Wenn es in Giengen brennt, wenn ein schwerer Unfall passiert oder die sprichwörtliche Katze auf dem Baum ist, dann kommt die Feuerwehr – das ist eine unumstößliche Gewissheit. Die Frauen und Männer in den Einsatzabteilungen investieren einen gehörigen Teil ihrer Freizeit, um ihren Mitmenschen in Notlagen zu helfen. Dennoch will die Stadt nun auch den hauptamtlichen Bereich der Freiwilligen Feuerwehr aufstocken. Im Giengener Gemeinderat gab es dafür breite Zustimmung.
„Wenn eine Stadt wächst, steigen auch die Anforderungen an eine Freiwillige Feuerwehr“, sagt Jürgen Vogt. Eine seiner Hauptaufgaben als Feuerwehrkommandant ist, das Unplanbare zu planen: Zu jeder Tages- und Nachtzeit muss die Feuerwehr einsatzbereit sein. Zugleich wird es immer wichtiger, mögliche Gefahren schon im Vorfeld zu erkennen und zu minimieren. Vorbeugender Brandschutz und Gefahrenabwehr sind die Stichwörter. Trotz aller Prävention gehen die Einsatzzahlen der Giengener Wehr nach dem „Rekordjahr“ 2023 auch dieses Jahr wieder in Richtung der 200er-Marke.
Steiff-Gelände als zusätzliche Aufgabe der Freiwilligen Feuerwehr
Als Aufgabe hinzugekommen ist der riesige Industriepark an der A7, der sich bislang zwar nicht gravierend in der Einsatzstatistik niedergeschlagen hat, aber das Risikopotenzial steige mit dem Vorhandensein riesiger Lagerhallen, so Vogt. Hinzu kommt die vor wenigen Monaten eröffnete Wasserstofftankstelle am Rand des Industrieparks. Für Einrichtungen wie diese wird die Feuerwehr eigens geschult, damit die Helfer im Notfall wissen, was zu tun ist.
Hinzugekommen ist nun auch das Betriebsgelände der Firma Steiff. Bis dato unterhielt das Unternehmen eine eigene Werkfeuerwehr, die jetzt aber aufgelöst wurde. Ein solcher Schritt kann freilich nicht von einer Firma allein beschlossen werden, sondern bedarf viel Abstimmung. Es müsse bewertet werden, wie viel Risikopotenzial in einem Unternehmen vorhanden sei, erklärt Kommandant Vogt. Von Steiff gab es hierzu keine Stellungnahme. Für die Freiwillige Feuerwehr bedeutet die Auflösung der Werkfeuerwehr jedoch eine zusätzliche Belastung.
Experte: Feuerwehr braucht weiteren Gerätewart
Nicht zuletzt sorgt die Klimaveränderung bei der Feuerwehr für Mehrarbeit. Starkregen oder Stürme könne mitunter zu Dutzenden Einsätzen in kürzester Zeit führen. Auch strategisch müssen die Helfer auf Wetterextreme einstellen. Mit großflächigen Waldbränden müsse man in der Region aufgrund der verbreiteten Mischwälder eher nicht rechnen, so Vogt, allerdings können auch vermeintlich harmlose Brände auf abgeernteten Stoppelfelder die Einsatzkräfte für viele Stunden binden.
Im Giengener Gemeinderat wurde deshalb unlängst eine Organisationsuntersuchung vorgestellt, die der Experte für Gefahrenabwehrplanung Ralf-Jörg Hohloch aus Freiburg erstellt hat. Sein Fazit: Die Giengener Wehr benötigt dringend einen zweiten hauptamtlichen Gerätewart, der die Ehrenamtlichen entlasten würde. Diese Stelle ist auch bereits im Sommer ausgeschrieben. Eine Entscheidung für einen Kandidaten sei auch bereits gefallen, hieß es im Rat.
Empfohlen wird in dem Papier auch eine weitere Stelle für einen Beschäftigten, der sich um die Gefahrenabwehrplanung kümmert. Dazu gehörten Einsatzpläne ebenso wie die Ausbildung der Ehrenamtlichen.
Im Gemeinderat stießen die Pläne auf einhellige Zustimmung. Weil der Organisationsplan in der Verantwortung des Oberbürgermeisters liegt, konnte ihn der Gemeinderat zwar nur zur Kenntnis nehmen, zeitgleich erging jedoch der Auftrag an die Verwaltung, die personelle Ausstattung für die Feuerwehr bereitzustellen – sofern die finanziellen Mittel dafür gegeben sind.
Fahrzeuge für die Führungsgruppe
Einstimmig erteilte der Gemeinderat auch die Aufträge für einen neuen Einsatzleitwagen (ELW1). Drei verschiedene Firmen erhielten den Zuschlag für Fahrgestell, Auf- und Ausbau sowie die feuerwehrtechnische Beladung. Die Vergabesumme für das ausgestattete Fahrzeug liegt bei gut 311.000 Euro. Die Neuanschaffung wurde auch deshalb nötig, weil die Feuerwehr Giengen Teil der sogenannten Führungsgruppe des Landkreises ist, die bei großen und langwierigen Einsätzen die örtlichen Einheiten unterstützt. Ein baugleiches Fahrzeug wurde auch von der Stadt Herbrechtingen bestellt, deren Feuerwehr ebenfalls zur Führungsgruppe gehört. Der Landkreis Heidenheim beteiligt sich mit je 120.000 Euro an den Kosten.