Radfahren: Darum haben Wege zu den Giengener Schulen Priorität
Radfahren in Giengen? Das funktioniert nicht überall gut. Nun liegt ein Konzept vor, das deutliche Schwachstellen offenbart. Die sollen nach und nach beseitigt werden. Manches ist jedoch dringlich.
Radverkehrskonzept: Klingt erstmal sperrig. Aber dahinter verbirgt sich eine Empfehlung, wie in Sachen Radfahr-Mobiltät vieles besser und vor allem sicherer gemacht werden kann. Das wurde deutlich, als das Konzept in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vorgestellt wurde.
„Der Verbesserungsbedarf ist da“. konstatierte Oberbürgermeister Dieter Henle. Das Thema werde Stadt und Rat in den nächsten Jahren beschäftigen. „Aber es wird auch schnelle Lösungen geben. Zum Beispiel bei Abstellmöglichkeiten“, so die Ankündigung des Oberbürgermeisters.
Mehr als 80 Problemstellen für Radfahrer identifiziert
Es sind nicht gerade wenig Stellen, an denen Verbesserungen vorgenommen werden könnten. Ein Experte legte mannigfaltige Gefahren- und Problemstellen sowie Hindernisse dar. In der Summe mehr als 80. darunter beispielsweise Oberflächenschäden, nicht abgesenkte Bordsteine und Absätze, eingeschränkte Sichtfelder, zu schmale Wege. Als Gefahrenstellen wurden Einfahrten und zu wenig Markierungen genannt.
Eine Giengener Besonderheit sei, dass der Radweg bei einer Kombination aus Rad- und Gehweg teils nicht auf der Fahrbahnseite angebracht sei. Zudem seien Radwege gepflastert und die Gehwege asphaltiert. Als „größere Baustelle“ wurde die Verbindung der Ulmer- zur Steigstraße genannt, Auch die Beethovenstraße sei problematisch: Es müsste, so die Empfehlung, in beide Richtungen einen Radweg geben.
Handlungsbedarf an der Hauptverkehrsachse ausgemacht
Großer Handlungsbedarf bestehe auch an der an Hauptverkehrsachse über die Planie bis zur Memminger Wanne – auch aus Gründen der Sicherheit: In der Memminger Straße sei die Führung von Radlerinnen und Radlern auf Gehwegen mit „Rad frei“ nicht geeignet. Gehwege sollten Fußgängern vorbehalten sein
Nachholbedarf, und das nicht zu wenig, wird dem Konzept zufolge auch beim Thema Abstellen/Parken ausgemacht. Beim Schulzentrum in der Schwage fehle die Überdachung, es gebe zu wenig Stellplätze, ungeeignete Bügel. Auch am Bahnhof sei die Situation nicht gut: südlich der Bahnlinie fehlten Stellplätze komplett, auf der anderen Seite gebe es keine Einzelboxen – die aber in Zeiten von steigenden Zahlen an in der Anschaffung hochpreisigen E-Bikes nötig wären. Angesicht der Topografie sei der E-Bike- Boom super für Giengen, es brauche aber geeignete Parkmöglichkeiten.
„Das Konzept zeigt, dass die Radwege in schlechtem Zustand sind. Manche Strecken sind eine Katastrophe und gefährlich. Priorität müssen die Ertüchtigung der Hauptachse und die Wege zu den Schulen haben. Wir müssen den schönen Plan umsetzen“, so die Einschätzung von Stadtrat Dr. Erwin Kleemann (Unabhängige/Grüne).
Dessen Fraktionskollege Rainer Baisch sagte in der Diskussion: „Mit unseren Straßen passiert in nächster Zeit viel, etwa bei den Stichworten Glasfaser und Wärmenetze. Und nun noch der Radverkehr. Da sollten wir schauen, dass wir Synergien erzeugen.“
Werner Bader (CDU) pflichtete Kleemann bei: Priorität müssen die Wege zu den Schulen haben. „Wir sollten da in der nächsten Etatberatung schauen, wo wir das unterbekommen zur Umsetzung.“
Antrag von Stadtrat Dr. Kleemann wird einstimmig beschlossen
Nicht nur das Konzept wurde einstimmig vom Rat beschlossen, sondern auch ein Antrag von Dr. Kleemann mit folgendem Wortlaut: „Priorität haben die Hauptverkehrsachsen zu den Schulen. Es ist anzustreben, diese Maßnahme bis 2025 umzusetzen. Über den Fortschritt der Maßnahmen wird im Gemeinderat halbjährlich berichtet.“
Zum Teil soll die Umsetzung schnell gehen
Einige Vorhaben aus dem Radkonzept sollen noch 2023 starten: So soll eine neue Radabstellanlage im Bereich des Haupteingangs am Margarete-Steiff-Gymnasium auf den Weg gebracht werden, in Form neuer Einstellbügel sowie einer Teilüberdachung zum Schutz vor schlechter Witterung.
Zudem möchte die Stadt Planungen zur besseren Gestaltung der Bereiche „Waldhornkreuzung” und „Beethovenstraße“ sowie „Bahnhofstraße“ und „Frankfurter Kreuz“ vergeben.
Kleinere Vorhaben aus der Analyse der Gefahren- und Problemstellen – etwa die Entfernung von Hindernissen, die Absenkung von Bordsteinen, die Beseitigung von Sichthindernissen und mehr – sollen kontinuierlich und schnell umgesetzt werden.
Aufgrund der Vielzahl der Aufgaben wird die Realisierung mehrere Jahre in Anspruch nehmen.