Während es in Heidenheim einige Unsicherheit darüber gibt, wie es mit der geplanten Breitbandversorgung durch das Unternehmen Breitbandversorgung Deutschland (BBV) weitergehen wird, scheint in Giengen alles in zumindest halbwegs trockenen Tüchern zu sein. Auch dort soll die Firma BBV das Stadtgebiet samt Teilorten großflächig mit einem Glasfasernetz ausbauen. Olaf Urban-Rühmeier, Sprecher des im hessischen Dreieich ansässigen Unternehmens, teilt auf HZ-Anfrage mit, BBV werde in Giengen „nach den Sommerferien“ mit dem Ausbau beginnen.
Das deckt sich mit den Informationen von Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle. Zuletzt habe noch ein sogenanntes Wegerecht der Bundesnetzagentur gefehlt, so Henle. Bis zum Spatenstich soll dann auch eine genaue Auflistung vorliegen, in welchen Straßenzüge mit den Tiefbauarbeiten begonnen wird – auch mit dem Hintergedanken, dass Anwohnerinnen und Anwohner nicht des Morgens von einer Baustelle vor ihrer Haustür oder Garagenausfahrt überrascht werden.
In Giengen ist das Interesse größer als in Heidenheim
Damit wird voraussichtlich Realität, was in der Kreisstadt Heidenheim nunmehr offen ist. Dort war Ende Juli die mehrmals verlängerte Vorvermarktungsfrist für Glasfaseranschlüsse von BBV zu Ende gegangen, ohne dass die für den wirtschaftlichen Ausbau notwendige Quote von 25 Prozent der in Frage kommenden Haushalte erreicht worden wäre. Wie auf der Webseite des Unternehmens nachzulesen ist, lag die Quote zuletzt bei lediglich 15 Prozent.
Bezogen auf Giengen gab es dagegen schon im vergangenen Februar grünes Licht. In einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung war damals von „prozentual gesehen wesentlich mehr Interessierten“ als in Heidenheim die Rede. Seitens BBV wurde ebenfalls bestätigt, dass in Giengen der „eigenwirtschaftliche Ausbau in der Gesamtbetrachtung wirtschaftlich tragfähig“ sei.
Seither war man bei BBV unter anderem in Abstimmung mit der Giengener Stadtverwaltung mit den Planungen für die Umsetzung des Glasfaserausbaus beschäftigt.
Stadt Giengen verkaufte Leerrohre ab BBV-Tochter
Im Frühjahr hatte die Stadt nach einem Beschluss des Gemeinderats den Großteil des vorhandenen Breitband-Leerrohrnetzes an die BBV-Tochter Infrafibre Networks verkauft. Vier Stadträte waren damals gegen den Verkauf, drei enthielten sich. Das städtische Leerrohrnetz mit einer Gesamtlänge von gut acht Kilometern war gemäß dem 2014 beschlossenen „Allgemeinen Breitbandplan“ hergestellt worden. Bei Tiefbauarbeiten war seither stets geprüft worden, ob Leerrohre verlegt werden können, damit beim späteren flächendeckenden Ausbau nicht ein weiteres Mal Gehwege oder Fahrbahnen aufgegraben werden müssen.
Im Laufe der Jahre wurden in das Leerrohrnetz mehr als 1,7 Millionen Euro investiert, nach Abschreibungen betrug der Restwert des Netzes zum Jahresende 2023 noch rund 1,3 Millionen Euro. Diesen Wert erlöste die Stadt beim Verkauf an Infrafibre Networks aber bei weitem nicht. Das Unternehmen erhielt im April als einziger Bieter zum Preis von 608.500 Euro den Zuschlag. Damals versicherte OB Henle den Stadträtinnen und Stadträten, dass sich die Stadt ein Rückkaufsrecht für das Netz vorbehalte. Damit wolle man sich absichern, dass der Glasfaserausbau auch wirklich erfolge.
Vertrag läuft seit 2022
Der Kooperationsvertrag zwischen der Stadt Giengen und BBV wurde im Oktober 2022 geschlossen. BBV gab damals Investitionsvolumen damals mit 25 Millionen Euro an. Vorgesehen war seinerzeit, das Glasfasernetz für Giengen und seine Teilorte bis Ende 2024 fertigzustellen.