Leserbrief

Gründe gegen eine mögliche Schließung

Leserbrief zur von der Schließung bedrohten Rehaklinik in Giengen

Nach mehr als zwei Jahren Tätigkeit als Krankenschwester in der Rehaklinik Giengen reflektiere ich meine Entscheidung, die auf dem Wunsch basierte, ältere Menschen nach einer OP, einem Schlaganfall oder anderem Leid in ihren Alltag oder das häusliche Umfeld zurückzuführen, trotz ihrer Einschränkungen. Diese Vision gerät jedoch in Gefahr, da die Schließung der Rehaklinik ein Trauerspiel für unsere Senioren darstellen würde. Wohin sollen die Patienten nach einer als erfolgreich betrachteten OP oder Therapie gehen? Verwunderlich ist es, dass das ursprüngliche Ziel, diese einst vitalen Menschen so mobil zu machen, dass sie wieder in ihre gewohnte Umgebung zurückkehren können, möglicherweise in den Hintergrund gerät.

Es liegt eine erwartungsvolle Kritik gegenüber den Entscheidungsträgern vor. Mangels Alternativen und mangels geriatrischer Reha-Plätze gibt es keine andere Möglichkeit, als in die Kurzzeitpflege zu gehen, wo wenig geschieht außer der täglichen Reinigung und der Bereitstellung von Mahlzeiten. Die Sorge besteht darin, dass die restliche Zeit im Rollstuhl oder im Bett verbracht wird, möglicherweise sogar im nassen Zustand, während man darauf wartet, dass eine Schwester Zeit findet. Um es klarzustellen: mangels Alternativen besteht die Sicherheit, dass diese Patienten nicht mehr nach Hause kommen.

Das Kreis-Klinikum Heidenheim setzt fortlaufend auf Operationen, während Patienten danach Pflege benötigen. Durch die Schließung der geriatrischen Reha Giengen sind sie gezwungen, auf einen viele Kilometer entfernten Rehaplatz zu hoffen. Die Angehörigen sind oft überfordert, und der Besuch gestaltet sich aufgrund der großen Entfernung äußerst schwierig. Dies wirft ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Belastung für die Patienten und deren Familien auf. Die Frage drängt sich auf: Wäre nicht eine vor Ort verfügbare Rehaklinik in solchen Fällen dringend nötig?

Die Frage, ob eine Rehaklinik gewinnbringend arbeiten muss, wirft ernsthafte Bedenken auf. Es scheint, als stünde dies im Widerspruch zum eigentlichen Versorgungsauftrag unserer Klinik, der eher die Patientenversorgung und das Wohl der Menschen betonen sollte.

Es ist bedauerlich, dass die Reha Giengen geschlossen wird. Die Herausforderungen nach einer erfolgreichen OP oder Therapie, insbesondere für Senioren, sind real und die Perspektive einer unzureichenden Versorgung in der Kurzzeitpflege ist beunruhigend.

In sorgfältiger Reflexion als Quintessenz: Die zentrale Erkenntnis ist, dass eine Klinik nicht zwingend auf Profit ausgerichtet sein muss. Die lokale Versorgung vor Ort erweist sich als dringliche Notwendigkeit für jeden in der Umgebung. Es bleibt zu hoffen, dass der Verwaltungsausschuss niemals persönlich mit den komplexen Herausforderungen der Pflege konfrontiert wird.

Anne Binn, Dischingen