Nachruf

Rastloser Pionier und leidenschaftlicher Unternehmer: Prof. Jörg Knoblauch stirbt im Alter von 75 Jahren

Der Giengener Jörg Knoblauch war in der ganzen Welt unterwegs und erfolgreich. Seine Heimatstadt Giengen schätzte er dennoch. Nun ist der Berater und Christ gestorben.

In seiner Post, die er kurz vor Weihnachten verschickte, zeigte er sich – wenige Wochen nachdem er eine Nierenspende erhalten hatte – sehr zuversichtlich. Letztlich hat sein Körper die Angriffe auf das Immunsystem nicht mehr abwehren können: Prof. Jörg Knoblauch starb vor wenigen Tagen im Alter von 75 Jahren unerwartet schnell. Mit ihm verliert die Stadtgesellschaft eine besondere Persönlichkeit, einen leidenschaftlichen Unternehmer, der in der ganzen Welt unterwegs war und dennoch seine Heimatstadt schätzte.

Knoblauch wurde Ende August 1949 in Giengen geboren, absolvierte nach einer eher schwierigen Schullaufbahn ein Ingenieurstudium, ein Studium der Betriebswirtschaft in den USA und promovierte 1981 an der Universität Innsbruck.

Mitte der 1970er-Jahre stieg er in den elterlichen Schlosserei-Betrieb ein, der in Giengen unter anderem die Kirchturmuhr und Mopeds reparierte. Es reifte die Erkenntnis, dass sich mit derlei Arbeiten kein mittelständischer Betrieb aufbauen lässt. Deutlich besser funktionierte unter dem Firmennamen „drilbox“ die Herstellung von Bohrer-Verpackungen. Weltweit war das Giengener Unternehmen die Nummer Eins auf diesem Gebiet – bis in asiatischen Ländern die Konkurrenz die Verpackungen deutlich günstiger auf den Markt brachte. Mit dem Unternehmen „tempus“ und deren Zeitplan-Systemen hatte sich Knoblauch ein zweites Standbein geschaffen. Das Produkt verkaufte sich blendend – bis Outlook auf den Markt kam und Planung auf Papier immer mehr in den Hintergrund rückte.

Sein letztes Buch wird posthum veröffentlicht

Knoblauch, der bis auf Sonntage eher rastlos unterwegs war, ließ sich davon nicht entmutigen. Sein neues Feld wurde das Thema Personal. Hier erreichte er eine Spitzenstellung. Bis heute ist seine Giengener Beratungsfirma „tempus ABC-Personal“ im Ried ansässig. Sein Wissen gab Knoblauch nicht nur als Berater, sondern auch als Buchautor weiter. Von seinen bislang 35 erschienenen Büchern wurden insgesamt 400.000 Exemplare verkauft. Sein letztes Buch „Talente sind das neue Gold“ wird nun posthum erscheinen.

Noch im vergangenen Herbst wurde er durch sein Vortragswesen in die Hall of Fame der German Speakers Association aufgenommen. Doch Knoblauch war nicht nur begnadeter Sprecher, sondern auch ein Gesprächspartner, der sich auf sein Gegenüber auf Augenhöhe einlassen konnte.

In Giengen war er, der 2002 zum Honorarprofessor ernannt wurde, von 1993 bis 98 Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins. Der Neujahrsempfang der Stadt geht auf seinen Neujahrsempfang des GHV zurück, den der damalige Oberbürgermeister Siegfried Rieg übernommen hatte.

Auch im christlichen Bereich war er ein Pionier. Er war Mitbegründer des Kongresses christlicher Führungskräfte, ein Wegbereiter der „Giengener Oase“ und ein ehrenamtlicher Berater zahlreicher kirchlicher und freikirchlicher Werke.