Bestandsaufnahme und Ideen

Klimawandel und Hitze: Darauf setzt die Stadt Giengen bei Bäumen und Grünflächen

Die Stadt Giengen hat eine Baum- und Grünflächenkonzeption vorgelegt, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Beispielsweise werden neue, hitzetolerante Bäume gepflanzt. Es gibt aber noch Nachholbedarf. Und Kritik aus den Reihen des Gemeinderats.

Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen stellt Mensch und Natur in Bezug auf Bäume und Grünflächen vor mehrere Probleme. Einerseits müssen die Bäume den Temperaturanstieg „abkönnen“, weshalb immer mehr resistente Sorten gefragt sind. Andererseits braucht es in den Städten mehr Verschattung und mehr Grün, um einen kühlenden Effekt zu erzielen – bei gleichzeitig sparsamem Einsatz von Wasser. Giengen bildet da keine Ausnahme.

Derzeit werden 40 Bäume als Ersatz gepflanzt

Die Verwaltung hat in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats eine Baum- und Grünflächenkonzeption vorgelegt, in der die Herausforderungen in weiten Teilen berücksichtigt werden: So werden beispielsweise in diesem Frühjahr 40 Bäume nachgepflanzt, von denen zehn sogenannte Klimabäume sind – also Sorten, die hitzetolerant, trockenheitsverträglich, frosthart und insektenfreundlich sind. Ziel, so erklärte es Bürgermeister Alexander Fuchs, sei ein großes Artenspektrum. Bei Obstbäumen wähle man alte Sorten mit resistenten Eigenschaften aus.

Mit einer Übersicht über Fällungen und Nachpflanzungen kam die Verwaltung einem Wunsch aus dem Rat nach. Folgende Zahlen wurden präsentiert: 2022 wurden in Stadt und Teilorten 22 Bäume gefällt, 2023 waren es 55. Vorwiegende Gründe seien fehlende Standsicherheit, Krankheitsbefall, Sturm und Vitalitätsverlust gewesen. Bei den Neupflanzungen wurden für das Jahr 2022 insgesamt 419 Bäume genannt – davon 300 im Bürgerwäldle in der Nähe vom Hasenloch, 50 im Giengener Industriepark und 69 Bäume als Nach-, Ersatz- und Neupflanzungen inklusive der Obstbaumwiesen.

Bei Grünanlagen sei es Ziel der Verwaltung, mehr Grün ins Stadtgebiet zu bringen, die Speichermöglichkeit von Regen zu erhöhen, Kühlung durch Verschattung zu erreichen und die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Als neue Anlagen in den vergangenen vier Jahren wurden unter anderem das Bürgerwäldle, die Tröge in der Marktstraße, Staudenbeete beim Anlägle, Wildblumenstreifen und Obstbaumwiesen genannt. In Planung seien Grünanlagen an der Liststraße, in der Dorfmitte in Burgberg, beim Garten an der Bergschule oder auch am Brenzufer.

Stadt führt Personalmangel beim Thema Pflege ins Feld

Einschränkend sei jedoch, so der Bürgermeister, dass zusätzliche Grünflächen, die sehr intensiv zu pflegen sind, den Pflegeaufwand immens erhöhen würden. Aktuell könnten schon nicht alle Bestandsflächen komplett abgedeckt werden. Sollten die Standards nicht eingehalten werden können, müsste mehr Personal eingestellt oder auf externe Hilfe zurückgegriffen werden. Erschwerend komme hinzu, dass die Vermüllung der Umwelt zunehme. Die eigentliche Grünpflege könne erst stattfinden, wenn der Abfall beseitigt ist. Nachholbedarf gebe es bei der Aufnahme des Baumbestandes im Kataster. Hier bestehe noch großer Nachholbedarf.

Stadtrat Dr. Erwin Kleemann (Unabhängige/Grüne) gab sich mit den Ausführungen nicht zufrieden: „Wir hatten gefordert, dass eine Bestandsaufnahme der Bepflanzung im Stadtgebiet erfolgt. Außerdem sollten die freien Flächen aufgelistet werden, die eine zukünftige Bepflanzung ermöglichen.“ Was die Verwaltung jetzt vorlege, sei enttäuschend. Zwei Drittel des Baumbestandes seien noch gar nicht registriert. Es erfolge eine Gegenüberstellung, wie viele Bäume gefällt und wie viele neu gepflanzt wurden. „Anzunehmen, dass die Vorgaben erfüllt wurden, ist eine Milchmädchenrechnung. Durch die Nachpflanzung wurden ausgewachsene Bäume durch kleine Stämmchen ersetzt. Zudem ist die Nachpflanzung hauptsächlich in der Peripherie erfolgt“, so Kleemann. Es komme darauf an, das Stadtzentrum zu begrünen: Nur so lasse sich die Hitze senken.

„Ich muss Ihnen in Bezug auf die Innenstadt widersprechen“, so die Antwort von Bürgermeister Fuchs. Es sei der Verwaltung bewusst, dass dort Handlungsbedarf bestehe. Zudem: kleine Bäume würden im Laufe der Jahre wachsen.

Konflikt: Städtische Bäume kontra private PV-Anlagen

Bürgermeister Alexander Fuchs erläuterte im Gemeinderat über den Konflikt zwischen Bestandsbäumen auf städtischem Grund und privaten PV-Anlagen auf Dächern. Die PV-Anlage sei gesetzlich, in Abwägung mit anderen Schutzgütern (wie Bäumen) höher einzustufen. Heißt: Fällungsanträgen von Bäumen, die eine Beschattung für PV-Anlagen darstellen, sei nach Einzelprüfung in der Regel stattzugeben.

Aktuell werde bei der Verwaltung zu einem maßvollen Umgang mit den Anträgen sowie zu Kompromissvorschlägen beraten. Fällungen, die auf Antrag von Bürgern vorgenommen werden, sollen von den Antragstellern bezahlt werden.

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