahlt deine Miete!“ kann dabei wohl keine Wunder vollbringen, eine Handvoll Neugründungen wurden damit seit dem Start des Förderprogramms aber bereits begleitet.
„Wir füllen damit nicht alle Leerstände, aber es ist ein Werkzeug für Einzelhändler“, sagt Teresa Winter. Bei ihr, der Wirtschaftsförderin der Stadt Giengen, laufen alle Anfragen zum Förderprogramm ein, sie berät die Interessenten und entscheidet auch über die Bewilligung. Die Stadt bewerbe das Programm nicht besonders aktiv, es funktioniere vielmehr über Mundpropaganda. In aller Regel hätte die angehenden Gründerinnen oder Gründer schon einmal davon gehört, bevor sie sich an die Stadt wenden. Auf rund zehn pro Jahr schätzt Winter die Interessenten.
Bis zu 6000 Euro Förderung im Jahr
„Giengen zahlt deine Miete!“ funktioniert im Prinzip recht einfach: Förderfähig sind Anmietungen von Laden- und Geschäftsräumen grob im Bereich zwischen Planiestraße und Scharenstetter Straße. Die Stadt Giengen bezahlt 50 Prozent der Nettokaltmiete für ein Jahr, allerdings maximal 6000 Euro. Gefördert werden Neueröffnungen im inhabergeführten Einzelhandel, weitere Branchen können zudem in den Genuss kommen, wenn in der Innenstadt eine entsprechende Angebotslücke besteht.
Die Ziele sind ähnlich klar formuliert: Giengen will über das jährlich mit 18.000 Euro aus dem städtischen Haushalt ausgestattete Programm nicht nur den inhabergeführten Einzelhandel stärken, sondern Angebotslücken in der Innenstadt schließen und darüber auch diesen Bereich beleben. In der Außendarstellung soll, so hat es Teresa Winter 2023 im Gemeinderat formuliert, Giengen als gründungs- und wirtschaftsfreundliche Kommune sichtbar werden.
Ein halbes Dutzend Neugründungen gefördert
Ob das gelingt? Winter ist davon überzeugt: So sei beispielsweise die IHK auf das Programm aufmerksam geworden, das es in dieser Form in der Region bislang nicht gegeben habe. Ein vergleichbares Modell sei ihr aus Ravensburg bekannt. Im Gemeinderat stieß das Vorhaben im Juni 2022 überwiegend auf Gegenliebe, bei einer Gegenstimme würde die Einführung beschlossen.
Ein halbes Dutzend Neugründungen wurden seither über „Giengen zahlt deine Miete!“ gefördert. Zwei davon, das Café „Lieblingseck“ und ein Dienstleistungsangebot zum „Abnehmen im Liegen“ wurden zwischenzeitlich wieder aufgegeben. Ein Laden für Märklin-Modelleisenbahnen, das Café Cut und der „Kroni Market“ wurden oder werden gefördert. Als Erfolg gewertet wird auch das Lebensmittelgeschäft „Al Mercatino“, das das nach einer zweijährigen Förderung so weit etabliert war, dass es nach einem Umzug in eigenen Räumen weitergeführt wird. Möglich wurde die erweiterte Förderung durch eine Änderung der Förderrichtlinie, die im Mai 2023 ebenfalls bei einer Gegenstimme im Rat verabschiedet wurde.
Ins weit verbreitete Wehklagen über vermeintlich aussterbende Innenstädte mag die Wirtschaftsförderin nicht einstimmen. „Innenstädte wird es immer geben, sie verändern sich nur“, sagt Winter. Die Stadt gebe Händlern eine Chance, einen Versuch in Giengen zu starten. Nicht nur in einem Fall seien Betreiber auch von außerhalb Giengens „angelockt“ worden.
Eine Handvoll Leerstände in der Kernstadt hat Teresa Winter noch als geeignete Objekte für das Förderprogramm im Blick. Zwar gebe es noch mehr leerstehende Geschäftsräume, für die zum Teil aber bereits Neubaupläne existierten.
Mehr Mittel für die Innenstadt
Noch bis August 2025 läuft die Förderung aus dem Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Im Rahmen des Programms wurden beispielsweise Kulturveranstaltungen ins Leben gerufen, die die Giengener Innenstadt beleben sollen. Das Open-Air-Konzert auf dem Kirchplatz, das 2023 erstmals stattfand, gehört ebenso dazu wie der „Kunst-Supermarkt“ im Sommer 2023 in der früheren Grabenschule. Auch zur Vermeidung von Leerständen wurden ZIZ-Mittel laut dem Jahresbericht der Wirtschaftsförderung vom November 2023 eingesetzt.