Ein langer, stabiler Zaun, zwei Schrankenanlagen, einige Kameras, ein Sanitärcontainer und rund drei Fußballfelder asphaltierter Fläche – aus diesen Bestandteilen wurde auf dem Gelände von BSH in Giengen eine Art Parkplatz für Nutzfahrzeuge gebaut, dessen Konzept in Wahrheit viel weiter reicht: Die Anlage soll Truckerinnen und Truckern den Alltag erleichtern. Bis zu 80 Lastzüge könnten dort gleichzeitig stehen.
Um zu verstehen, warum es am Giengener Stadtrand einen so großen Stellplatz für Lastzüge, abgekoppelte Trailer oder sogenannte Wechselbrücken braucht, hilft ein Blick auf die Zahlen des BSH-Logistikzentrums, das nördlich der Brenzbahn angesiedelt ist, während die Kältefabrik den südlichen Teil des Werksgeländes einnimmt. Rund 500 Menschen arbeiten hier in der Logistik, in den Hallen gibt es 100.000 Quadratmeter Lagerfläche, im Außenbereich finden rund 3000 Container Platz. Im vergangenen Jahr verließen mehr als zwei Millionen Großgeräte, also zum Beispiel Kühl- und Gefrierschränke, das Lager, hinzu kamen fast 14 Millionen kleine Hausgeräte. Diese werden zwar nicht in Giengen produziert, der Logistikstandort übernimmt im Unternehmen aber eine Zentrallagerfunktion – nicht zuletzt wegen seiner zentralen Lage in Europa.
BSH Giengen: 30.000 Lkw-Transporte pro Jahr
Ein guter Teil der Waren und des im Werk benötigten Materials wird zwar bereits auf der Schiene transportiert, dennoch erreichen und verlassen jährlich rund 30.000 Lkw den Logistikstandort. „Wir leben das Bahnkonzept“, sagt Logistikchef Manuel Utz, aber der Transport über die Straße bleibe wichtig. Daher wurde ab 2020 in Giengen der sogenannte Traileryard gebaut, der sich mit „Auflieger-Hof“ übersetzen ließe.
Das Ziel war, den Transport über die Straße noch geschmeidiger zu gestalten. Der geräumige Hof soll Wartezeiten weitgehend vermeiden helfen: Ein Fahrer oder eine Fahrerin kommt mit einem leeren Auflieger an, stellt ihn auf dem Traileryard ab, koppelt einen beladenen Auflieger an und fährt weiter. „Wir entkoppeln damit die Lenkzeit vom Beladen“, erklärt der bei BSH in Giengen für den Transportbereich zuständige Andreas Richter.

Die Konzeption des Traileryards wurde aber noch von einem zweiten Gedanken getragen: Trucker sollen auf dem Parkplatz ihre Pausen verbringen können, mit zumindest einem Minimalkomfort im Gegensatz zu den gerade nachts und am Wochenende oft hoffnungslos überfüllten Parkplätzen an den Autobahnen. Der Druck auf die Fahrerinnen und Fahrer nehme zu, hat man bei BSH bemerkt. Sie müssen ihre Pausenzeiten einhalten, wünschen sich aber auch Sicherheit, um beruhigt schlafen zu können.
Gesicherter Parkplatz mit sanitären Anlagen
Daher wurde bereits 2024 damit begonnen, den 23.000 Quadratmeter großen Traileryard einzuzäunen. Zwei Schrankenanlagen erlauben nun Ein- und Ausfahrt, außerdem wurden Kameras installiert, die bei Tag und Nacht das Areal überwachen. Versucht beispielsweise jemand, über den Zaun zu klettern, rücken umgehend Security-Mitarbeiter aus der nahegelegenen Pforte an. Installiert wurde außerdem ein Sanitärcontainer mit Toiletten und Duschmöglichkeiten. Auf einen Automatenservice für Snacks oder Getränke wurde verzichtet, weil es in unmittelbarer Nähe einen Discountmarkt gibt.
Gut die Hälfte der Stellplätze ist zwar für den BSH-Werksverkehr reserviert, 30 Plätze werden aber in Kürze frei zu buchen sein und können dann von allen Fuhrunternehmen für ihre Mitarbeitenden genutzt werden. Abgewickelt werden Buchung und Bezahlung über das Bosch Secure Truck Parking. Über dieses System können sich Unternehmen registrieren und einen Stellplatz für einen gewissen Zeitraum buchen.
„Wir wollen uns als angenehmer Verladeort präsentieren“, sagt Andreas Richter. Speditionen kämpfen seit einiger Zeit um Personal, da müssten auch Unternehmen wie BSH zur Attraktivität der Arbeit beitragen. In Verbindung mit dem Buchungssystem ist der Parkplatz in Giengen in Europa konzernweit noch einzigartig.
Bosch sichert mehr als 600 Parkplätze in Europa
Das Buchungssystem für den Giengener Traileryard stammt aus dem Hause Bosch. Nutzer können per App einen Stellplatz für eine bestimmte Zeit buchen, erhalten dann einen QR-Code, der zum Ein- und Ausfahren an der Schranke dient. Das System ist fast europaweit am Markt. Zwischen Großbritannien und Polen, Dänemark und Portugal gibt es derzeit 633 Parkplätze mit dem Bosch Secure Truck Parking. Im Landkreis Heidenheim gibt es zwei solcher Plätze: einen bei BSH und einen weiteren mit 34 Plätzen auf Giengener Gemarkung im Industriepark A7. Die Preise variieren je nach Standort und Land, in Giengen kosten zwölf Stunden zwölf Euro.