Wärmepumpe und Photovoltaik

Wie das Giengener Bergbad ab 2025 klimaneutral beheizt werden soll

Der Giengener Gemeinderat hat sich für eine neue Heizungsanlage ausgesprochen, für die der Strom direkt vor Ort aus der Sonneneinstrahlung kommen soll. So soll das funktionieren:

Das Giengener Bergbad soll in Zukunft mit einer Wärmepumpe in Kombination mit einer Photovoltaik-Anlage beheizt werden. Dies hat der Gemeinderat im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung beschlossen, dem Gremium wurden drei verschiedene Heizungsvarianten vorgeschlagen. Beim Freibad auf dem Schießberg geht es nicht nur darum, eine alternative, klimaneutrale Wärmeversorgung zu finden, sondern auch darum, die veraltete und nicht mehr zuverlässige Gasheizung zu ersetzen. In der vergangenen Saison musste das Beckenwasser mit einer mobilen Heizungsanlage erwärmt werden, was 32.000 Euro gekostet hat. Aktuell läuft nach Auskunft von Bürgermeister Alexander Fuchs die alte Gasheizung wieder – ob sie die Saison durchhält, ist aber fraglich.

Solarfelder als Parkplatzüberdachung

Mithilfe der geplanten PV-Anlage kann während des Badebetriebs von Mai bis September die Sonnenstrahlung genutzt werden. Die Solarfelder sollen als Parkplatzüberdachung auf der Wiese südlich des Eingangs zum Bergbad installiert werden, sodass die darunter parkenden Autos künftig sogar beschattet werden würden, erläuterte Bürgermeister Fuchs in der Sitzung des Gemeinderats. Der so erzeugte Strom soll zum Betrieb einer Wärmepumpe sowie zur Deckung des sonstigen benötigten Stroms im Bergbad genutzt werden. Zudem soll es einen 30 Kubikmeter fassenden Wärmepufferspeicher geben, um Spitzenlasten abdecken zu können, erläuterte Jannik Klett für die städtische Gesellschaft Digikomm, die mit der Wärmeplanung beauftragt ist.

Vollkommen ausreichend wird die eigene Stromerzeugung allerdings nicht sein, da die Wärmepumpe auch nachts betrieben werden muss. Dafür soll grüner Strom zugekauft werden, sodass insgesamt bei der jetzt beschlossenen Heizungsart keine Treibhausgas-Emissionen entstehen werden.

Die Investitionskosten werden auf rund 584.000 Euro geschätzt, für die weitere Planung und die Genehmigung der Anlage wird mit rund 65.000 Euro gerechnet. Die beschlossene Umsetzungsvariante der Heizung wird nun im Detail ausgearbeitet und technisch sowie wirtschaftlich optimiert. Bis zum Herbst soll die Planung abgeschlossen sein, sodass in der Winterpause des Bergbads die notwendigen Umbaumaßnahmen stattfinden können. In der Saison 2025 soll das Bergbad dann bereits klimaneutral beheizt werden.

Gas und Solarthermie kamen nicht infrage

Dem Gemeinderat waren zwei weitere Heizungsvarianten vorgestellt worden, wobei der favorisierte Vorschlag die Wärmepumpe mit PV-Anlage war. Untersucht wurde auch die Möglichkeit, das Bergbad weiterhin mit Gas zu beheizen. Die Anschaffung eines modernen Brennwertkessels wäre die günstigste Variante gewesen, die auf knapp 200.000 Euro geschätzt wurde. Jedoch wäre auch der Energiebedarf mit 571 Megawattstunden pro Jahr bei dieser Variante am höchsten, auch der Ausstoß von Treibhausgasen läge mit 121 Tonnen pro Jahr am höchsten.

Weniger Treibhausgase (zwölf Tonnen pro Jahr), aber dafür Probleme anderer Art würde die Variante der Beheizung mit Solarthermie mit sich bringen, wie Jannik Klett vortrug: Mit einer Solarthermieanlage würde die Sonnenstrahlung direkt in Wärme umgewandelt werden. Dazu wäre aber eine Anlage in der Größe von 45 auf 45 Meter notwendig, die auf dem Parkplatz südlich des Eingangs errichtet werden müsste, jedoch nicht als Parkplatzüberdachung möglich wäre. Außerdem wäre ein 50-Kubikmeter-Warmwasserpufferspeicher notwendig, um Bedarfsspitzen abzudecken. Zudem müsste das Becken tagsüber auf eine höhere Temperatur aufgeheizt werden als jetzt, um ein zu starkes Absinken der Temperaturen in der Nacht zu verhindern. Darüber hinaus müsste der Sanitärbereich weiterhin mit einer Gastherme beheizt werden, wofür ein Primärenergiebedarf von 47 Megawattstunden pro Jahr benötigt würde. Ein weiteres gewichtiges Argument gegen die Solarthermie: Die Investitionskosten würden mit geschätzten 1,2 Millionen Euro mit Abstand am höchsten liegen.

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Deshalb soll die Digikomm für die Stadt planen

Der Giengener Gemeinderat hat in derselben Sitzung beschlossen, die städtische Gesellschaft Digikomm künftig mit Planungsleistungen im Baubereich zu beauftragen. Faktisch bedeutet dies, dass die Planungsabteilung innerhalb der Stadtwerke Giengen GmbH aufgebaut wird, da die Digikomm kein eigenes Personal hat, sondern auf das der Stadtwerke zurückgreift. Die personellen Leistungen werden dann intern verrechnet. Hintergrund dieses Beschlusses ist, dass die Stadt Giengen so Planungsleistungen ohne Ausschreibung vergeben kann. Das spart zum einen Zeit, zum anderen ist es laut Sitzungsvorlage aufgrund mangelnder Fachkräfte oft gar nicht möglich, ein entsprechendes Planungsbüro zu finden. Die interne Vergabe ist aber nur rechtlich möglich, wenn die Gesellschaft auch zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Giengen ist. Das ist zwar bei der Digikomm der Fall, nicht aber bei den Stadtwerken Giengen, die zu 25,1 Prozent der EnBW ODR gehören.

Planungsleistungen bis 50.000 Euro kann die Stadtverwaltung beauftragen. Bei einer Summe von 50.000 bis 200.000 Euro muss der Ausschuss für Umwelt, Planung und Technik (UPT) der Beauftragung zustimmen. Bei großen Planungen, die mehr als 200.000 Euro kosten, braucht es die Zustimmung des Gemeinderats.

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