Offenbar war ein schlüssiges Konzept für das geplante neue Dienstleistungszentrum gegenüber dem Giengener Rathaus bereits zum Greifen nah. Dennoch muss die Investorensuche in eine zweite Runde gehen. Wie Oberbürgermeister Dieter Henle jüngst im Gemeinderat mitteilte, führt das zu einer „zeitlich begrenzten Verschiebung“ des Zeitplans.
Nach dem ursprünglichen Plan sollte am 1. Oktober das eigens einberufene Bewertungsgremium zusammenkommen und aus dem Ergebnis der europaweiten Ausschreibung heraus eine Empfehlung für die Wahl eines Investors an den Gemeinderat aussprechen. Im Spätherbst dieses Jahres sollte die Investorensuche zu einem Abschluss kommen.
Wie Henle im Rat erklärte, habe die internationale Ausschreibung zwar ein „städtebaulich sehr gutes Angebot“ erbracht, sprich: Das vom potenziellen Investor vorgelegte Konzept hatte Hand und Fuß. Allerdings sei das Angebot „aufgrund der derzeitigen Marktsituation“ nicht mit Preisen versehen worden. Was aus Sicht des Anbieters womöglich nachvollziehbar ist, galt innerhalb des Ausschreibungsverfahrens jedoch als Formfehler, sodass dieses Angebot nicht gewertet werden konnte. Weitere Investoren hatten demnach zwar Interesse an dem Vorhaben angemeldet, innerhalb der Frist sei aber kein weiteres Angebot eingegangen.
Neuer Anlauf mit einem „wettbewerblichen Dialog“
Damit ist zwar der erste Anlauf im Ausschreibungsverfahren gescheitert, die Auswirkungen auf das gesamte Projekt sollen sich nach Angaben der Stadtverwaltung jedoch im Rahmen halten. OB Henle geht von einer Verschiebung des bisherigen Zeitplans um etwa ein halbes Jahr aus.
Vorgesehen ist nun eine zweite Ausschreibung in der Form eines sogenannten wettbewerblichen Dialogs. Dieses auch im europäischen Vergaberecht verankerte Verfahren sieht vor, dass ein Auftraggeber, in diesem Fall die Stadt Giengen, öffentlich zur Abgabe von Teilnahmeanträgen auffordern kann. Mit den Interessenten kann die Stadt dann in Verhandlungen treten, mit dem Ziel, ein an die Bedürfnisse des Auftraggebers angepasstes Angebot zu erhalten.
An geeigneten Kandidaten mangelt es Henle zufolge nicht. Der Investor, der sein Angebot mit einem Formfehler eingereicht hatte, sei weiterhin „sehr interessiert“ an dem Vorhaben, zwei weitere Unternehmen möchten sich demnach am wettbewerblichen Dialog beteiligen. In der Dialogphase werde die Stadt mit den Interessenten separat Gespräche führen und die Interessenten nach Abschluss zur Angebotsabgabe auffordern.
Alte Rehaklinik wird ab Mitte 2025 ertüchtigt
Nach derzeitigem Stand geht der Rathauschef davon aus, dass der Investor für das Dienstleistungszentrum bis Sommer oder Herbst 2025 gefunden sein wird. Der Abbruch der Gebäude Markstraße 18 bis 24 soll demnach Ende 2025 oder im Frühjahr 2026 starten.
Spätestens dann wird die im Frühjahr geschlossene frühere Rehaklinik an der Hirschstraße als vorübergehender Verwaltungsstandort in den Blick rücken. Für die Bauzeit des Dienstleistungszentrums soll das technische Dezernat der Stadtverwaltung dort einziehen. Die dafür notwendigen Ertüchtigungsarbeiten sollen allerdings erst Mitte 2025 beginnen.
Therapiezentrum soll im Januar eröffnen
Die ehemalige Rehaklinik soll auch noch in anderer Hinsicht eine neue Nutzung erfahren. Wie bereits im Sommer berichtet, soll dort zum Jahresbeginn 2025 ein Therapiezentrum eröffnen. An diesem Zeitplan werde auch festgehalten, teilt Oberbürgermeister Dieter Henle auf Anfrage mit. Die Stadtverwaltung sei sich mit den Betreibern bereits einig.