Hürben im 14. Jahrhundert

Karrieresprung auf Befehl des Papstes: Auf den Spuren von Johannes de Hürwin

Aus Hürben entstammte mit Johannes de Hürwin einst ein strebsamer Theologe, der im 14. Jahrhundert Bedeutung erlangte. Heimatforscher Ulrich Stark ging seinen Spuren nach

Karrieresprung auf Befehl des Papstes: Auf den Spuren von Johannes de Hürwin

Hurewen, Hurwin oder Hürwin: Wer nach dem einstigen Namen des heutigen Giengener Teilorts Hürben sucht, stößt auf unterschiedliche Schreibweisen. Fest steht: In Hürben gab es schon früh ein Rittergeschlecht, welches nach dem Ort benannt wurde.

So wird von den Geschichtsschreibern ein Otto de Hurwin erwähnt, der unter anderem 1193 als Zeuge einer Güterübergabe Kaiser Heinrichs VI. an das Kloster Salem auftrat. Fridericus de Hurwin wiederum war 1216 Zeuge einer Streitschlichtung zwischen den Klöstern Ellwangen und Kaisheim. Schließlich berichten die Historiker auch noch über einen Bilgerinus de Hurewen und über einen Ulrich de Hurwin.

Letztgenannter war möglicherweise der Vater oder Onkel des um 1310 geborenen Johannes de Hürwin, der als Jugendlicher in den Dominikanerorden eingetreten war und eine bemerkenswerte theologische Laufbahn einschlug, die schließlich auch Papst Urban V. nicht verborgen blieb. Giengens Heimatforscher Ulrich Stark ging den Spuren von Magister Johannes de Hürwin nach, der es schließlich innerhalb seines Ordens bis zum Provinzial, dem Vorsteher einer Ordensprovinz oder Ordensgemeinschaft, schaffte.

Bemerkenswerter Student

Schon das Theologie-Studium von Johannes war bemerkenswert. Er erlangte an der Universität in Paris, die seinerzeit zu den größten wissenschaftlichen Zentren zählte, die Qualifizierung als baccalaureus formatus und studierte dann am „studium generale“ der Dominkaner in Köln weiter. „Die Dominikanerschulen waren sozusagen Vorläufer der Universitäten, die es zu dieser Zeit im deutschsprachigen Raum noch nicht gab“, berichtet Ulrich Stark.

1358 übernahm Johannes de Hürwin in Köln das Amt des Leiters und wurde damit einer der Nachfolger des berühmten Mystikers Meister Eckhard, der wenige Jahrzehnte vorher diese ehrenvolle Position ausgeübt hatte.

Dass der Hürbener Theologe ein scharfer Denker war, geht auch aus der Tatsache hervor, dass er sich intensiv mit Arbeiten des englischen Philosophen und Logikers William Heytesbury auseinandersetzte. In dessen Schrift unter dem Titel „Insolubilia“ (unlösbare Fragen) wurden unter anderem Lügenparadoxa behandelt.

Heytesbury stellte beispielsweise fest, dass die Aussage eines Lügners „Ich lüge“ dazu führe, dass er nicht lügt, wenn seine Aussage wahr ist. Johannes de Hürwin war davon offenbar so fasziniert, dass er 1360 eine Widerlegung zu einer der Fragen Heytesburys schrieb.

Womöglich den Papst beeindruckt

Möglicherweise hat das auch Papst Urban V. beeindruckt. Das im französischen Avignon residierende Kirchenoberhaupt befahl jedenfalls am 15. August 1366, man möge Bruder Johannes de Hürwin zum Magister der Theologie promovieren, was daraufhin auch geschah.

Als Magister kehrte der Geadelte schließlich nach Süddeutschland zurück – ans Dominkanerkloster nach Ulm, wo er als Vorsteher und Professor der Theologie das Studium am Predigerkonvent leitete. Innerhalb seines Ordens kletterte Johannes nun Schritt für Schritt in der Hierarchie nach oben. 1368 wurde er als „Ordensvikar in Schwaben und Franken“ erwähnt.

Im Laufe der nächsten 15 Jahre stieg Johannes sogar zum Ordensprovinzial auf. Als solcher fand er in den Jahren 1384/85 Beachtung, als es zu einem Streit mit dem Rektor der Ulmer Schule, Johann von Münsingen, über die Eucharistie kam. Bei einer Verhandlung in Ulm mit Ratsherren der Stadt und dem apostolischen Inquisitor Johannes Arnoldi fand auch „Johann de Hurwin“ mehrfach Erwähnung. „Da es danach keine Nachrichten mehr von ihm gibt, ist anzunehmen, dass er nicht mehr lange lebte“, mutmaßt Ulrich Stark.

Interessant ist sicher auch, dass Johannes de Hürwin als vielgereister Theologe eine beträchtliche Anzahl an Reliquien und Heiligtümern gesammelt hatte. Bei einer Stiftung im Jahre 1370 wurden nicht weniger als 16 solcher vermeintlichen Schätze aufgeführt, unter anderem verfügte Johannes demnach über die Säule, an der Jesus gegeißelt wurde, und über den Stein, an dem Jesus stand, als er zum Tode verurteilt wurde.

Die Geschichte der Burg Hurwin

Als Stammsitz des Hürbener Ortsadels galt einst die Burg Hurwin, die erstmals 1135 erwähnt wurde. Heute befindet sich auf deren Areal der Dorffriedhof. Reste der Umfassungsmauer der Burg sind noch zu sehen.

Während eines Krieges schwäbisch-fränkischer Städte gegen das Haus Württemberg wurde die Burg 1449 zerstört. Nur die Burgkapelle überstand den Angriff, sie wurde später zur Dorfkirche, die wiederum 1728 von einem Blitzschlag beschädigt und 1737 durch einen weiteren zerstört wurde.