Open Air auf dem Kirchplatz

„Münchener Freiheit“ verspricht den Giengenern (vielleicht) ein Wiedersehen

Mit den 20 Songs, die die „Münchener Freiheit“ vor begeistertem Publikum beim Open Air auf dem Giengener Kirchplatz spielte, boten die Musiker zeitlose und souveräne Popkunst.

Die Präsenz in den Charts hat in den vergangenen Jahren nachgelassen, und doch ist eines geblieben: Die „Münchener Freiheit“ ist noch immer ein Publikumsmagnet mit einem ausgeprägten Gefühl für Melodien und Harmonien. Und das bekamen die knapp 1250 Besucher am Donnerstag beim Open Air auf dem Kirchplatz bei allerbestem Wetter zu spüren.

Mit der „Münchener Freiheit“ begab sich also (im Rahmen der Bundesförderung „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“) ein echtes Schwergewicht der deutschen Musikszene auf die Giengener Bühne. Allzu viele Worte muss man über die seit mehr als 40 Jahren erfolgreiche Band um Jungspund Tim Wilhelm (Gesang und Gitarre), Aron Strobel (Gitarre), Micha Kunzi (Bass), Alex Grünwald (Keyboards) und Rennie Hatzke (Schlagzeug) einleitend nicht mehr verlieren.

Anfang der 1980er-Jahre noch stark von der Neuen Deutschen Welle geprägt, entwickelte die Gruppe in der Folgezeit einen Sound aus zeitgenössischen Pop- und Rock-Anleihen, gepaart mit einem mehrstimmigen, charakteristischen Satzgesang des damaligen Sängers und Songwriters Stefan Zauner sowie dem unüberhörbaren Einfluss der Beatles. In eben jenen 1980ern waren die Herrschaften aus den Charts kaum wegzudenken, liefen im Radio und den Hitparaden rauf und runter und heimsten mit Werken wie „Traumziel“, „Fantasie“, „Purpurmond“, „Liebe auf den ersten Blick“ sowie den Kompilationen „Von Anfang an“ und „Ihre größten Hits“ Goldene Schallplatten ein. Allein 18 Alben fanden den Weg in die deutschen Charts, bis heute hat die „Münchener Freiheit“ laut offiziellen Angaben über 2,1 Millionen Tonträger verkauft.

Musikalische Zeitreise unter dem Motto „Frieden, Freiheit und Freundschaft“

„Liebe auf den ersten Blick“ vom gleichnamigen Album, „Tausendmal du“ und der Ohrwurm „Herzschlag ist der Takt“ waren der perfekte Dosenöffner für ein unvergessliches Konzert. Dabei zeigte sich schnell, dass die Combo live spürbar kantiger und rauer rüberkommt als auf Vinyl oder CD. „Ich brenne für dich“ ist ein schöner Popsong und gleichzeitig der „neueste“ Track aus dem Repertoire der „Münchener Freiheit“ an diesem Abend. Weiter ging es mit der musikalischen Zeitreise: „Du bist Energie für mich“ beamte den Zuhörer zurück ins Jahr 1994.  „Ich will dich nochmal“ vom „Purpurmond“-Album und „Herz aus Glas“ („Traumziel“) waren zwei weitere Hits, die das Publikum regelrecht aufsaugte.

Bei „Lichtermeer“ verneigte sich Sänger Tim verbal vor Keyboarder Alex und per Kniefall vor Gitarrist Aron und Drummer Rennie, während bei „Herz aus Glas“ das Publikum dazu animiert wurde, mit ihren Handys zu winken. Für was Mobiltelefone alles gut sind – und das sogar ganz ohne App. „Magnet“ und „Tausend Augen“ läuteten dann schon die Zielrunde ein, die mit dem fulminanten Gassenhauer „Ich steh’ auf Licht“ beginnen sollte und nochmals mächtig an Tempo aufnahm. Evergreens wie „Ohne dich (schlaf‘ ich heut‘ Nacht nicht ein“), „Solang man Träume noch leben kann“ und „Bis wir uns wiederseh’n“ beendeten das Open-Air-Festival gebührend.

Fast wie ein offenes Liedersingen: prallvoller Kirchplatz beim Konzert der „Münchener Freiheit“. Foto: Rudi Penk

Auch nach über vierzig Jahren Bühnenpräsenz hat die „Münchener Freiheit“ immer noch richtig Lust auf Musik und ist weit davon entfernt, sich auf ihren eigenen Lorbeeren auszuruhen oder gar routiniert die Songs runterzuspulen. Unter dem Motto „Frieden, Freiheit und Freundschaft“ legten die Herrschaften eine starke Performance aufs Parkett.

Nicht wenige Fans sahen 2011 mit dem Ausstieg von Stefan Zauner, dem das ständige Touren zu stressig wurde und der sich musikalisch neu ausrichten wollte, das Ende der Band nahe. Tim Wilhelm, der unter anderem als Musicaldarsteller in Stücken wie „Zeppelin“ oder „Summer Of Love – ein bisschen Frieden“ auf der Bühne steht, füllte diese Lücke mit Bravour. Mit flotten Sprüchen, lässigen Ansagen und einem ungeheuren Bewegungsradius hatte er seine Fans voll im Griff und stellte mit seinen Kollegen unter Beweis, dass das musikalische Vermächtnis der „Münchener Freiheit“ adäquat weitertransportiert wurde. Das nennt man hochachtungsvoll zeitlose Popkunst.

Liebeserklärung und ein kleines Versprechen

Gerne hätten Aron Strobel und Co. noch ein paar Stunden weiterspielen können, das wurde auf dem Kirchplatz deutlich. Der Fundus an erstklassigen Titeln erscheint schier endlos. Das dürfen die Jungs gerne nachholen. Wohl kaum jemand der an diesem gelungenen Abend anwesenden Gäste hätte etwas dagegen und so verkündete Tim Wilhelm beim finalen Track „Bis wir uns wiederseh‘n“ freudestrahlend, beim nächsten Festival oder einer anderen passenden Gelegenheit wieder in Giengen aufzukreuzen. Die „Münchener Freiheit“ und Giengen – das scheint zu passen und so kamen die abschließenden Worte fast schon einer kleinen Liebeserklärung gleich.

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