Logistik

Ohne Fahrer von A nach B: Bei der Giengener BSH wird ein autonomer Lkw getestet

Im Giengener Werk der BSH werden im Logistikbereich vermehrt neue Techniken ausprobiert. Wie sieht das aus, welche Ziele stecken dahinter, und wie klappt es bisher?

Ohne Fahrer von A nach B: Bei der Giengener BSH wird ein autonomer Lkw getestet

Entscheidend auf dem großen Logistikgelände des Giengener BSH-Werks ist vor allem eines: Ein sicherer und effizienter Transport der vielen Kühlgeräte, die dort jeden Tag von A nach B gebracht werden. 100.000 Quadratmeter umfasst die Logistikfläche, entsprechend viel wird dort jeden Tag an Strecke zurückgelegt – unter anderem mit Lastkraftwagen und Gabelstaplern. Es ist ein Bereich, in dem sich momentan viel bewegt: Die BSH will künftig vermehrt auf fahrerlose E-Fahrzeuge setzen, was vorab intensiv getestet werden muss.

Schon seit längerem sind autonome Gabelstapler auf dem Gelände unterwegs, teilweise gibt es Bereiche in der Logistik, in der ausschließlich autonome Fahrzeuge operieren. Wenn die Produkte der BSH das Werksgelände verlassen, werden sie meist in Containern auf Züge oder Lkw verladen. Um mehr Platz für Lastwagen zu schaffen, wurde deren Yard 2021 auf 23.000 Quadratmeter vergrößert.

Größere autonome Fahrzeuge kamen dort bis vor kurzem noch nicht zum Einsatz. Seit Ende August, erklärt mit Eva Bauerschmidt eine Sprecherin des Unternehmens, gibt es in Giengen allerdings ein automatisiertes Fahrzeug. Partner der BSH ist hier die Firma Fernride, die die Arbeit von Fernfahrern mit autonomen Technologien kombiniert. "Das Fahrzeug wird aktuell auf dem Gelände des Logistikzentrums getestet und auf den Einsatz vorbereitet", so die Sprecherin.

All das geschieht im Rahmen eines geförderten Forschungsprojekts namens "Yard Management HDH", bei dem die BSH gemeinsam mit dem Landkreis, dem Zentrum für digitale Entwicklung aus Westhausen und den Firmen Fernride und ITK Engineering zusammenarbeitet. Ziel des Projekts ist es, den automatisierten Transport von bis zu 40.000 Hausgeräten pro Tag auf dem BSH-Gelände in Giengen zu ermöglichen.

Mehr Sicherheit, weniger CO2

Ende 2024 läuft dieses Forschungsprojekt aus. Bei der BSH soll danach entschieden werden, welche Einsatzmöglichkeiten in Giengen dauerhaft in Frage kommen. Momentan, so schildert es die Unternehmenssprecherin, arbeite man mit dem Fahrzeug im Pilotbetrieb: "In dieser Phase erproben wir einfache Tätigkeiten wie den Containertransport zwischen den Containerlagerflächen auf dem Logistikgelände. In einem weiteren Schritt werden komplexere Aufgaben wie das Handling und die Interaktion mit den Ladetoren erprobt."

Verbunden sei all das mit der Hoffnung, Erkenntnisse für den Einsatz automatisiert fahrender Elektrofahrzeuge auf dem Logistikgelände zu gewinnen, um die Verkehrssicherheit insgesamt zu verbessern und den Lärmpegel zu reduzieren, während der CO2-Ausstoß sinkt. "Damit zeigen wir auch, wie Unternehmen mit kommenden Pflichten zur Umwelt-Bilanzierung umgehen können. Langfristig streben wir für den täglichen Transport von Hausgeräten auf dem BSH-Gelände einen automatisierten Service an", heißt es seitens der BSH.

Zusammenarbeit mit der DHBW Heidenheim

Während der Forschungsphase arbeitet die Giengener Firma auch mit der DHBW Heidenheim zusammen. Ziel ist es, die Sensortechnologie für die Be- und Entladetore zu optimieren, sodass beim Rückwärtsrangieren alles sicher ablaufen kann.

Noch stecken die Entwicklungen in den Kinderschuhen, dennoch drängt sich die Frage auf, ob durch die fahrerlosen Fahrzeuge bei der BSH letztlich auch Arbeitsplätze wegfallen? Eine konkrete Antwort liefert die BSH nicht, dafür eine weitreichende Erklärung: "In Europa gibt es bereits heute einen Mangel an Lkw-Fahrern. Laut einem Bericht der internationalen Straßentransport-Union von 2022 gibt es bis zu 425.000 unbesetzte Stellen. Deshalb fühlen wir uns als BSH verpflichtet, zukunftsfähige Lösungen zu evaluieren und zu integrieren." Bauerschmidt ergänzt, dass die BSH durch die Automatisierung Potenzial für neue Berufsfelder in der Logistik sieht – und nennt als Beispiel die Qualifizierung zum Teleoperator (also im Grunde jemand, der die Geräte steuert).

Ein weiterer Vorteil aus Sicht der BSH: Fernfahrerinnen und Fernfahrer würden durch den Wegfall anstrengender Rangierarbeiten entlastet: "Die Aufenthaltszeiten am Standort können für Pausen genutzt werden", schildert Bauerschmidt. Langfristig könnten so die Arbeitsbedingungen für Fernfahrer und Teleoperatoren verbessert werden.

Im Giengener BSH-Werk verpacken Beschäftigte die Produkte zum Teil so weit, dass die Paketdienstleister diese nur noch ausliefern müssen. BSH

Paketversand spielt eine große Rolle

In diesem Jahr spielt der Paketversand an die BSH-Kunden und die Logistik insgesamt eine wichtige Rolle, insbesondere in der Vorweihnachtszeit oder während spezieller Verkaufsveranstaltungen wie dem "Black Friday", erklärt Unternehmenssprecherin Eva Bauerschmidt. Manche Produkte werden von der BSH aus direkt als Paket an den Endkunden verschickt. Ein Onlinehändler beispielsweise verkauft dann einen Kühlschrank, ohne diesen im eigenen Lager zu haben, und beauftragt stattdessen die BSH damit, das Gerät abzuschicken. Die BSH verfüge dafür über ein starkes Team, nicht nur in Giengen. "Wir bieten aktuell jedoch keine Geschenkverpackungen an und verschicken auch keine Grußkarten." Auch das hat es in der Vergangenheit bei der BSH schon gegeben.

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