Nach nur fünf Jahren ist der Musikverein Stadtkapelle Giengen wieder auf Dirigenten-Suche. Hannes Färber legt zum Jahresende den Taktstock nieder, bleibt der Städtischen Musikschule allerdings weiter als Lehrer und stellvertretender Schulleiter erhalten. Bei der Vereins-Weihnachtsfeier, die mehr einem Konzert ähnelte, am Samstagabend in der überraschenderweise nicht vollbesetzten Walter-Schmid-Halle gab es sehr berührende Momente. Nachdem der Vorsitzende Rainer Lorenz die Arbeit Färbers gewürdigt hatte, erhoben sich die Stadtmusikanten und spendenden im Stehen minutenlangen Beifall.
Lorenz betonte die Verbundenheit in der großen Vereinsfamilie des Musikvereins, würdigte die gelungenen Auftritte und besonders aber den scheidenden Orchester-Chef Hannes Färber: „Wir verlieren einen sympathischen Dirigenten, dessen Tatendrang lange die Corona-Pandemie ausgebremst hatte“. Dieser war ob der unerwarteten Laudatio doch selber sehr gerührt, dankte den Musikanten und erinnerte noch einmal an deren bravourösen Auftritt beim Wertungsspiel anlässlich des Kreismusikfests in Sontheim/Brenz.
Hoffungsvolle Zeichen für Nachwuchsarbeit in Giengen
Die Ouvertüre des Abends aber hatte die Bigband Bläserkraftwerk des Musikvereins übernommen. Winfried Eckle hatte die Band vorzüglich auf diesen Abend vorbereitet und wenig vor Auftrittsbeginn einige Akteure ersetzen müssen, die aus unterschiedlichen Gründen diesmal den Giengener nichts aufs Ohr geben konnten. Unter anderem sprang Hannes Färber mit vorzüglichem Tuba-Spiel ein. Mit der möglicherweise schon bald erwählten Erkennungsmelodie der Deutschen Bahn, „I’m Still Standing“ von Elton John erfreute die Bigband die Zuhörer. Sie verdiente sich mächtig Beifall für den flotten und stark im Rhythmus gestalteten Titel „Afrika“. Schließlich bekam die Zugabe, eine James-Last-Komposition „Knock on the Wood“, sogar Bravo-Rufe.
Hoffnungsvolle Zeichen für die Nachwuchsarbeit setzten die Mitglieder des Bläser-Vororchesters unter Leitung von Hannes Färber. Die Mädels und Jungs gingen engagiert zur Sache und ließen Spielfreude erkennen bei dem Beatles-Hit „Hey Jude“, bei Johnnie Vinsons „Christmas Song“ und bei dem fetzigen „I Will Follow Him“, das Michael Sweeney arrangiert hatte.
Die Umbauphase auf der Bühne überbrückte ein Saxophon-Quartett, das auf seine feine Art auf das Christfest einstimmte. Dann war das Jugendblasorchester unter Hannes Färber an der Reihe und gestaltete von Paul Murtha die durchaus sehr anspruchsvolle wie fordernde „Selections from the Greatest Showman“. Prima gelungen war aber auch von Michel Carros „La Nuit des Cloches“. Verspielte Tonlagen, großes Glockenspiel und andere klangliche Überraschungen enthält dieses Werk.
Weihnachtsmelodien nur angedeutet
Musikalische Glanzlichter setzte im Anschluss das Große Blasorchester mit exzellenter Aufführung. Zunächst erklangen Auszüge aus der von Wolfgang Amadeus Mozart komponierten „Zauberflöte“. Die Noten dazu hatte Gerard Posch für Blasorchester arrangiert. Von Jimmy Webb folgte „MacArthur Park“. Hohe Ansprüche setzt dieses imposante Werk, das souverän gemeistert wurde.
Absoluter Höhepunkt aber war von Franz Springer komponiert der Wunsch „Friede den Menschen auf Erden“. Im eigentlichen Sinne war dies kein Medley von den Frieden besingenden Weihnachtsliedern. Vielmehr ist diese durchaus anspruchsvolle Komposition eine interessante Tonschöpfung, in der bekannte Weihnachtsmelodien zwar angedeutet werden, aber durch andere Klänge überlagert werden. Doch mündet es dann ein in ein wunderschönes Klanggemälde, das die Sehnsucht nach Frieden in allen Menschen auf Erden zu wecken versteht.
Der Beifall des Publikums war herzlich und minutenlang, so dass abschließend sich sämtliche Orchester auf der zu kleinen Bühne zum großen Weihnachtsliedersingen formierten: „Süßer die Glocken nicht klingen“ und „O du Fröhliche“.
Edelmetall auch für abwesende Jubilare
Die Stadtkapelle Giengen ehrte im Rahmen ihrer Weihnachtsfeier mehrere Jubilare. Seit zehn Jahren aktiv als Musikanten sind und erhielten die Bronze-Nadel: Manuela Abramowsky, Jasmin Haussen, Elisabeth Pawlowski und Timo Werner. Ulrike Steeger macht seit 25 Jahren Musik und hält der Heimat trotz der Tatsache die Treue, dass sie in Frankfurt arbeitet. Gerd Haack bekam für 40 Jahre Dienst an der Tuba den Ehrenbrief. Fördernde Mitglieder sind (in Klammer die Jahre der Vereinszugehörigkeit): Irene Häußler (25), Jürgen Fischer (50). Volksbank Unteres Brenztal (70). Nicht dabei sein konnten Hermann Rochau und Hans Hautmann, die vor 70 Jahren dem Musikverein in dessen 100. Vereinsjahr beigetreten sind. Diese „70jährigen“ wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt.