40 Jahre gewachsen, binnen Minuten zerstört. Liebe Lina Hähnle, warum wird eigentlich dein ideelles Erbe ausgerechnet in Giengen dermaßen mit Füßen getreten? Beispiel: Entlang des Hürbener Wegs erstreckt sich ein schmaler, grasbewachsener Böschungsstreifen, der mit einigen Gehölzen angereichert war. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen wurde ein kerngesunder Vogelbeerbaum im Alter von ca. 45 Jahren und einem Brusthöhendurchmesser von 20 bis 25 Zentimetern ohne Not umgesägt. Der Baum hat niemand gestört, einige Äste ragten ein klein wenig ins angrenzende Privatgrundstück, zur Freude der Eigentümer.
Der schmale, nicht mal durchgängig geteerte Weg darf nur von ganz wenigen Anliegern befahren werden. Ein Lkw passt dort nicht durch, für Pkw und Lieferwagen war ausreichend Freiraum vorhanden. Im Zweifel hätte man vielleicht einen Seitenast entfernen können. Falls die Stadt jetzt mit dem Lichtraumprofil als Ausrede daherkommt: Dies ist in keiner Vorschrift präzisiert und nichts anderes als eine Latrinenparole, die sich durch Kaskadenkolportagen weit verbreitet hat.
Die Juristin Helge Breloer hat viel zum Thema „Baum und Recht“ publiziert. Dort findet sich jede Menge Substantielles zum Thema – eigentlich Pflichtlektüre für Verantwortliche. So wie die dort noch vorhandenen sieben heimischen Sträucher malträtiert wurden, bleibt nur der Schluss, dass Dilettanten ohne Sachkunde am Werk waren. Unter Kniehöhe wurde nämlich einfach ein waagerechter Sägeschnitt quer durch die zahlreichen Stämmchen geführt. Ein Strauch ist dann gut geschnitten, wenn man ihm die Maßnahme gar nicht ansieht. Man entfernt in einem rollierenden System bodennah nur die jeweils ältesten Stämmchen und wiederholt dies im Abstand von wenigen Jahren, der Rest bleibt in der Länge ungekürzt stehen.
Derartige Pflegearbeiten sind im übrigen weit verbreitet, wenn wegen Schneearmut die Bauhöfe nicht ausgelastet sind. Außerdem werde ich den Verdacht nicht los, dass auf diese Weise Brennholz für heimische Kaminöfen generiert wird. Die Pflanzung dort haben Stadtrat Dr. Küchler und ich als damaliger Nachbar in Eigeninitiative durchgeführt und so Deckungs- und Nahrungsinseln für Vögel geschaffen. Vor etlichen Jahren hatte ich in anderer Sache mit der Stadtverwaltung zu tun. Die Gelegenheit nutzend bot ich an, die Gehölze entlang des Hürbener Wegs schonend und sachgerecht durchzupflegen. Das wurde mir schroff untersagt.
Bis heute, also über die gesamte Standzeit von 40 Jahren bis zu der frevelhaften Aktion hat sich jedoch seitens der Stadt absolut niemand um dieses Kleinbiotop gekümmert. Und zu was denn Bäume, die Schatten werfen? Die Stadtwerke Giengen liefern doch gerne Strom für Klimageräte.
Wolfgang Prestle, Heidenheim