Beinahe wäre es vierstellig geworden: Genau 994 Tagesordnungspunkte hat der Giengener Gemeinderat in seiner fünfjährigen Amtszeit beraten und beschlossen. Zu insgesamt 80 Ratssitzungen kamen die Stadträtinnen und Stadträte zusammen, die Sitzungen der Ausschüsse sind da noch nicht einmal mit einberechnet.
Neun Ratsmitglieder verabschiedete Oberbürgermeister Dieter Henle am Donnerstag, die bei den Kommunalwahlen vor gut einem Monat nicht mehr angetreten waren oder nicht ausreichend Stimmen für eine weitere Amtszeit auf sich vereinen konnte. Henle erinnert daran, dass die Ratsmitglieder ihrem Amt ehrenamtlich in ihrer Freizeit und meist zusätzlich zu vielerlei anderen beruflichen und privaten Verpflichtungen nachkommen. Rechnet man den Zeitaufwand für Vorbereitungen und die Sitzungen selbst hoch, sind bei den Rätinnen und Räten in den vergangenen fünf Jahren etliche Wochen Arbeit aufgelaufen.
In fünf Jahren Giengens Zukunft mitentwickelt
„Wir haben die Stadt gemeinsam weiterentwickelt“, sagte Henle. In die Amtszeit seit 2019 fielen beispielsweise etliche Schritte der Giengener Innenstadtsanierung, das Dorfhaus in Sachsenhausen, zahlreiche Neubaugebiete oder die Neugestaltung der Burgberger Dorfmitte. Auch die Neuorganisation der Stadtverwaltung mit der Schaffung der Stelle des Ersten Beigeordneten Alexander Fuchs wurde vom bisherigen Rat beschlossen. Nicht zu vergessen: Die gesamte Corona-Pandemie mit ihren Herausforderungen fiel in diese Amtsperiode.
„Wir verlieren nach 20 Jahren die gute Seele, die Grand Dame des Gemeinderats“, sagte Henle bei der Verabschiedung von Maria Konold-Pauli vom CDU-Wählerblock. Die Giengenerin habe sich vor allem stark für die Belange von Kindern und Jugendlichen eingesetzt, aber auch auf den jährlichen Blumenschmuck aus ihrer Hand sei Verlass gewesen. „Gönnen Sie sich Zeit und Ruhe“, gab Henle Konold-Pauli mit auf den Weg.
Nach ebenfalls 20 Jahren im Gemeinderat wurde auch Werner Bader (CDU-Wählerblock) verabschiedet. Das Sachsenhausener Dorfhaus, aber auch der Dorffrühling seien ohne ihn kaum vorzustellen. Bader habe, so Henle, Sachsenhausen „mit Herz und Kompetenz“ vertreten, dabei ruhig und besonnen agiert und stets auch anderen motiviert.
Würdigung für die ehrenamtliche Arbeit
2007 war Monika Albrecht-Groß für die SPD in den Gemeinderat gewählt und seither „stets mit Nachdruck“ im Amt bestätigt worden. Tief verbunden mit ihrem Heimatort Hürben habe Albrecht-Groß in 17 Jahren als Stadträtin viel für das Dorf erreichen können, von Lärmschutz über Tempolimits bis zum Hürbetopf, der nun wieder in ganzer Pracht sichtbar ist. Er sei sich sicher, sagte Henle, dass die Verabschiedete sich weiter in die Dorfgemeinschaft einbringen werde.
Almuth Kummer kam 2018 als Nachrückerin für den CDU-Wählerblock in den Giengener Gemeinderat. Die Theologin habe sich seither besonnen und fundiert eingebracht, stellte Henle fest. Kultur und Integration hätten Kummer besonders umgetrieben, dabei hätten ihr ruhiger Charakter und ihr ausgeglichenes Wesen den Debatten gutgetan.
Den gleichen Werdegang hatte Oswald Satzger: Auch er rückte 2018 für den CDU-Wählerblock nach und sei, so Henle anerkennend, seither wohl zum Stadtrat mit den meisten Wortmeldungen avanciert. Dies habe für lebendige Diskussionen gesorgt, zumal Satzger stets gut vorbereitet in die Sitzungen gekommen sei.
Nach fünf Jahren aus dem Rat ausgeschieden ist der Burgberger Olaf Holzer (CDU-Wählerblock), den Henle als „überdurchschnittlich engagierten Menschen“ würdigte, als kreativen und innovativen Kopf, der im Zweifel auch eigenes Geld zum Wohle er Allgemeinheit in die Hand genommen habe. Dabei spielte Henle auf Holzers jüngst geschlossenes „Oberberger Lädle“ an, das zu seinem Bedauern, so der OB, nicht von Erfolg gekrönt war.
Ermutigung für kritische Geister
Ebenfalls fünf Jahre war Leonie Gröschl für die Fraktion der Unabhängigen und Grünen im Rat. Als jüngste Stadträtin sei es ihr gelungen, vor allem junge Leute anzusprechen und deren Themen in den Rat zu tragen. Henle gab ihr den Wunsch mit, der jungen Generation auch weiter Mut für den Weg in die Kommunalpolitik zu machen.
Die Burgbergerin Heike Euent (Unabhängige/Grüne) war ebenfalls 2019 gewählt worden und hatte sich intensiv für die Belange ihres Dorfs eingesetzt. Die Teilorte, stellte Henle fest, profitierten sehr davon, wenn sich Menschen aus ihrer Mitte für die Belange des Orts einsetzten.
Nach einer Amtsperiode gelang Rainer Baisch (Unabhängige/Grüne) nicht erneut der Sprung in den Gemeinderat. Baisch sei ein „kritischer Geist und Mahner“, als solcher initiierte er die „Stolperstein“-Bewegung in Giengen mit und engagierte sich auch für die Änderung von Straßennamen in Burgberg, die an Personen aus der dunkelsten Zeit Deutschlands erinnern. Henle wünschte sich für die Zukunft „weitere Impulse für die Stadtgesellschaft“ von Baisch.
Erste Sitzung des neuen Gemeinderats
Die konstituierende Sitzung des neu gewählten Gemeinderats findet am Donnerstag, 25. Juli, um 17 Uhr im Sitzungssaal des Giengener Rathauses statt. Unter den dann 28 Ratsmitgliedern werden elf neue sein.