GIE statt HDH?

Kein Witz: Das hat es mit einem eigenen Kfz-Kennzeichen für Giengen auf sich

Sind Autokennzeichen wichtig für das Marketing einer Stadt? Ein Experte bejaht dies und listet Städte auf, die ein eigenes Kennzeichen bekommen sollten. Darunter auch Giengen. Die Umsetzung ist jedoch an Bedingungen geknüpft.

Wer in der Stadt Giengen und ihren Teilorten wohnt, muss eventuell bald nicht mehr mit einem HDH-Kennzeichen an seinem fahrbaren Untersatz unterwegs sein – und diese Nachricht ist ausnahmsweise mal kein Scherz.

Denn: Giengen steht mit 319 anderen Städten auf einer Liste, auf der Vorschläge für Städte mittlerer Größe gemacht werden, die ein eigenes Kennzeichen bekommen sollten. Im Fall von Giengen wird GIE als erster Teil des Kennzeichens angeführt.

Experte: Autokennzeichen wichtig für die Relevanz einer Kommune

Der Vorschlag stammt von Ralf Bochert, Professor für Destinationsmanagement an der Hochschule Heilbronn. „Mit der Einführung eigener Buchstabenkürzel auf dem Nummernschild könnten viele Kommunen die lokale Identität – sowohl nach innen als auch nach außen – stärken“, wird Bochert beispielsweise in der Tagesschau und dem Staatsanzeiger zitiert. Das Autokennzeichen sei wichtig für das Stadtmarketing und verstärke die Relevanz einer Kommune, erläutert der Wissenschaftler.

Der Entwurf Bocherts sieht vor, dass 320 Mittelstädte mit mehr als 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, die bislang keine eigenen Ortskennungen haben, ein eigenes Kürzel bekommen können, da sie aus seiner Sicht deshalb zum Beispiel beim Marketing benachteiligt sind. Bei den neuen Kürzeln solle dann geprüft werden, ob es sie bereits gebe oder ob sie sittenwidrig seien, so der Experte.

20.000 Einwohner? Ja, tatsächlich. Giengen schrammt seit Jahren immer wieder an der Grenze entlang. Im Dezember 2023 vermeldete das Rathaus 20.500 Einwohnerinnen und Einwohner, die auf 2022 bezogenen Zahlen gingen von 19.433 Giengenerinnen und Giengenern aus. Nach den jüngsten, mit Stichtag 30. Juni veröffentlichten Zahlen hat Giengen 20.422 Bürgerinnen und Bürger.

Die Liberalisierung der Kennzeichen-Vorgaben erfolgte 2012

Bis 2012 galt in Deutschland die Vorgabe: Zu einem Verwaltungsbezirk gehört ein festgelegtes Kennzeichen. Seit der Liberalisierung vor zwölf Jahren können sich Autofahrerinnen und Autofahrer oft zwischen mehreren Orts- und Regionalkürzeln entscheiden. Der Knackpunkt: Die Öffnung galt fast ausnahmslos für ausrangierte Kombinationen von Buchstaben, die bei Gebietsreformen oder Kreisfusionen abgeschafft worden waren.

Der Weg zu neuen Kennzeichen wäre Bochert zufolge folgender: Ein Land muss zunächst beim Bundesverkehrsministerium eine Änderung der Fahrzeugzulassungsverordnung beantragen. Diese muss im weiteren Verlauf durch den Bundesrat. Im Prinzip müsse man nur zwei Sätze streichen und ergänzen, dass weitere Kennzeichen möglich sind. Bochert geht davon aus, dass viele Länder – wie bei den Alt-Kennzeichen – einen solchen Antrag erst auf Wunsch eines Bezirks oder Kreises stellen würden. Oft sei dafür ein Kreistagsbeschluss oder eine Entscheidung des Landrats notwendig.

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