Historie

Hat Dänemarks Monarch Frederik Wurzeln in Giengen?

Heimatforscher Ulrich Stark entdeckte, dass Dänemarks Monarch Frederik, der am 14. Januar den Thron besteigen wird, einen Vorfahren hatte, der einst als Pfarrer in Giengen wirkte.

Als die dänische Königin Margarete II. in ihrer Neujahrsansprache am Silvesterabend nach 52 Jahren auf dem Thron völlig überraschend ihre Abdankung ankündigte, versetzte die beliebte Monarchin das kleine skandinavische Land laut Boulevardpresse in eine Art Schockstarre. Am 14. Januar soll nun ihr ältester Sohn Frederik die Königswürde übernehmen. Dem 55-jährigen vierfachen Familienvater wurde erst jüngst eine Affäre nachgesagt, weshalb nicht wenige Dänen an seiner königlichen Integrität zweifeln.

Was das alles mit Giengen zu tun hat?

Nun, Heimatforscher Ulrich Stark hat im Rahmen einer umfassenden Aufarbeitung von Nachkommenslisten alteingesessener Giengener Familien entdeckt, dass die Spuren der dänischen Königsfamilie auch in die einstige Reichsstadt an der Brenz führen. Zwölf Generationen vor Frederik wirkte ein Vorfahr des Monarchen als Geistlicher in Giengen, der für die Historie seiner Heimatstadt durchaus von großer Bedeutung war.

Es handelt sich um den Prediger Esaias Edelmann. Der Legende nach war Edelmann beim verheerenden Stadtbrand während des Dreißigjährigen Krieges am 5. September 1634 als einer der Letzten durch die Brenz der Feuersbrunst entflohen. Der aus Hohenmemmingen stammende Geistliche kümmerte sich im mit Flüchtlingen randvollen Ulm aufopfernd um seine Gemeindemitglieder und kehrte im darauffolgenden Sommer wieder in die Ruinen seiner Heimatstadt zurück, um dort mit dem Wiederaufbau zu beginnen.

„Da viele Giengener Familien den Prediger Edelmann zu ihren Vorfahren zählen können, würde Frederik bei einem königlichen Besuch in der Stadt viele Verwandte antreffen.“

Ulrich Stark, Heimatforscher

Wer hätte wohl gedacht, dass dieser tapfere Streiter für Nächstenliebe und Gerechtigkeit, der nur 45 Jahre alt wurde, einmal in der Genealogie eines Königs auftauchen sollte? Die Linie zum dänischen Thron führt weiter über dessen ältesten Sohn Samuel Edelmann, der in Vaters Fußstapfen trat, aber vergeblich versuchte, in Giengen Prediger zu werden. Stattdessen zog es ihn als Geistlichen nach Oberrot bei Gaildorf.

Nachkommenschaft der Familie Edelmann

Überhaupt spielten Pfarrer in dieser Phase der Nachkommenschaft der Familie Edelmann eine bedeutende Rolle. Auch Samuels Tochter, deren Tochter und wiederum deren Tochter verheirateten sich jeweils mit Pfarrern. Erst fünf Generationen nach Esaias Edelmann taucht mit Gottlieb Eberhard Schoder, der als Stadtschreiber in Möckmühl und als Gerichtsnotar in Rottenburg am Neckar wirkte, ein Nachkomme ohne theologischen Hintergrund auf.

Interessant verzweigt sich die Linie dann bei dessen Enkeltochter Marie Frederike Schoder. Nach Recherchen Ulrich Starks half sie im Haushalt des Stammheimer Pfarrers Immanuel Hallberger aus, da dessen Ehefrau erkrankt war. Nachdem die 20-Jährige schwanger geworden war, floh der Pfarrer mit ihr nach Frankreich, wo er später als Professor in Nimes weiterarbeitete.

Der gemeinsame Sohn Louis Eugene Hallberger tat es beruflich seinem Vater nach und machte Karriere als Gymnasial- und später Universitätsprofessor in Dijon und Toulouse. Mit dessen jüngster Tochter Henriette Hallberg kommt dann ein Name ins Spiel, der am dänischen Hof noch lange einen Klang haben sollte. Henriette heiratete Henri de Laborde de Monzepat, der Landgüter und Betriebe in Indochina besaß und überdies Zeitungsverleger war.

Prinz Henrik von Dänemark

Sohn Andre de Laborde den Monzepat führte die väterlichen Betriebe in Indochina fort. Dessen Sohn wiederum, Henri de Laborde de Monzepat, wurde der Ehemann der späteren Königin Margarete. Nachdem die Güter in Indochina verloren gegangen waren, wirkte er als Diplomat und wurde nach seiner Heirat in die königliche Familie als Prinz Henrik von Dänemark bekannt. Die Ernennung seines ältesten Sohnes Frederik zum König erlebt Henri de Laborde de Monzepat allerdings nicht mehr: Er starb 2018 auf Schloss Fredensborg.

„So steht zwölf Generationen nach einem Giengener Prediger also ein leibhaftiger König vor uns“, stellt Ulrich Stark fest und lässt nicht unerwähnt, dass sich für Frederik ein Ausflug in die Große Kreisstadt allemal lohnen könnte: „Da viele Giengener Familien den Prediger Edelmann zu ihren Vorfahren zählen können, würde Frederik bei einem königlichen Besuch in der Stadt viele Verwandte antreffen.“

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