Kommentar

Pläne für den Reha-Neubau in Giengen: „Ein Coup, nicht weniger“

In Giengen wurde geräuschlos im Hintergrund ein bemerkenswerter Deal eingefädelt: Mehrere Grundstücke wechseln den Besitzer und es soll eine neue Reha-Klinik gebaut werden. Das ist nichts weniger als ein Coup. Ein Kommentar von Marc Hosinner.

Das Entsetzen in der Bevölkerung war groß, als der Kreistag beschlossen hatte, dass die in Giengen ansässige und zum Klinikum Heidenheim gehörende Reha aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden soll. Der Aufschrei erfolgte zu Recht, zumal die umliegenden geriatrischen Einrichtungen komplett voll sind.

Giengens Oberbürgermeister Dieter Henle wollte sich von Anfang an nicht mit der Schließung abfinden. Er machte sich mit seiner Meinung im Kreistag keine Freunde, blieb aber beharrlich. Die Frage, die allerdings gestellt werden musste: Ist es Aufgabe einer Kommune, sich um die Reha-Versorgung für den Landkreis zu kümmern?

Nun, da umfangreiche wie vielschichtige Pläne präsentiert wurden, muss eingestanden werden: Das Engagement könnte sich in vielfacher Hinsicht gelohnt haben.

Wenn es wirklich zum Bau einer neuen Reha-Klinik im Ehbach kommt, ist der Stadt ein Coup gelungen, nicht weniger. Nach Industriepark, Barfüßer, neuem Dienstleistungszentrum und Müller-Neubau wäre die Reha ein weiteres, wenn nicht gar noch größeres Vorhaben als die genannten, das Giengen verändern würde. Kann man in Bezug auf die Projekte in der Marktstraße kritisch sein, würde die Reha der Stadt uneingeschränkt gut zu Gesicht stehen – zumal an dem vorgesehenen Platz.

Der Bau und der Betrieb der Einrichtung wird den Bürgerinnen und Bürgern in der Region zugutekommen. Giengen würde aber auch in mehrfacher Hinsicht profitieren: Von Arbeitsplätzen etwa, die entstehen und von Einkäufen, die von Angehörigen und Mitarbeitenden in der Stadt getätigt werden.

Freilich: Noch ist nicht alles eingetütet und es gilt noch Hürden zu nehmen. So fehlt unter anderem ein Betreiber und von heute auf morgen lässt sich die Planung auch nicht umsetzen. Was aber in der kurzen Zeit im Hochgeschwindigkeitstempo geleistet wurde, ist formidabel.

Die Stadt hat sich, wie es scheint, gute Partner an die Seite geholt. Sie tritt mehr als Dealer, denn als Akteur auf. So ist die Gefahr nicht zu groß, dass von der Verwaltung zu viele Ressourcen gebunden werden. Obendrein gibt es einen Plan B, der überzeugt.

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