In Hürben sorgen drei Lamas für Aufsehen
Ob Spaziergang, Weidezeit oder Patenschaft: Bei der hürbener Kappel Lamafarm der Schwestern Katja und Hanna Kappel ist seit August für jeden etwas geboten. Die drei Lamajungs Arlo, Spot und Richie sind natürlich die Hauptakteure auf der Weide und seit Juni letzten Jahres in Hürben beheimatet. Anfangs teilten sich die aktuell zwei Jahre alten Brüdern Arlo und Spot den Stall, da Lamas jedoch Herdentiere sind, kam noch das Wooly-Lama Richie mit dazu. Diese Rasse zeichnet sich durch ihr besonders weiches Fell aus. Ab Oktober soll noch ein viertes Tier aufgenommen werden.
Auf zwei bis vier Kilometer langen Spaziergängen oder auch bei der sogenannten Weidezeit können Besucherinnen und Besucher den empathischen Tieren näherkommen und sie streicheln. Dabei ist es wichtig, dass man bei der Wanderung entweder mit den Tieren geht oder sie streichelt. Beides gleichzeitig verwirre die Tiere, so Katja Kappel.
Disney-Film weckte Interesse
Mindestens 20 Mal haben die beiden Schwestern den Disney-Film „Ein Königreich für ein Lama“ in ihrer Kindheit angeschaut und so eine Begeisterung für die Tiere entwickelt. 2018 haben sie bei einer Lamawanderung in Nellingen teilgenommen, wodurch ihr Interesse an den Tieren erneut geweckt wurde. „Ich habe mich in die Tiere und ihre ruhige Art verliebt“, sagt Katja Kappel. Durch die bedachte Art der Tiere, wie sie ihre Umgebung wahrnehmen, habe man als Mensch auch einen anderen Blick auf die Umwelt, so Kappel. Ihre Schwester fügt an: „Die Tiere schauen einem in die Seele.“
Während der Corona-Pandemie kam Katja Kappel der Traum der eigenen Lamas immer wieder in den Kopf, bis sie sich schließlich dazu entschlossen hat, diesen Traum in die Realität umzusetzen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Hanna und ihrem Mann hat sie 2021 nach einem Haus mit dazugehöriger Weide gesucht und ist schließlich in dem Teilort Giengens fündig geworden. 2022 sind sie in das, an Feldern gelegene, Haus eingezogen. Mit auf dem Hof leben noch Enten, fünf Hühner und zwei Katzen. Bald sollen Gäste das komplette Farm-Erlebnis nutzen können, denn im Haus soll die obere Etage als Ferienwohnung vermietet werden.
Von einem Lamazüchter aus Aalen haben sie die Tiere erworben. Dabei haben sie sich bewusst für eine rein männliche Gruppe entschieden. Diese seien, laut den Besitzerinnen, ruhiger. „Ein Mädchen in der Herde würde die Jungs fertig machen“, so Katja Kappel, die als Speditionskauffrau arbeitet. Lamaweibchen seien außerdem anspruchsvoller als die Wallache. Ihre Schwester Hanna Kappel hat dual Fremdsprachenkorrespondentin studiert und arbeitet nun als Außenhandelskauffrau. Für beide Frauen sind die Tiere ein Hobby, das ihnen einen Ausgleich zum Bürojob bringt. Ihr Plan ist es auch, verschiedene Einrichtungen, wie beispielsweise Altenheime, zu besuchen und so den Anwohnern die Möglichkeit bieten, diesen Tieren näher zu kommen.
Lamas zeigen gute Manieren
Sobald den Tieren ihr Zaumzeug angelegt wird, wissen sie, dass die Freizeit vorbei ist und es nun an die Arbeit geht. Lamas werden mit sechs bis sieben Monaten an das Halfter und Menschen gewöhnt. Mit drei Jahren sind die Tiere ausgewachsen und erreichen durchschnittlich ein Altern von 18 bis 20 Jahren.
Die Sorge des Angespuckt Werdens kann Hanna Kappel den Gästen nehmen. Dies haben sie den Tieren abgewöhnt, sagt sie. Gespuckt werde höchstens untereinander, wenn es um das Futter oder dergleichen gehe. „Die Höchststrafe ist auf den Kopf spucken.“ Dann sei für einen kurzen Moment Ruhe, bevor weiter gestritten wird, so die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin. Auch sonst hat die Erziehung bei den Tieren gut funktioniert: Vor jedem Spaziergang wird erst die Toilette aufgesucht. „Das ist wie mit kleinen Kindern: Erst alle nochmal aufs Klo, dann kann es losgehen“, lacht Hanna Kappel. Dabei gibt es einen bestimmten Platz, den alle Tiere nutzen und immer in gleiche Richtung blickend ihr Geschäft verrichten. Das „Lama Gold“, wie Fachleute die Ausscheidungen nennen, könne gut als Dünger verwendet werden, so Katja Kappel.
Leben nach der Fünf-Sekunden-Regel
„Ihr Lieblingshobby ist fressen“, sagt Katja Kappel lachend. Die Hauptmahlzeiten bestehen dabei aus Gras und Heu, ab und zu gibt es aber auch Quetschhafer und Karotten. Zu viel des Guten darf es allerdings auch nicht sein, da der Magen sonst übersäuern könnte, so die Besitzerin. Diese Tierart wird unteranderem als „unechte Wiederkäuer“ bezeichnet, da sie, im Gegensatz zu den „echten“ Wiederkäuern, statt vier nur drei Mägen besitzen.
Liebevoll nennen die Besitzerinnen die drei Tiere „Staubteppiche“, da sich die Lamas gerne und oft auf dem Boden wälzen. Daher seien Wälzplätze auf jeder Weide ein Muss. An den Füßen der Tiere befinden sich keine Hufe, sondern Ballen und Krallen. Laut den Besitzerinnen fühle es sich an wie Boxhandschuhe. Die Krallen müssen bei Nichtabnutzung auch geschnitten werden.
Die Schwestern erklären, dass Lamas nach der Fünf-Sekunden-Regel leben würden: „Alles Neue, was sie innerhalb von fünf Sekunden nicht umbringt, ist in Ordnung.“ So würden sie sich schnell an eine neue Umgebung oder Menschen gewöhnen. „Durch ihr einfühlsames Gemüt können sie ihre menschliche Begleitung gut lesen und führen beispielsweise zögerliche Menschen an. Gerade für Kinder ist es einfach diesen Tieren zu vertrauen“, so Katja Kappel.
Lama oder Alpaka - Was ist eigentlich der Unterschied?
Die Verwechslungsgefahr zwischen Lamas und Alpakas ist groß, denn vielen sind die Unterschiede nicht bewusst. Lamas sind seit längerer Zeit mit dem Menschen unterwegs: Bereits vor mehr als 5.000 Jahren wurden die Tiere domestiziert. Dabei wurden sie hauptsächlich als Lastentiere gezüchtet. Dies führte dazu, dass sie von ihrem Wesen mehr am Menschen interessiert sind.
Auch äußerliche Erscheinungsmerkmale sind zu unterscheiden, denn Lamas haben eine Schulterhöhe von 120 Zentimeter, während Alpakas auf gerade mal 90 Zentimeter kommen. Neben der Größe sind auch die Ohren ein Merkmal, um die Tiere auseinander zu halten. Lamas erkennt man an ihren langen Bananenförmigen Ohren, Alpakas an ihren kleineren, dreieckigen Ohren.