Im internationalen Vergleich wollte man wettbewerbsfähiger werden. Die Schüler sollten schneller zum Abschluss gelangen. Schneller studieren. Schneller der Arbeitswelt zur Verfügung stehen. Das war der Hintergrund, weshalb Baden-Württemberg zum Schuljahr 2004/2005 flächendeckend den Weg zum Abitur verkürzt, das sogenannte G8 eingeführt hatte. Fortan sollten Schüler in acht, statt bisher in neun Jahren zum Abitur gelangen.
Das betraf natürlich auch die Gymnasien im Kreis Heidenheim. Darunter das Giengener Margarete-Steiff-Gymnasium. Einziger Unterschied: Das Giengener Gymnasium wurde ausgewählt, eine von landesweit 44 Modellschulen zu werden. Hier sollte der G9-Zug parallel zum G8-Zug angeboten werden. Eine Herausforderung. Aber natürlich auch eine Chance.
Letzte G8-Klasse hat 2021 Abitur gemacht
Wenn man die Zahlen betrachtet, stellt man schnell fest: Hier in Giengen zeigt sich ein klares Votum für G9. Zuletzt kam beim Eingangsjahrgang 2013 eine G8-Klasse zustande. 2021 hat dieser Jahrgang Abitur gemacht. Seitdem wird hier in Giengen durchweg in neun Jahren fürs Abitur gepaukt.
Schulleiter Markus Kuhn sagt: „Das ist ein klares Votum für G9“. Er habe auch nicht das Gefühl, dass jemand diese Entscheidung je betreut hätte. Es gebe zwar immer ein paar einzelne Anfragen bezüglich G8 – es sei aber nie eine Konstellation entstanden, die eine neue Eingangsklasse hätte möglich machen können. So auch für das kommende Schuljahr nicht.
Mehr Schüler dank Modell-Status?
Der Schulleiter will das G8-Modell keineswegs schlechtreden. „Die Züge haben parallel ganz gut funktioniert und die G8-Schüler waren auch fit und haben das gut gemeistert“, sagt er. Unterm Strich: Für manche sei das Turbo-Abi gut, ob das aber der richtige Weg für alle ist, sei fraglich. Zumal, das Konzept habe seine „inhaltlichen Fehler“ – beispielsweise müssten in G8 Unterrichtsinhalte teils so platziert werden, dass sie für Schüler noch nicht kognitiv greifbar seien.
Ob nun der Modell-Status dem Giengener Gymnasium mehr Schüler gebracht hat? Schulleiter Kuhn hält den Ball flach und sagt: „Die Zahlen sind moderat nach oben gegangen, wir haben unser eigenes Einzugsgebiet gut ausgeschöpft.“ Doch das MSG habe sich nie nur über seinen G9-Zug definiert. Das ist dem Schulleiter wichtig.
Kuhn hat Sorge um Handlungsspielraum
Dass G9 jetzt flächendeckend zurückkommen soll, freut den Oberstudiendirektor. „Ich freue mich, weil viele das so wollten“, sagt er. Ein wenig Sorge hat er, dass durch die landesweite Rückkehr zum neunjährigen Abitur an den Modellschulen der Handlungsspielraum wieder enger wird. „Wir hatten jetzt einfach mehr Flexibilität hinsichtlich der Stunden, die wir zum Wohle der Schüler nutzen konnten“, so Kuhn.
Baden-Württemberg will ab dem Schuljahr 2025/2026 zurück zu G9
Es steht fest: Das Land Baden-Württemberg will zurück zum neunjährigen Gymnasium. „G9 startet im Schuljahr 2025/26 mit den Klassen 5 und 6 und einem neuen G9-Konzept“, heißt es seitens des Kultusministeriums. Die hierfür erforderliche Schulgesetzänderung soll noch vor der Sommerpause erfolgen.
Zuvor war seitens der Landesregierung ein sogenanntes „Bürgerforum G8/G9“ mit zufällig ausgewählten Bürgern initiiert worden. Das Forum sollte sich speziell damit auseinandersetzen, wie lange der Weg zum Abitur künftig sein soll. Das Bürgerforum hatte der grün-schwarzen Landesregierung schließlich die Empfehlung ausgesprochen, zu einem „modernisierten G9 mit Wahlmöglichkeiten für G8“ zurückzukehren.