Leserbrief

Moelders, Udet, Rommel: Alles keine Vorbilder

Leserbrief zu den geplanten schwankenden Straßenschildern in Burgberg und einem Leserbrief dazu:

Wieder einmal meldet sich Dr. Brause vom schönen Bodensee, diesmal geht es um den Vorschlag von Rainer Jooß zu den umstrittenen Straßenschildern in Burgberg. Er benützt diese Gelegenheit aber auch, um Moelders und Udet für die Taten des NS-Regimes freizusprechen. Seine Begründung, beide seien ja schon 1941 zu Tode gekommen. Allerdings vergisst er zu erwähnen, dass der 2. Weltkrieg ja schon 1939 wütete, schon damals viele unschuldige Opfer gekostet hatte. Vom Holocaust ganz zu schweigen.

Brause schreibt, dass der „einflusslose Normalbürger oder Soldat unter der Herrschaft der Gestapo keine Verantwortung gegenüber dem NS-Regime hatte“. Aber Moelders und Udet „einflusslose Normalbürger“? Udet, Kriegskamerad Hermann Görings im 1. Weltkrieg, immerhin „Generalluftzeugmeister“ der Wehrmacht und somit verantwortlich für die Aufrüstung der Luftwaffe, wurde ja für die Niederlage in der Luftschlacht von England verantwortlich gemacht, weil die Luftwaffe nach Ansicht Görings, falsch auf Sturzkampfbomber und nicht auf Langstreckenbomber gesetzt hatte, woraufhin er sich erschoss. Erinnerungswürdig? Wofür? Für das erste Städtebombardement in Coventry?

Aber auch Werner Moelders, höchstdekorierter deutscher Pilot im Spanischen Bürgerkrieg, bei dem das Hitler-Regime militärisch den faschistischen General Franco bei seinem Putsch gegen die Regierung unterstützte und ihm so zum Sieg verhalf. Immerhin erhielt er dafür das „Spanienkreuz mit Gold und Brillanten“, ein Vorbild? Im 2. Weltkrieg hatte er bereits über 100 Abschüsse und war unter anderem für die Taktik der Luftwaffe verantwortlich, belohnt mit den „Schwertern und Brillanten zum Ritterkreuz“, der höchsten deutschen Auszeichnung, der in Russland schrieb „ich bin stolz … im Schwerpunkt der Kampfhandlungen eingesetzt zu werden“ und auf dessen Beerdigung auch Hitler zugegen war! Erinnerungswürdig und Vorbild wofür?

Nicht umsonst hat 2004 ein Gutachten festgestellt, dass er bis zu seinem Tode 1941 durch einen Flugzeugabsturz stets eine systemkonforme Haltung im Sinne der Kriegsführungspolitik des NS-Regimes an den Tag gelegt hat. Eine Distanz zum NS-Regime lässt sich nicht belegen. Daraufhin hat übrigens der damalige Verteidigungsminister Peter Struck veranlasst, dass Einrichtungen der Bundeswehr nicht mehr seinen Namen tragen sollten. Was dann auch geschah!

Und Rommel? Auch hier wieder der Versuch, ihn als Widerstandskämpfer darzustellen, der er leider nicht war. Nicht umsonst ist er im Lexikon des deutschen Widerstands nicht aufgeführt. Rommel hat sich erst dann gegen die Fortführung des Krieges ausgesprochen, als er für ihn militärisch verloren war und nicht aus moralischen Gründen, was er allerdings mit seinem Leben bezahlte. Aber ein Vorbild ist und war Rommel für uns nicht! Daraus wird für mich klar, dass diese Personen nicht für eine demokratische Erinnerungskultur taugen. Ob die schwankenden Schilder dafür als Mahnung ausreichen?

Manfred Reppin, Heidenheim