Die nächtliche Beleuchtung vom Industriepark an der A7 bei Giengen hat einen unerwünschten Nebeneffekt: Lichtsmog. Dieser Lichtnebel hat nicht nur Auswirkungen auf die Natur, sondern kann auch gesundheitliche Folgen für die Bewohner haben. Das Hürbener Nachtbild wird besonders durch die Beleuchtung großer Industrieanlagen dominiert, was die natürliche Dunkelheit massiv beeinträchtigt. Lokalpolitiker, darunter auch Bürgermeister Alexander Fuchs, sprechen über die Folgen und mögliche Lösungswege.
Maßnahmen zur Reduktion der Lichtverschmutzung
Um die schädlichen Effekte der nächtlichen Beleuchtung zu mindern, wurden bereits erste Maßnahmen getroffen. „In Bereichen, wo es möglich ist, wurden Grundstückseigentümer gebeten, die Beleuchtung auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Das hat bereits zu Anpassungen geführt“, betont Bürgermeister Fuchs. Doch die Industrie, insbesondere in Mehrschichtbetrieben, sehe sich durch Arbeitsschutzauflagen oft zu einer dauerhaften Ausleuchtung verpflichtet. Hier bestehe ein Spannungsverhältnis zwischen Arbeitsschutz und Anwohnerschutz, welches es zu überbrücken gelte.
Allerdings sehe der Bauplan auch eine verpflichtende Fassadenbegrünung vor. „Auch diese wird zur Reduktion der Lichtverschmutzung beitragen. Die vorgesehenen Bäume müssen circa 20 Meter hoch werden – dies wird aber natürlich noch ein paar Jahre dauern, bis diese Bäume ihre volle Wirkung entfalten können“, teilt Fuchs mit.
Kritik und Vorschläge der Lokalpolitiker
Kritische Stimmen kommen von den Lokalpolitikern Michael Zirn (CDU) und Karin Häußler (CDU). Zirn gründete bereits vor der Wahl in den Gemeinderat die Bürgerinitiative „Bürger für Giengen“ und setzt sich unter anderem auch für die Hürbener in Bezug auf den Lichtsmog ein. Er erklärt: „Ich bin kein Freund der Straßenbeleuchtung, gerade wegen der negativen Auswirkungen auf Tiere.“ Er schlägt vor, die Beleuchtung zu optimieren, etwa indem man nur jede zweite Straßenlaterne anschaltet oder Bewegungsmelder installiert.
Stadträtin Häußler betont den ästhetischen Einfluss der Industriebeleuchtung: „Die orange Farbe der Noerpel-Halle macht die Hallen auffälliger, und besonders bei Nebel verstärkt sich der Effekt.“ Sie fordert eine dichtere Bepflanzung und eine gedimmte Beleuchtung, um das Erscheinungsbild der Industriegebäude zu verbessern. Außerdem berichtet sie, dass man keine Veränderung bemerke, man aber durch einen veränderten Winkel der Lichtquellen eine bessere Abschirmung schaffen könne. Aber wie ihr Gemeinderatskollege meint sie, dass man einen Bewegungsmelder anbringen könne, um unter anderem die Helligkeit, aber auch den Strom sparen zu können. „Eigentlich ist ein wichtiges Kriterium, das Insektensterben einzudämmen, aber das scheint für den GIP A7 keine Rolle zu spielen“, so die Hürbenerin.
Kompromiss bei Beleuchtung und Schutz gefordert
Rainer Prechtel (SPD) sieht ebenfalls Handlungsbedarf: „Eigentlich hat doch jeder das Recht darauf, dass die Nacht wirklich Nacht ist.“ Der Energieverbrauch der dauerhaften Beleuchtung sei ebenfalls ein Thema. Gerade in Zeiten steigender Energiepreise und der Notwendigkeit der Ressourcenschonung. „Die Beleuchtung mag nötig sein, aber man kann damit anders umgehen“, erklärt Prechtel und unterstreicht, dass es ein ausgewogenes Konzept brauche, das sowohl die Bedürfnisse der Industrie als auch die Interessen der Anwohner berücksichtige. Zudem betont Prechtel, dass es hier nicht um ein Schwarz-Weiß-Denken gehe, da man auch die positive Seite des Gewerbegebiets sehen müsse. „Viele Menschen haben dort Arbeitsplätze gefunden. Es gibt viele Stellen für Menschen, die keine Ausbildung haben oder eine andere Sprache sprechen. Sie wären sonst alle im Jobcenter“, so der Stadtrat.
Risiken, die der Lichtsmog mit sich bringt:
Forschung der Medizinischen Universität Wien zeigt: Künstliches Licht in der Nacht stört den Biorhythmus und kann zu Schlafproblemen, hormonellen Störungen und erhöhtem Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Depressionen führen. Auch das Immunsystem leidet. Für die Tierwelt hat Lichtverschmutzung gravierende Auswirkungen: Zugvögel verlieren ihre Orientierung, Insekten sterben vermehrt, und das Verhalten sowie die Fortpflanzung vieler Arten werden beeinträchtigt.
Mehr dazu: https://www.meduniwien.ac.at/web/ und https://www.swr.de/swraktuell/index.html