Olaf Holzer schließt sein Oberberger Lädle an der Burgberger Stettbergstraße zum 30. Juni. In den vergangenen Wochen lief schon ein Abverkauf, in den letzten Tagen war kein Personal mehr im Laden, die Kunden konnten aber noch per Smartphone einkaufen. Die Schließung nach nur einem Jahr bedauert Holzer zwar, er wertet die Unternehmung dennoch als wertvolle Erfahrung.
„Es hat sich wirtschaftlich einfach nicht getragen“, sagt Holzer. In den vergangenen beiden Monaten habe er ein Minus erwirtschaftet, ungeachtet der dreistelligen Zahl an Arbeitsstunden, die er investierte und für die er sich selber keinerlei Gehalt auszahlte.
Innovatives Konzept wurde nicht ausreichend angenommen
Damit endet fast genau nach einem Jahr eine Geschäftsidee, mit der Holzer in Burgberg eine Nahversorgung mit Lebensmitteln und Dienstleistungen etablieren und gleichzeitig auch neue Formen des Einkaufens ausprobieren wollte: Das Oberberger Lädle war zwar nur zeitweise mit Personal besetzt, dafür aber 24 Stunden an sieben Tagen die Woche geöffnet. Wer etwa spät am Abend oder sonntags noch eine Lücke im Kühlschrank entdeckte, konnte ins Lädle gehen und seinen Einkauf über den Dienstleister Paypal oder eine Lastschrift bezahlen.
So modern und zeitgemäß das klingt – aus Holzers Sicht hat es nicht funktioniert. Enttäuscht oder gar frustriert klingt der Burgberger im Gespräch mit der HZ aber nicht. „Ich bin eben ein Mensch, der gerne ins kalte Wasser springt und Dinge ausprobiert“, sagt er. Und dass er durchaus eine Reihe von Stammkunden hatte, die die Schließung nun bedauerten, nimmt er dankbar zur Kenntnis. Er sei auch froh über die gewonnenen Erfahrungen und, wie er sagt, „die vielen netten Gespräche“.
„Es war eben ein Projekt“, fügt Holzer hinzu, „ich wollte sehen, wie groß der Bedarf in Burgberg wirklich ist.“ Hätten die Umsätze einen dauerhaften Betrieb möglich gemacht, war sein Plan, das Lädle an jemanden zu übergeben, der es selbstständig hätte weiterführen können. „Da es sich aber nicht trägt, bin ich gar nicht erst auf die Suche gegangen“, sagt Holzer. Seiner Erfahrung nach hätte ein Selbstständiger mindestens 160 Stunden im Monat investieren müssen, für Beschaffung, Bestellung, Buchhaltung, Abrechnung und all die anderen organisatorischen Dinge, dazu Wareneinsatz und Personalkosten. Am Ende war das für ihn jedenfalls zu viel Aufwand, zumal Holzer das angemietete Lädle zusätzlich zum Hauptberuf und zu seinem Privatleben betrieb.
Die Gebühren für die Online-Zahlung belasteten das Ergebnis
Holzer, der sich im Hauptberuf im Familienbetrieb um die Konzeption von Sondermaschinen kümmert, will es aber nicht dabei belassen, jetzt einfach ein letztes Mal den Schlüssel umzudrehen. Er hat analysiert, woran seine Idee vom Dorfladen womöglich krankte. Zum einen sei die Topographie des Dorfs ungünstig, sagt er. Sprich: Zwar hätte das Oberberger Lädle theoretisch ältere Menschen ansprechen können, aber wegen der Hanglage sei der Fußweg zum Laden in einer Richtung eben immer etwas beschwerlicher gewesen.
Auch seien die Nebenkosten und Gebühren für die Online-Zahlvorgänge ein gewichtiger Faktor gewesen. Gerade bei kleineren Einkäufen hätten die Grundgebühren für eine Lastschrift den möglichen Gewinn praktisch aufgezehrt. Hinzu kommt das, was Holzer den „menschlichen Faktor“ nennt: Viele Menschen hätten im Gespräch gesagt, sie wollten den Dorfladen unterstützen. Es brauche aber eine gewisse Organisation, um in einem Lädle zum Beispiel frisches Obst und Gemüse einzukaufen und im Discounter oder Supermarkt nur das, was es im überschaubaren Sortiment vor Ort nicht gibt. Da sei es eben einfacher, alles im Supermarkt zu kaufen, sagt Holzer: „Es ist menschlich, das Einfache zu suchen.“
Überschrift
In der Region gibt es vereinzelt weitere Dorfläden. In Heuchlingen wurde beispielsweise 2017 ein genossenschaftlich betriebener Dorfladen eröffnet, erst knapp zwei Monate alt ist die Filiale von „Tante-M“ in Dischingen. In Zöschingen (Landkreis Dillingen) existiert der Dorfladen seit mehr als 20 Jahren, während der Laden in Altheim (Alb-Donau-Kreis) erst seit Anfang 2023 am Markt ist. „S‘Lädle ums Eck“ in Söhnstetten war 2015 eröffnet worden, hat seine Türen aber im vergangenen Oktober endgültig geschlossen. In der Giengener Südstadt wird Foodtruck-Betreiber Dominik Stoll demnächst seinen 24/7-Laden eröffnen. Vielerorts setzen Anbieter mittlerweile auf Vermarktung über Automaten, in denen beispielsweise Käse, Eier oder auch Fleisch- und Wurstwaren angeboten werden.