"Irgendwann ist Feierabend!" - Mitarbeiter zogen für mehr Geld durch die Stadt
Am Giengener Rathausplatz kamen alle zusammen: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von der BSH, der BSH Logistik, von Aigo-Tec und auch von Gardena in Niederstotzingen streikten am Mittwochvormittag, um sich acht Prozent mehr Lohn zu erkämpfen. Sie folgten damit dem Aufruf der IG Metall Heidenheim, dessen Erster Bevollmächtigter Tobias Bucher den Demonstrantenzug durch die Stadt bis zum Rathausplatz anführte.
Dort angekommen, kletterte er auf die Bühne, „ist das ein geiles Bild!“, rief er ins Mikrofon – angesichts Hunderter Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die im Regen in ihre Trillerpfeifen bliesen. „Wir sind gut bezahlte Metaller, aber auch wir haben zu kämpfen“, so Bucher, der betonte, dass es schon seit 2018 keine tabellarische Lohnerhöhung mehr gegeben habe. „Irgendwann ist Feierabend!“, so das Motto, das die Menge vereinte. Am Freitag werde wieder verhandelt, es sei die letzte Chance für die Arbeitgeber, endlich etwas Vernünftiges anzubieten.
Andreas Stoch, SPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag und in Giengen aufgewachsen, unterstützte die gestellte Forderung: „Die IG Metall ist mit acht Prozent wieder mal auf einem vernünftigen Pfad, sie müssen im Tarifabschluss stehen.“ Normalerweise stünden in Giengen nur beim Kinder- und beim Stadtfest so viele Menschen auf dem Rathausplatz, „heute aber ist ein Fest für Teilhabe, heute ist ein Fest für gute Löhne“, so Stoch.
Roter Rauch über der Menge
Roter Rauch stieg kurz darauf über der Menge auf, Lionel Genz als Sprecher für die Jugend monierte, dass die Jugend schon während der Pandemie immer wieder hintenangestanden habe, sie solle sich aber nicht „in Rauch auflösen“.
Für die Beschäftigten von Gardena in Niederstotzingen, die mit dem Bus gekommen waren, erklärte ein Sprecher, dass das Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder Rekordjahre verzeichnet habe, die Mitarbeiter dafür aber nicht belohnt worden seien.
Kosta Geiger, seit diesem Frühjahr Vorsitzender des Betriebsrats bei der BSH, bezeichnete das Verhalten der Arbeitgeber als „Unverschämtheit“. „Die Unternehmen können die hohen Preise weitergeben, aber was können wir?“, fragte er die Menge. Er sei stolz auf alle, die gekommen sind, um sich für mehr Lohn einzusetzen.
Sollte bei der fünften Verhandlungsrunde nichts Annehmbares für die Beschäftigten herauskommen, gehe man Bucher zufolge noch mal weiter. „Die IG Metall wird nicht nachgeben.“
Streiks im ganzen Landkreis Heidenheim
Am Donnerstag findet die fünfte Verhandlungsrunde der Tarifverhandlungen statt. Gewerkschaft und Arbeitgeber verhandeln seit dem Frühjahr über mehr Geld für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie.
Schon vergangene Woche hatte die IG Metall zu einem Warnstreik bei Varta in Dischingen aufgerufen. Anfang der Woche folgte ein Warnstreik in Heidenheim.