Sanfte Klänge des Jungen Kammerchores Ostwürttemberg in Giengen
Mit dem Programm „Hoffnungsschimmer“ konnte der Junge Kammerchor Ostwürttemberg in der Giengener Stadtkirche voll und ganz überzeugen. Landrat Peter Polta, Vorsitzender des Jungen Kammerchores Ostwürttemberg (JKO), konnte dazu begrüßen. Zur großen Freude von Landrat und JKO-Chorleuten waren sämtliche Sitzplätze der Stadtkirche belegt. Und das trotz großer kultureller Konkurrenz im Landkreis.
Im ersten Konzertteil überzeugte der JKO besonders mit der doppelchörigen Motette „Komm, Jesu, komm“ von Johann Sebastian Bach. Die zu Grunde liegende Melodie wurde von Bach für Trauer- und Gedächtnisgottesdienste komponiert und auf einen Gedichtstext von Paul Thymich angepasst. Die rhythmischen und tonalen Finessen in diesem Werk, die durch alle Stimmen hindurchdringen, sang der JKO sehr präzise und genau. Unter dem souveränen und professionellen Dirigat von Chorleiter Thomas Baur ging es weiter mit dem luftig-leichten Beginn des Stückes „Veni Gaudete“ von Adrian Peacock.
Begeisterung wie bei der Uraufführung
Es folgte die Auftragskomposition aus 2016 für den JKO: „Veni creator spiritus“, geschrieben von Wolfram Buchenberg. Obwohl der JKO ein Projektchor ist, dessen Besetzung sich mit jedem Projekt erneuert, spürte man, dass einige Chorleute dieses Stück mit derselben Begeisterung wie bei der Uraufführung vor sieben Jahren präsentierten. Die Kontraste des Werkes von einem kräftigen über ruhigen bis fast zu mystischen Charakter arbeitete der JKO sauber heraus.
Die erste Konzerthälfte fand einen Abschluss der ganz besonderen Art: Der JKO verteilte sich im Kirchenraum, um in einem unglaublich plastischen Hörerlebnis „Immortal Bach“ im Arrangement von Knut Nystedt perfekt zu inszenieren. Die Konzertgäste drehten ihre Köpfe in die verschiedenen Richtungen, aus denen die glockenähnlichen Klänge kamen.
Einfühlsames Dirigat
Nach der Pause übernahm Chorleiterin Maddalena Ernst das Dirigat und der JKO eröffnete äußerst einfühlsam mit „Veni sancte spiritus“ von Georg Allegri die zweite Konzerthälfte. Mit der Begräbnismotette „In der Welt habt ihr Angst“ von Hugo Distler wandte sich das musikalische Programm der schweren Thematik, der Angst vor dem Tod und der damit einhergehenden Verzweiflung zu.
„Dulce lumen“ von Michael Waldenby – der Titel lässt es bereits vermuten – erklang weich und süß, als kämen die Stimmen vom Himmel herab und brächten den Hoffnungsschimmer auf die Erde. Dazu im Kontrast begann „Timor et Tremor“ von Francis Poulenc mit einem kräftigen Einsatz. Die Furcht und das Zittern (deutsche Übersetzung) wurde unter stilsicherer Anleitung von Maddalena Ernst gesanglich direkt zum Publikum transportiert. Die nachfolgende „Finsternis“ dagegen wurde im piano gesungen, sodass sich das Konzertpublikum in die dargestellte Textszene authentisch einfühlen konnte. Dieses Werk entstand als eines von Francis Poulencs frühen geistlichen Kompositionen, nachdem er sich erst zwei Jahre zuvor aufgrund des Todes eines engen Freundes dem Glauben zugewandt hatte.
Anregende Kombination
Das aktuellste Stück des Abends, geschrieben von Kim Sirius in diesem Jahr, trägt den Titel „Prayer for those who live alone“. Die vom JKO einzigartig interpretierte, gefühlvolle Melodie mit eingebetteten „Dies-Irae“-Motiv und die breitgefächerten Akkorde sind eine anregende Kombination.
Mit dem Stück „Indodana“ sang der sprachlich vielseitige JKO südafrikanische, nahezu fröhlich anmutende „Hololo“-Laute im Wechsel mit „Zjem“-Lauten, die in Südafrika als Ausdruck starker Emotionen, wie beispielsweise Trauer, üblich sind.
Das Publikum applaudierte am Konzertende mehrfach. Besonders mit Beifall bedacht wurden die JKO-eigenen Solisten des Abends: Viola Rudolf, Marlene Rudolf, Leonie Wiedmann und Kevin Blata sowie Georg Zimmermann, der die Djembe, eine südafrikanische Handtrommel, spielte. Als Konzertzugabe dirigierte Thomas Baur „Komm, Trost der Welt“ von Christian Lahusen.