Eklatante Wohnungsnot herrschte in Giengen, als die Mehrparteienhäuser an der Ehbachstraße, in der heute ein Rewe in der Nachbarschaft zu finden ist, bezogen werden konnten. In den 1950er-Jahren dürften die Wohnblöcke der Kreisbau begehrt gewesen sein. In der Nachbarschaft im Ehbach in Giengen gab es damals sogar ein Barackenlager, und auf dem Wohnungsamt der Stadt soll es seinerzeit gar zu Androhungen von Selbstmord und massiven Beleidigungen gekommen sein.
Etwa sieben Jahrzehnte sind seither vergangen. Jetzt werden die Gebäude der Kreisbau, die seinerzeit wohl zu den ersten gehörten, die das Unternehmen in Giengen bauen ließ, abgerissen. Die Wohnungen standen schon seit Monaten leer und dienten zuletzt der Feuerwehr als Übungsareal.
Keine neuen Wohnformen an gleicher Stelle geplant
Neue Wohnformen soll es an der Stelle nicht geben. Vielmehr soll die Fläche Platz für eine andere Nutzung bieten: Die Stadt plant an der Ehbachstraße den Bau einer neuen Reha-Klinik, die sich auch auf die bereits 2009 frei gemachte Fläche auf der anderen Straßenseite – auf der ebenfalls Mehrgeschosswohnungen der Kreisbau standen – ausdehnen soll.
Wie lange der Abriss in Anspruch nehmen wird, lässt sich, so die Auskunft des Wohnbauunternehmens mit Sitz in Giengen, bisher nicht genau sagen. Fest steht: Sind die Arbeiten abgeschlossen, erwirbt die Stadt zwei Teilflächen von 4025 und 3254 Quadratmetern. Die Straße dazwischen soll weichen und so ein etwa 8000 Quadratmeter großes Areal für den Neubau entstehen.
Die Stadt selbst soll aber nicht Bauherrin der neuen Reha-Klinik werden. Als Investor konnte die FWG Immo GmbH aus Neresheim gewonnen werden. Unter anderem hat sie das DRK-Pflegezentrum in Giengen gebaut. Sie arbeitet mit dem Planungsbüro Immotec aus Offenbach zusammen.
Die FWG Immo GmbH soll von der Stadt Giengen das geräumte Areal in der Ehbachstraße erwerben. Sie plant dann auf dem Grundstück den Bau einer neuen Reha-Klinik mit 80 bis 100 Betten (inklusive Mitarbeiterwohnungen). Voraussetzung für den Bau ist, dass die FWG Immo GmbH einen Betreiber findet.
Gespräche mit mehreren Interessenten für Reha-Betrieb
Dass dies gelingen kann, ist nicht abwegig: Wie Oberbürgermeister Dieter Henle im Spätsommer erklärte, sei das Interesse, eine Rehabilitationsklinik in Giengen in der angepeilten Größenordnung zu betreiben, groß. Es seien mit mehreren Interessenten konstruktive Gespräche geführt worden. Diese hätten auch die Einschätzung mit sich gebracht, dass sich eine Einrichtung in der angepeilten Größenordnung als tragfähig erweisen kann.
Mittlerweile sei man einen Schritt weiter: aus den Gesprächen heraus, so Oberbürgermeister Dieter Henle am Mittwochnachmittag, hätte sich ein Interessent herauskristallisiert, mit dem zeitnah nicht nur ein Vor-Ort-Termin stattfinden soll. Vielmehr werde angestrebt, ein sogenanntes Letter of intent, also eine Grundsatzvereinbarung, zu unterzeichnen. „Dann wollen wir gemeinsam die nächsten Schritte gehen“, so das Stadtoberhaupt.
Kommt es zum Bau im Ehbach, wäre das neue Gebäude weitaus mehr als ein Ersatz für die im März dieses Jahres geschlossene Reha-Klinik an der Hirschstraße – nicht zuletzt deshalb, weil deutlich mehr Plätze angeboten werden würden. Außerdem sei das Konzept variabel und ließe sich, so der Oberbürgermeister, an die Vorstellungen des Betreibers anpassen.
Kreisbau erhält Flächen im neuen Gebiet auf dem Bruckersberg
Gelände-Tausch zwischen Kommune und Kreisbau: Das Wohnungsbauunternehmen behält etwa 1000 Quadratmeter des Grundstücks an der Ehbachstraße. Es erwirbt aber ein 8850 qm großes Areal im Baugebiet „Bruckersberg-Ost“ von der Stadt Giengen. Das ist etwa ein Drittel der Fläche im Baugebiet.
Die Kreisbau will mittelfristig die Bebauung des Grundstücks im „Bruckersberg-Ost“ prüfen. Man müsse dabei, so Geschäftsführer Jürgen Schipek, bei der Realisierung in Jahren denken.