„Jugendliche interpretieren Altbekanntes neu“, sagt Dieter Henle, Oberbürgermeister der Stadt Giengen. Und genau aus diesem Grund ist es ihm ein Anliegen, jungen Bürgerinnen und Bürgern für die Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans einen eigenen Raum zu bieten. Ein Raum, der durch die Einbringung von Themenideen, Visionen und Wünsche einen langfristig verbindlichen und thematisch integrierten Leitfaden für die Zukunft der Stadt Giengen entstehen lassen soll.
Hierfür hat die Stadt Giengen im November 2024 eine Jugendbeteiligung veranstaltet, für die sich freiwillige Schülerinnen und Schüler anmelden konnten. Vom Margarete-Steiff-Gymnasium, der Robert-Bosch-Realschule und der Bühlschule in Giengen beteiligten sich daran über 40 Jugendliche der Klassen 8 bis 12. „Es wurde über die Probleme der Stadt diskutiert und anschließend nach Lösungsansätzen gesucht. Die Schülerinnen und Schüler konnten ihre Ideen sammeln und aufschreiben“, sagt Henle. Das Ziel sei es, ein Entwicklungskonzept zu gestalten, damit die junge Bevölkerung aus Giengen die Stadt gerne nutzt.
Nicht alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zufrieden
Bei einem anschließenden Feedbackgespräch zwischen OB Henle und den Lehrkräften hat sich allerdings herausgestellt, dass sich manche Schüler mehr darunter erhofft hatten. Die Zeit zum Besprechen und Erörtern der Ideen habe gefehlt. „Im Zuge dessen organisierten wir im Dezember ein weiteres Treffen im Sitzungssaal des Rathauses und die Schülerinnen und Schüler konnten ihre Ideen genauer schildern“, so Henle.
Unter anderem kamen Themen wie Nachhaltigkeit und Mobilität zur Sprache. Ein Schüler brachte den Vorschlag, dass es überdachte Fahrradabstellplätze mit E-Ladesäulen und Videoüberwachungskameras geben könnte. Auch intelligente Straßenbeleuchtungen, die laut Henle am Kirchplatz bereits in Planung sind, sowie eine monatliche Müllsammelaktion waren Teil der erarbeiteten Ideen. Für einen besseren Schulalltag wünschen sich die Schüler gesundes Essen sowie mehr Stühle und Tische in der Mensa. Hierfür konnte der Oberbürgermeister teilweise direkt Hilfe zusagen. Andere Themen, wie zum Beispiel Videoüberwachungen, müssten hinsichtlich Datenschutz geprüft werden.
Treuepunktesystem für Giengener Bewohner
Ein Schüler kam mit der Idee, eine App zu entwickeln, bei der Treuepunkte für die Stadt gesammelt werden können. „Die Idee sieht vor, für Einkäufe oder ehrenamtliches Engagement in Giengen Punkte zu erlangen, die anschließend in der App abgerufen werden können“, sagt Henle. Damit solle den Bürgerinnen und Bürgern, je nach Punktestand, mit Rabatten bei Giengener Händlern entgegengekommen werden.
Auch einer legalen Graffiti-Sprayaktion hat der Oberbürgermeister erneut zugestimmt. Auf den Wunsch hin, ein Teilzeitkino nach Giengen zu bringen, konnte Henle ebenfalls positiv antworten: Ab dem 29. Januar wird wieder jeden Monat (außer in der Sommerpause im Juli und August) bis November das Kinomobil nach Giengen kommen.
Im nächsten Schritt sollen die Zwischenergebnisse und Ideen aus den Bürger- und Jugendbeteiligungen vom Gemeinderat in einer Klausur geprüft und konkretisiert werden. Realisierbarkeit, Finanzierungen und zeitliche Umsetzungsmöglichkeiten spielen dabei eine große Rolle. Die Ergebnisse sollen im zweiten Quartal 2025 in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung den Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt werden.
Junge Bürger können sich immer noch beteiligen
Aktuell gibt es auf der Homepage unter stadtentwicklungsmanager-im-dialog.de/giengen-stadtentwicklung zur Giengener Stadtentwicklung eine Online-Beteiligung. Junge Bürgerinnen und Bürger der Stadt können für acht Themen ihre Stimme und Meinung abgeben. „Stand 8. Januar sind bereits 128 Antworten bei uns eingegangen. 67 Teilnehmerinnen oder Teilnehmer haben eine konkrete Erläuterung zu ihren Wünschen und Ideen mit angegeben“, sagt OB Henle. Noch bis zum 31. Januar können dort Anregungen für die zukünftige Stadtentwicklung in Giengen abgegeben werden.